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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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ich nicht, Sir. Ich komme gerade jetzt erst zufällig hier vorbei. Aber wenn ich auf der Flucht wäre, dann würde ich genau das tun – es ist auch schon x-mal getan worden. Man kann ganz leicht in der Mitte des Baches aussteigen und eine halbe Meile oder sogar eine ganze flußaufwärts oder -abwärts gehen. Dutzende von kleinen Rinnsalen münden in diesen Bach, und man kann ohne weiteres in einem von ihnen eine Meile weit in den Sumpf hineinwaten, ohne einen Fuß auf trockenen Boden zu setzen. Wenn die das gemacht haben, dann finden Sie sie vor Weihnachten ganz bestimmt nicht mehr, Chief.«
    »Wie tief ist der Bach?«
    »Höchstens dreißig Zentimeter.«
    »Wozu gibt es dann eine Fähre? Ich meine, mit solchen Stiefeln wie den Ihren könnte man doch durch das Wasser waten, ohne naß zu werden.«
    Der Fremde sah regelrecht schockiert aus. »Das fehlte noch! Ich brauche jeden Morgen eine geschlagene Stunde, um die Dinger auf Hochglanz zu bringen. Außerdem gibt es haufenweise Wasserschlangen.« Er schien eine ausgesprochene Abneigung gegen diese Spezies zu haben. »Wozu die Fähre da ist? In der Regenzeit steigt der Bach so hoch.« Er legte eine Handkante an seine Brust.
    McGarrity rief den Hundeführern zu, sie sollten zurückkommen. »Gibt es irgendwo in den Sümpfen eine Stelle, an der ein Hubschrauber landen könnte?« fragte Mitchell den Fremden.
    »Aber sicher. Da draußen gibt es mehr festen Boden als Sumpf. Aber ich habe noch nie einen Helikopter hier gesehen.«
    Die Hundeführer und die Hunde verließen die Fähre, und dann machten sich alle zusammen auf den Rückweg zu dem verlassenen Fahrzeug der Entführer, während der Fremde sich bückte und ein paar unsichtbare Stäubchen von seinen Stiefeln schnippte. Plötzlich blieb Mitchell stehen. »Einen Moment, bitte«, sagte er, »ich habe eine Idee.« Er öffnete die beiden Plastiktüten mit den Morgenröcken, hielt sie den Hunden noch einmal vor die Nase und bat die beiden Hundeführer, ihm zu folgen. Sie gingen an den beiden Wagen und Kombis vorbei – die Hunde ließen sich zunächst nur äußerst widerwillig hinterherzerren.
    Nach etwa zwanzig Metern aber verschwand ihr Widerwillen: sie bellten und drängten vorwärts. Die nächsten zwanzig Meter zogen sie die beiden Männer hinter sich her, blieben dann plötzlich stehen, schnupperten ein paarmal im Kreis und setzten sich schließlich mutlos auf die Hinterfüße. Mitchell hockte sich hin und untersuchte die Oberfläche des Weges. »Was gibt es?« fragte McGarrity, der ihnen gefolgt war.
    »Das da!« Mitchell deutete auf den Boden. »Es war noch ein Fahrzeug hier. Man sieht ganz deutlich, wo die Hinterräder durchgedreht haben, als der Wagen zurückstieß. Die Kidnapper haben damit gerechnet, daß wir Suchhunde einsetzen würden – es war ja auch naheliegend –, und deshalb trugen sie die Mädchen ungefähr zwanzig Meter, um die Spur zu unterbrechen, bevor sie sie wieder laufen ließen.«
    »Sehr scharfsinnig, Mr. Mitchell, wirklich sehr scharfsinnig.« McGarrity sah nicht halb so begeistert aus wie seine Worte klangen. »Die Burschen sind uns also entwischt. Und wir haben nicht die leiseste Ahnung, wie das Fluchtfahrzeug aussieht.«
    »Vielleicht ist es gar kein Fahrzeug – vielleicht haben sie sich einen Hubschrauber geliehen.«
    »Einen Hubschrauber?« Polizeichef McGarrity war wirklich leicht zu verblüffen.
    Mitchells Geduld neigte sich dem Ende zu. »Vielleicht ist das Ganze aber auch ein doppelter Bluff. Möglicherweise haben sie die Mädchen auch zu dem Kombiwagen zurückgebracht und warten jetzt an einer verabredeten Stelle im Sumpf darauf, daß sie ein Hubschrauber abholt. Sie haben ja gehört, was der Bursche vorhin gesagt hat – es gibt im Sumpf jede Menge Möglichkeiten, mit einem Hubschrauber zu landen.«
    McGarrity nickte gewichtig und schien ernsthaft nachzudenken. Er hatte das Gefühl, daß es für ihn an der Zeit war, auch mal etwas Positives zur Lösung des Problems beizutragen. »Den Sumpf können wir vergessen – das ist hoffnungslos. Also muß ich mich auf den Hubschrauber konzentrieren.«
    »Und wie wollen Sie das machen?« fragte Mitchell.
    »Überlassen Sie das nur mir.«
    »Das ist aber nicht gerade fair, Mr. McGarrity«, protestierte Roomer. »Wir haben Ihnen vollstes Vertrauen geschenkt: Finden Sie nicht, daß wir da das gleiche von Ihnen erwarten dürfen?«
    »Also gut.« McGarrity schien noch mit sich zu kämpfen, in Wahrheit freute er sich jedoch über diese

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