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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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in seine Nähe zu lassen, es sei denn, es handelte sich um eines, dessen Ungefährlichkeit außer Frage stand – und da kommt nur die Marine oder die Küstenwache in Frage. Wir haben gehört, daß ein seismologisches Überwachungsschiff der Marine Gulf Corporation verschwunden ist. Viele von diesen Schiffen sind früher für die Küstenwache gefahren und haben einen Hubschrauberlandeplatz. Das verschwundene Schiff hieß Hammond. Mit Ihren Verbindungen können Sie in Minuten herausfinden, ob mein Verdacht richtig ist.«
    Lord Worth brauchte wirklich nur Minuten. »Sie haben also tatsächlich recht«, sagte er. Er war zu verdattert, um sich bei Mitchell zu entschuldigen. »Und als Cronkite Galveston auf diesem Schiff verließ, lief es unter dem Namen Questar! Weiß der Himmel, wie es jetzt heißt. Ich frage mich, was als nächstes kommt.«
    »Ich nehme an, ein Anruf von Cronkite«, vermutete Mitchell.
    »Warum sollte er mich anrufen?«
    »Um irgendwelche horrenden Forderungen zu stellen, denke ich. Ich weiß es nicht.«
    Lord Worth war nicht so leicht unterzukriegen. Er hatte mächtige und einflußreiche Freunde. Er rief einen ihm befreundeten Admiral im Marinehauptquartier in Washington an und verlangte, daß sofort eine Einheit losgeschickt würde, um das Meer abzusuchen. Die Marine meinte entschuldigend, daß sie für ein solches Vorhaben die Erlaubnis des Oberbefehlshabers brauchte – in diesem Fall die des Präsidenten selbst. Der Präsident zeigte zwar höflich, doch deutlich sein Desinteresse. Weder er noch der Kongreß hatten Veranlassung, den Ölgesellschaften, die sie schon oft genug verspottet hatten, Sympathie entgegenzubringen – und das mußte nun Lord Worth ausbaden, obwohl er noch niemandem aus Washington zu nahegetreten war. Abgesehen von allem anderen, so sagte man, läge das abzusuchende Gebiet außerhalb der amerikanischen Hoheitsgewässer. Außerdem regne es im Golfgebiet, und die Nacht sei pechschwarz – demzufolge sei es also unmöglich, die vielleicht hundert verschiedenen Schiffe, die auf den Radarschirm erschienen, zu identifizieren. Lord Worth wandte sich an den CIA. Hier war das Desinteresse noch größer. Man hatte in den letzten Jahren böse Kritik von der Öffentlichkeit einstecken müssen und verbrachte jetzt jede freie Minute damit, sich die Wunden zu lecken.
    Das FBI wies nur kurz darauf hin, daß seine Beamten nur im Inland eingesetzt werden dürften und ohnehin seekrank würden, sobald sie Wasser nur von weitem sähen.
    Lord Worth erwog, sich an die UNO zu wenden, wurde jedoch von Larsen und Mitchell davon abgebracht. Nicht nur, daß die Golfstaaten, Venezuela, Nigeria, jedes kommunistische Land und alle Staaten der Dritten Welt – und die machten den größten Stimmenanteil aus – ein Veto gegen einen solchen Wunsch einlegen würden, die UNO hatte auch gar keine legale Berechtigung, eine solche Aktion in die Wege zu leiten. Und abgesehen davon waren wahrscheinlich alle Verantwortlichen um diese Zeit sowieso im Bett.
    Zum ersten Mal in seinem Leben wußte Lord Worth nicht weiter. Ganz plötzlich kam ihm zu Bewußtsein, daß auch er nur ein ganz normaler Sterblicher war.
    Er glaubte, es könne ihm nichts mehr passieren, aber kurz darauf sollte er feststellen, daß er sich genauso irren konnte wie jeder andere Mensch.
    Ein Anruf kam durch. Es war, wie Mitchell vorausgesagt hatte, Cronkite, der sagte, er freue sich, Lord Worth mitteilen zu können, daß kein Grund zur Besorgnis bestehe – die Torbello sei in seiner Hand. »Wo?« fragte Lord Worth nur. Wäre seine Tochter nicht anwesend gewesen, wäre seine Frage wohl nicht so kurz ausgefallen.
    »Ich ziehe es vor, Ihnen darüber keine genauen Angaben zu machen. Es muß Ihnen genügen, wenn ich Ihnen sage, daß sie in den Hoheitsgewässern eines mittelamerikanischen Landes vor Anker liegt. Ich habe die Absicht, das Öl diesem armen Land zu überlassen.« Allerdings erwähnte er nicht, daß er plante, es zum halben Preis zu verkaufen und sich dadurch ein paar hunderttausend Dollar zu verdienen. »Dann lasse ich den Tanker aufs offene Meer hinausbringen und versenken. Wenn Sie nicht …«
    »Wenn ich nicht was?« fragte Lord Worth. Seine Stimme war merkwürdig heiser.
    »Wenn Sie nicht augenblicklich den Weihnachtsbaum schließen und die Pump- und Bohrarbeiten einstellen.«
    »Idiot.«
    »Was meinten Sie?«
    »Ihre Bande von Strolchen hat das bereits veranlaßt. Wurde Ihnen das denn nicht mitgeteilt?«
    »Ich will einen

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