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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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Mädchen und kaute mit minimalen Mundbewegungen. Beim Frühstück plauderten wir über Wind und Wellen, das Leben und die Zeiten im Allgemeinen. Der Minister war bestens aufgelegt. Er erzählte Anekdoten und riss Witze und lachte aus vollem Hals. Der Weiße trank mehrere Tassen Kaffee, ohne sein Essen anzurühren. Er hopste ständig auf seinem Stuhl herum und kicherte lange vor den Pointen des Ministers. Er war mit den Gedanken offensichtlich woanders. Am Ende des Frühstücks erbot sich der Mugu, die Rechnung zu übernehmen. Niemand hatte etwas einzuwenden.
    »Dann kommen wir jetzt zum Geschäft«, erklärte Alhaji Mahmud.
    Protocol Officer legte los.
    »Alhaji, wie ich Ihnen schon sagte, interessiert sich Mister Winterbottom sehr für die Entwicklung Afrikas. Sein Unternehmen hat in mehreren Projekten in Südafrika und Uganda investiert.«
    Knapp und bescheiden wie jemand, der wusste, dass er wenig Zeit hatte, um sein Anliegen vorzubringen, kam er auf Mister Winterbottoms Qualitäten zu sprechen. Er hatte gerade das Angebot für den geplanten Akanu Ibiam International Airport angesprochen, als Cash Daddy ihm das Wort abschnitt.
    »Wo kommen Sie noch mal her?«, fragte Alhaji Mahmud.
    »Aus der Tschechoslowakei, nicht wahr?«
    »Ich bin Argentinier«, antwortete Mister Winterbottom.
    »Meine Eltern stammen ursprünglich aus England und lebten dann in Uganda, wo ich geboren bin. Aber ich bin in den siebziger Jahren nach Argentinien gezogen.«
    »Unglaublich!«, rief Alhaji Mahmud aus. Drei Gäste und vier Kellner sahen zu unserem Tisch herüber. »Das finde ich sehr interessant! Ein richtiger Weltbürger! Und außerdem sind Sie noch einer unserer afrikanischen Brüder. Einmalig. Es gibt nicht nur schwarze Amerikaner, es gibt auch weiße Afrikaner.«
    Mister Winterbottom kicherte. Wir lächelten.
    »Als junge Demokratie«, fuhr der Minister fort, »ist Nigeria reif für Großinvestoren wie Sie. Und wir bemühen uns um eine möglichst breite Anlegerpalette. Die meisten Großaufträge, die mein Ministerium in letzter Zeit vergeben hat, sind an die Deutschen gegangen. Ich möchte nicht, dass sie anfangen zu glauben, Nigeria gehöre ihnen. Wenn es schon lange gedauert hat, die Briten zu vertreiben, wer weiß dann, wie lange es bei den Deutschen dauern wird?«
    Es klang wie ein Witz. Ich und Protocol Officer lachten. Mister Winterbottom stimmte ein, nachdem er sich umgeschaut hatte, dass niemand mithörte.
    »Es wird Zeit, dass wir unser Land für andere öffnen«, fuhr der Minister fort. »Und kann man verheißungsvoller anfangen als mit einem Weißen, der sogar unser afrikanischer Bruder ist?«
    Cash Daddy schlug Mister Winterbottom auf die Schulter. Weiteres Kichern und Lächeln. Mit einem Schlag wurde der Minister sachlich.
    »Mister Winterbottom, ich will Ihnen etwas sagen. Dieser Akanu Ibiam Airport liegt mir sehr am Herzen. Die Igbos treten schon lange für ihren eigenen internationalen Flughafen ein, und es freut mich sehr, dass sich ihr Traum in meiner Amtszeit als Luftfahrtminister der Federal Republic of Nigeria erfüllen wird.« Er wandte sich mir und Protocol Officer zu. »Ihr seid Igbos, nicht wahr?«
    »Ja, Alhaji«, sagten wir.
    »Ah.« Er schüttelte mitleidig den Kopf. Er schüttelte ihn noch einmal. »Mister Winterbottom, wissen Sie, was ein Nigger ist?«
    Der Weiße zuckte zurück, als ob aus Cash Daddys Mund kurz eine Schlangenzunge geschossen wäre. Seine Augen gingen zu mir, sie gingen zu Mister Akpiri-Ogologo und dann wieder zum Minister. Er schien sich nicht sicher zu sein, ob das eine Fangfrage war, ob er zugeben sollte, dass er wusste, was das unanständige Wort bedeutete.
    »Wissen Sie’s?«, bohrte Cash Daddy nach.
    »Oh, das ist ein Wort, das sich nie in mein Vokabular einschleicht«, erwiderte Mister Winterbottom.
    »Aber Sie wissen, was es bedeutet?«
    »Ääääääh … ja.«
    »Die Igbos sind die Nigger Nigerias«, erklärte Cash Daddy, den Finger auf uns gerichtet. »Man hat sie misshandelt und marginalisiert.«
    Er hielt inne und tat einen kräftigen Atemzug.
    »Ignoriert«, fügte Protocol Officer leise hinzu. Cash Daddy sah mich kurz an.
    »Vergessen«, murmelte ich ebenso leise.
    »Ist Ihnen klar, dass diese Leute in der einzigen geopolitischen Zone Nigerias ohne einen internationalen Flughafen leben?«, fuhr Alhaji Mahmud fort, den Finger weiter auf uns gerichtet. »Dies wird ihr erster sein.«
    »Vielen Dank, Alhaji«, sagten wir.
    »Ich bin kein Igbo.« Alhaji Mahmud senkte

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