Die Meerhexe
Sie den Fall bearbeiten.«
»Sie haben ihm noch gar nichts gesagt?« McGarrity konnte sein Glück kaum fassen.
»Nein.«
»Sagen Sie ihm, er soll ganz ruhig sein – na, jedenfalls so ruhig, wie es unter den gegebenen Umständen möglich ist. Ich werde mein Bestes tun.«
»Ich richte es aus, Chef.«
Roomer zuckte zusammen und kniff die Augen zu.
McGarritys Stimme klang ausgesprochen souverän. »Und jetzt zu den lokalen Gesetzesvertretern.«
»Ich glaube, wir müssen sie einweihen. Allerdings bin ich nicht gerade glücklich darüber – sie sind gegen uns eingenommen. Wenn sie sich nun weigern, die Sache geheim zu halten …«
»Falls das passieren sollte«, sagte McGarrity mit unheilvoller Stimme, »verweisen Sie denjenigen bitte direkt an mich. Weiß sonst noch irgend jemand Bescheid?«
»Natürlich nicht. Sie sind der einzige, der eine Sperrung der Fluchtwege anordnen kann – also war es doch klar, daß wir uns zuallererst mit Ihnen in Verbindung setzten.«
»Das war auch das einzig Richtige«, stimmte McGarrity wohlwollend zu. Er hatte allen Grund, sich zu freuen, denn bisher war seine Wiederwahl durchaus nicht sicher gewesen, aber diese Entführung würde ganz bestimmt dafür sorgen, daß er in seinem Amt bestätigt wurde. »Ich werde die Sache in die Hand nehmen. Halten Sie mich auf dem laufenden.«
»Klar, Chef.« Mitchell legte auf.
Roomer sah ihn bewundernd an. »Du bist ein noch größerer Heuchler als McGarrity.«
»Reine Übungssache. Jedenfalls haben wir erreicht, was wir wollten.« Mitchells Miene verdüsterte sich. »Ist dir schon der Gedanke gekommen, daß die Gangster vielleicht bereits über alle Berge sind?«
Auch Roomer sah nicht sonderlich fröhlich aus. »Möglich. Aber jetzt schön der Reihe nach. Zuerst kommt doch Lord Worth dran, oder?« Mitchell nickte. »Dieses Gespräch überlasse ich dir. Es heißt, daß er, wenn man ihn provoziert, über einen unheimlich reichen Wortschatz verfügt, der nicht die geringste Ähnlichkeit mit aristokratischer Ausdrucksweise hat. Ich unterhalte mich lieber mit dem Personal und werde ihnen eine Stärkung verabreichen – am besten den für Lord Worth reservierten Brandy –, damit sie vergessen, was sie durchgemacht haben. Vielleicht lösen sich dann ihre Zungen, und ich kriege was aus ihnen raus. Allerdings kann ich sie ja nur nach Beschreibungen der Stimmen fragen oder ob die Gangster etwas angefaßt und darauf vielleicht Fingerabdrücke hinterlassen haben. Wobei letzteres natürlich auch nur nützt, wenn ein Vorstrafenregister existiert.«
»Von dem, was du mir da erzählst, scheint mir der Brandy der beste Teil zu sein. Würdest du Jenkins freundlicherweise bitten, einen großen, nein zwei große zu bringen«, sagte er mit einem Blick auf Robertson.
Roomer war schon an der Tür, als er sich noch einmal umdrehte. »Weißt du, was in alten Zeiten mit den Überbringern schlechter Nachrichten passierte?«
»Ja. Man machte sie einen Kopf kleiner.«
»Er wird uns wahrscheinlich mangelnde Vorsicht und Voraussicht vorwerfen – und damit hat er nicht unrecht, wenn ihn auch mindestens ebensoviel Schuld trifft wie uns.« Roomer verließ den Raum.
»Verbinden Sie mich mit Lord Worth, Jim.«
»Das würde ich sofort tun, wenn ich wüßte, wo ich ihn erreichen kann. Als ich gestern abend ging, war er noch hier. Wo er jetzt ist, weiß ich nicht.«
»Er ist auf der Meerhexe.«
Robertson hob eine Augenbraue und wandte sich schweigend seinen Geräten zu. Fünfzehn Sekunden später war die Verbindung hergestellt. Mitchell nahm den Hörer. »Lord Worth, bitte.«
»Bleiben Sie dran.«
Gleich darauf war eine andere, heisere und bei weitem nicht so freundliche Stimme zu hören.
»Was wollen Sie?«
»Lord Worth, bitte.«
»Woher wissen Sie, daß er hier ist?«
»Woher ich … was spielt denn das für eine Rolle? Kann ich ihn jetzt bitte sprechen?«
»Hören Sie zu, Mister, es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß Lord Worth nicht unnötig gestört wird. Wir bekommen eine Menge merkwürdige Anrufe von merkwürdigen Leuten. Woher wollen Sie überhaupt wissen, daß er hier ist?«
»Weil er es mir gesagt hat.«
»Wann?«
»Gestern abend. Gegen Mitternacht.«
»Wie heißen Sie?«
»Mitchell, Michael Mitchell.«
»Mitchell.« Larsens Ton änderte sich merklich. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
»Weil ich kein Gestapo-Verhör erwartet habe. Sie müssen Commander Larsen sein.«
»Richtig.«
»Sie sind nicht gerade
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