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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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unwahrscheinlich, und ich wusste auch nicht, ob ich es wollte. Ausländer aus wirtschaftlich florierenden Weltgegenden auszusaugen war eine Sache, aber die eigenen Brüder und Schwestern zu bestehlen, die einem den Auftrag gegeben hatten, ihnen zu dienen, war die niederste Niedertracht, vor allem wenn man ihre Leiden und Kämpfe tagtäglich unmittelbar vor Augen hatte. Ich tat niemandem weh, wenn ich die Winterbottoms dieser Welt ein wenig um ihren Besitz erleichterte. Wo diese Millionen herkamen, gab es noch viel, viel mehr.
    Als die folgenden drei Raten kamen, nahm ich sie ohne mit der Wimper zu zucken in Empfang.
    Jetzt, wo alle ihr Bestechungsgeld erhalten hatten, war Mister Winterbottom gekommen, um das Geschäft im Luftfahrtministerium zum Abschluss zu bringen und das Memorandum of Understanding zu unterzeichnen. Da dies sein erster Besuch beim Löwen von Afrika war, buchte ich aus Gefälligkeit seinen Flug und sein Hotelzimmer und holte ihn vom Flughafen ab.
    »Ihr Land ist schön«, sagte er auf dem Weg zum Hotel.
    »Alles macht so einen gut organisierten Eindruck.«
    Ich musste ihn ja nicht unbedingt darüber aufklären, dass das alles Kulisse war; unser schönes Abuja war ein Potemkinsches Dorf. Mister Winterbottom würde wahrscheinlich niemals den Niger nach Igbo-Land überqueren müssen, wo ihm Armut und Chaos direkt ins Gesicht springen würden. Abuja war nicht nur die Hauptstadt und der neue Regierungssitz, es war auch die teuerste Stadt in Nigeria. Wenn die Massen sich über die astronomischen Lebenshaltungskosten beklagten, bekamen sie regelmäßig von der Regierung zu hören, Abuja sei eben nicht für jedermann. Die Journalisten und Kolumnisten debattierten immer noch, wer wohl dieser »Jedermann« war. Für mich jedoch war es an der Zeit, dass ich mit einem Immobilienmakler über den Erwerb eines schönen Grundstücks sprach.
    Das Treffen fand im Komplex des Luftfahrtministeriums statt. Dem echten Komplex. Ein Cousin von World Banks Ehefrau Nummer zwei war so weit aufgestiegen, dass er ein schickes Büro in dem Gebäude hatte, und gegen ein Entgelt hatte er sich bereiterklärt, es uns kurzzeitig zu überlassen.
    Cash Daddy saß im Chefsessel, als wir eintraten. Er müsse in Bälde zu einer Unterredung mit dem Präsidenten, erklärte er, doch er gewährte uns einen kurzen Plausch, bevor er die nötigen Dokumente aushändigte.
    »Wir warten immer noch darauf, dass die Nationalversammlung den Haushalt bewilligt«, sagte der Minister.
    »Deshalb können wir den Vertragspartnern im Moment noch nichts für die Einrichtung der Baustelle zahlen.«
    Mister Winterbottom versicherte ihm, dass wir finanzstark genug waren, um loszulegen, und dass er gern bereit war, zu warten und die ausstehenden Zahlungen später entgegenzunehmen.
    »Das könnte unter Umständen bedeuten, dass Sie bis zum Abschluss des Projekts warten müssen«, warnte der Minister. »Es könnte darauf hinauslaufen, dass wir Ihnen die $187 Millionen auf einen Schlag voll bezahlen.«
    Die Vorstellung von voll gezahlten $187 Millionen macht etwas mit dem menschlichen Gehirn. Mister Winterbottom kicherte und hopste auf seinem Stuhl herum.
    Als wir wieder im Hotel waren, entnahm ich meinem Aktenkoffer Dokumente mit dem Briefkopf von Ozu High Seas und händigte Mister Winterbottom seine Kopien aus. Vermutlich war der Engländer aus Uganda und Argentinien doch gar nicht so ein Mugu. Er prüfte jedes Blatt eingehend und stellte mir hin und wieder eine Frage, bevor er zufrieden und schließlich bereit war, zu unterschreiben. Dazu holte er einen eleganten Füller aus seiner Jackettasche und setzte auf die Linie eine Unterschrift, die aussah, als sei sie es gewohnt, Milliarden zu indossieren.
    Anschließend stand Mister Winterbottom der Sinn nach einer Rundfahrt. Er hatte seine Kamera mitgebracht. Der Chauffeur sagte, er kenne die besten Sehenswürdigkeiten. Ich erklärte mich bereit, Mister Winterbottom auf seiner Rundfahrt zu begleiten.
    Der Chauffeur zeigte uns die modernen Villen von Asokoro und die malerischen Straßen von Maitama. Er wies hin auf die Villa des früheren Staatsoberhaupts General Ibrahim Babangida, die Villa des früheren Staatsoberhaupts General Yakubu Gowon, die Villa des früheren Staatsoberhaupts General Abdulsallam Abubakar. Er zeigte uns sogar ein Haus, das die Form eines Flugzeugs hatte. Mister Winterbottom beeindruckte das wenig.
    »Wo finde ich richtig gute Motive?«, fragte er. »Ich will richtige Fotos von richtigen

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