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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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ihm ein unbehagliches Gefühl im Nacken. Er marschierte mit seiner Kaffeetasse in der Hand unaufhörlich in der Küche auf und ab, bis es ihm schließlich zu dumm wurde und er beschloß, durch ein Telefongespräch seine Seelenruhe wieder herzustellen. Er hob den Hörer ab, wählte die Nummer von Lord Worth und hörte dann mit wachsender Unruhe, wie es am anderen Ende der Leitung läutete und läutete, ohne daß jemand an den Apparat ging. Mitchell legte den Hörer auf, um ihn sofort wieder abzunehmen und dieselbe Nummer noch einmal zu wählen – mit dem gleichen Ergebnis. Er trank seinen Kaffee aus, ging zu Roomers Haus hinüber und schloß mit seinem Schlüssel die Tür auf. Als er ins Schlafzimmer kam, fand er Roomer noch im Tiefschlaf vor. Er weckte ihn. Roomer blinzelte ihn mißbilligend an. »Was fällt dir ein, mich mitten in der Nacht zu wecken?«
    »Es ist nicht mitten in der Nacht.« Mitchell zog die Vorhänge auf, und strahlendes Sommersonnenlicht flutete in den Raum. »Es ist heller Tag, wie du unschwer erkennen würdest, wenn du dich dazu entschließen könntest, deine Augen ganz aufzumachen.«
    »Brennt dein Haus gerade ab, oder was ist los?«
    »Wenn es nur so harmlos wäre. Ich mache mir Sorgen, John. Schon beim Aufwachen hatte ich so ein ungutes Gefühl, und seitdem ist es immer schlimmer geworden. Vor fünf Minuten habe ich Lord Worth angerufen. Ich habe es zweimal versucht, aber es ging niemand an den Apparat. Dabei müssen mindestens acht bis zehn Leute im Haus sein.«
    »Was vermutest du denn, um Himmels willen?«
    »Du bist doch der Mann mit der großen Intuition. Mach dich fertig, ich setz' dir inzwischen Kaffee auf.«
    Bereits neunzig Sekunden später war Roomer in der Küche – lange bevor der Kaffee fertig war. Duschen und Rasieren hatte er sich gespart, aber er war sich zumindest mit dem Kamm durch die Haare gefahren. Er sah so aus, wie Mitchell sich fühlte.
    »Ich will jetzt keinen Kaffee«, sagte Roomer mit wütendem Gesicht, aber Mitchell wußte, daß sich die Wut nicht gegen ihn richtete. »Machen wir, daß wir hinkommen.«
    »Wir sind wirklich ein paar helle Köpfe«, sagte Mitchell im Wagen. »Wenn man uns oft genug eins über den Schädel haut, fangen wir vielleicht an, das Offensichtliche zu sehen. Aber wir sind ja viel zu klug, um das Offensichtliche zu sehen, nicht wahr?« Er klammerte sich krampfhaft an seinem Sitz fest, als Roomer mit kreischenden Reifen in eine unübersichtliche Kurve ging. »Langsam, Junge, langsam, wenn die Pferde schon draußen sind, braucht man die Stalltür nicht mehr zu verriegeln.«
    Widerwillig drosselte Roomer die Geschwindigkeit. »Ja, wir sind wirklich clever. Lord Worth nannte als Entschuldigung für seine Pläne die Drohung, daß seine Töchter entführt würden. Und du hast ihm auch noch gesagt, er solle unsere Anwesenheit gestern abend mit dieser Drohung erklären. Und trotzdem kam es uns beiden nicht in den Sinn, daß die Entführung sowohl logisch wie auch unvermeidlich war. Lord Worth hat nicht übertrieben – er hat Feinde, tückische Feinde, die ihn vernichten wollen, komme, was da wolle. Und jetzt haben sie zwei Trumpfkarten in der Hand, gegen die er völlig machtlos ist. Lord Worth liebt seine Töchter. Er wird die Hälfte seines Geldes opfern, um sie zurückzubekommen. Und die andere Hälfte wird er dazu verwenden, die Kidnapper zu fassen. Mit Geld kann man sich die besten Leute der Welt für eine solche Sache holen, und der Lord hat mehr als genug davon.«
    Mitchell schien jetzt ganz entspannt und ruhig. »Aber wir werden sie vor ihm schnappen«, sagte er genüßlich.
    Roomer rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her, als er in die Auffahrt einbog, die zum Haus führte. »Ich bin genauso wütend und beunruhigt wie du, aber es gefällt mir nicht, wenn du so zu reden anfängst, das weißt du.«
    »Ich würde sagen, ich wollte eine Absicht oder wenigstens eine Hoffnung damit ausdrücken«, erklärte Mitchell und lächelte. »Wir werden ja sehen.«
    Roomer brachte den Wagen vor dem Haus auf eine Weise zum Stehen, die das Bild des sorgfältig geharkten Kieses unbarmherzig zerstörte. Das erste, was Mitchell beim Aussteigen bemerkte, war eine seltsame Bewegung im Gebüsch neben der Zufahrt. Er nahm seine Waffe in die Hand und ging nachschauen. Aber er steckte seine Waffe gleich wieder ein, zog statt dessen sein Taschenmesser heraus und durchtrennte MacPhersons Fesseln. Obwohl er schon vierzig Jahre in Florida lebte, hatte der

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