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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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muß jemand von Ihnen an Bord kommen?«
    »Es muß niemand an Bord kommen, ich bitte Sie lediglich höflich, es zu gestatten – zu Ihrem eigenen Besten. Mir wäre es lieber, wenn zwischen unseren beiden Schiffen mindestens fünf Meilen Abstand lägen. Aber Sie brauchen Hilfe – bitte lassen Sie mich mit meinem Adjutanten an Bord kommen und Ihnen die Sache erklären. Denken Sie daran, was Ihrem Schwesterschiff, der Crusader, gestern abend im Hafen von Galveston passiert ist.«
    Kapitän Thompson wußte sehr gut, was mit der Crusader passiert war, aber er wußte natürlich nicht, daß er gerade mit dem Mann sprach, der dafür verantwortlich war. Klingelsignale ertönten, und drei Minuten später lag die Torbello regungslos im Wasser. Die Georgia schob sich so weit nach vorne, daß Cronkite und Mulhooney von ihrem Deck auf das Deck des vollbeladenen Tankers treten konnten. Sie warteten, bis die Georgia vorn und hinten sicher an dem Tanker vertäut war, und kletterten dann über eine Reihe von Leitern nach oben zur Brücke der Torbello.
    Beide Männer waren nicht wiederzuerkennen: Cronkite hatte sich einen buschigen, schwarzen Vollbart und einen sorgfältig gestutzten Schnurrbart angeklebt. Mit der dunklen Brille, der gutgeschnittenen Uniform und dem leicht schiefsitzenden, spitzen Käppi sah er wie der Prototyp des fähigen Küstenwachboot-Kapitäns aus. Mulhooneys Verkleidung war ähnlich.
    Auf der Brücke waren nur Kapitän Thompson und ein momentan arbeitsloser Steuermann. Cronkite schüttelte dem Kapitän die Hand. »Guten Morgen. Es tut mir leid, daß wir Sie bei der Erfüllung Ihrer Pflicht unterbrechen müssen, aber Sie werden noch froh darüber sein, daß wir Sie aufgehalten haben. Wo ist Ihr Funkraum?« Kapitän Thompson zeigte auf eine Tür am Ende der Brücke. »Ich möchte, daß mein Adjutant die Funkstille überprüft. Es ist unbedingt erforderlich.« Man sah dem Kapitän an, daß er sich ausgesprochen unbehaglich fühlte, aber er nickte, und Cronkite wandte sich an Mulhooney: »Gehen Sie, Dixon.«
    Mulhooney verschwand im Funkraum. Als er die Tür hinter sich zumachte, hob der Mann am Funkgerät den Kopf und sah ihn einigermaßen überrascht an.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Mulhooney freundlich – eine beträchtliche Leistung für einen Mann, dem Freundlichkeit völlig fremd war. »Ich bin von dem Küstenwachboot, das draußen längsseits liegt. Der Kapitän hat Ihnen gesagt, daß Sie Funkstille halten sollen?«
    »Ja, und ich halte mich auch daran.«
    »Haben Sie seit dem Verlassen der Meerhexe irgendwelche Funksprüche losgelassen?«
    »Nur alle halbe Stunde die routinemäßige Meldung.«
    »Werden diese Meldungen bestätigt? Ich habe meine Gründe für diese Frage.« Aber er hütete sich, sie zu verraten.
    »Nein. Naja, das übliche ›roger‹ – und ›over‹ eben.«
    »Auf welcher Frequenz?«
    Der Funker deutete auf die Konsole. »Ist eingestellt.«
    Mulhooney nickte und trat hinter den Funker. Und dann schlug er ihm, um sicher zu gehen, daß er die Funkstille auch bestimmt einhielt, den Griff seiner Pistole über den Kopf. Gleich darauf war er wieder auf der Brücke, wo Kapitän Thompson sich in einem Zustand beträchtlicher und verständlicher Besorgnis befand. Er versuchte, seine Angst durch forcierte Ungläubigkeit zu überspielen. »Sie wollen mir also einreden, daß die Torbello eine schwimmende Zeitbombe ist?«
    »Es handelt sich wahrscheinlich nicht nur um eine Bombe, sondern um mehrere. Unsere Informationsquellen – die ich leider nicht preisgeben darf – sind absolut zuverlässig.«
    »Mein Gott, es kann doch kein normaler Mensch so verrückt sein, einen so großen Ölfleck im Golf zu verursachen.«
    »Es ist Ihre Annahme, daß wir es hier mit normalen Menschen zu tun haben, nicht meine«, sagte Cronkite. »Welcher normale Mensch hätte es fertiggebracht, die ganze Stadt Galveston in Gefahr zu bringen, indem er Ihr Schwesterschiff in die Luft sprengte?«
    Der Kapitän überdachte diese Frage mit ständig düsterer werdender Miene.
    »Ich möchte jedenfalls – natürlich nur mit Ihrer Einwilligung – das ganze Schiff gründlichst untersuchen. Mit den Leuten, die ich für diese Aufgabe zur Verfügung habe, sollte das ganze nicht länger als eine halbe Stunde in Anspruch nehmen.«
    »Mit was für einer Art von Zeitbombe rechnen Sie?«
    »Ich nehme nicht an, daß wir eine Zeitbombe finden – oder überhaupt eine Bombe. Ich denke, daß die Sprengsätze per Funk

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