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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Beweis. Ich möchte Mortenson sprechen.«
    »Bleiben Sie dran«, sagte Lord Worth müde, »ich lasse ihn holen.«
    Mitchell stand auf. Als er zurückkam, wieder mit Overall und Kapuze, war Mortenson bereits gründlich instruiert worden. Er bestätigte Cronkite gegenüber, daß alle Arbeiten auf der Meerhexe eingestellt seien. Cronkite drückte seine Zufriedenheit darüber aus und legte auf. Mitchell nahm die Achtunddreißiger von Mortensons Nacken, und zwei von Palermos Männern brachten ihn hinaus. Mitchell zog seine Kapuze vom Kopf, und Marina sah ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Ungläubigkeit an. »Du warst bereit, ihn umzubringen«, flüsterte sie.
    »Aber nicht im geringsten – ich wollte ihm ein bißchen auf den Kopf klopfen und ihm sagen, was er für ein guter Junge ist. Ich hatte dir doch gesagt, du solltest mit dem Hubschrauber fliegen.«

IX
    Lord Worth hatte gerade ein Taschentuch herausgeholt, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, als zwei Männer ins Zimmer gestürmt kamen. Einer war Palermo und der andere ein Mitglied der Bohrmannschaft namens Simpson, dessen Aufgabe die Kontrolle der Sensoren war, die an den Beinen der Plattform und an den Verankerungskabeln befestigt waren. Er befand sich im Zustand höchster Erregung.
    »Welche Hiobsbotschaft haben Sie mir zu bringen?« fragte Lord Worth.
    »Irgend jemand ist unter der Bohrinsel, Sir. Meine Instrumente spielen total verrückt. Irgendein Gegenstand – aller Wahrscheinlichkeit nach ein metallischer – kommt immer wieder in Berührung mit dem westlichen Bein.«
    »Ist das ganz sicher?« Simpson nickte heftig. »Ich kann nicht glauben, daß Cronkite versucht, die Bohrinsel in die Luft zu jagen, solange seine Männer hier sind.«
    »Vielleicht will er sie nicht völlig zerstören«, sagte Mitchell, »sondern nur ein Bein soweit beschädigen, daß die Bohrinsel sich zu einer Seite neigt und die Pumpe und der Bohrer nicht mehr arbeiten können – vielleicht ist er aber auch bereit, seine Männer zu opfern.« Er wandte sich an Palermo: »Ich weiß, daß Taucherausrüstungen an Bord sind. Zeigen Sie sie mir bitte.« Die beiden Männer verließen den Raum.
    »Ich nehme an, er ist wieder mal unterwegs, um jemanden umzubringen«, sagte Marina. »Er ist in Wirklichkeit gar kein Mensch, nicht wahr?«
    Lord Worth sah sie tadelnd an. »Wenn du es als unmenschlich bezeichnest, daß er dich vor dem Tod bewahren will, dann ist er unmenschlich. Es gibt auf dieser verdammten Bohrinsel nur einen einzigen Menschen, für den er wirklich etwas empfindet, und das weißt du auch ganz genau. Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß ich mich einmal einer meiner Töchter schämen muß.«
    Palermo hatte zwei ausgebildete Taucher unter seinen Kumpanen, aber Mitchell beschloß, nur einen von ihnen mit hinunter zu nehmen. Palermo war nicht leicht zu beeindrucken, aber das Bild, das er sich von Mitchell hatte machen können, veranlaßte ihn dazu, Mitchells Entschluß nicht in Frage zu stellen. In ganz kurzer Zeit hatten Mitchell und sein Begleiter, ein Mann namens Sawyers, die Tauchausrüstungen angelegt und sich mit wieder ladbaren Druckluft-Harpunengewehren und Messern bewaffnet. Sie wurden auf die einzige Art zum Wasser hinunter befördert, die man auf einer so riesigen TLP hatte – in einem Drahtkäfig, der am Ausleger des Krans befestigt war. Als der Käfig die Wasseroberfläche berührte, öffneten sie die Tür, tauchten und schwammen zu dem riesigen, westlichen Bein. Simpson hatte sich nicht geirrt – es wurde tatsächlich daran gearbeitet. Zwei Männer waren es, durch Leinen und Luftschläuche mit einem Schiff verbunden, das von hier unten nur als Schatten zu erkennen war. Beide Männer trugen starke Kopfscheinwerfer. Sie waren eifrig damit beschäftigt, Haftminen, konventionelle Minen und mit Amatol gefüllte Streifen an dem riesigen Bein zu befestigen. Mitchell schätzte, daß sie genügend Sprengstoff dabei hatten, um den Eiffelturm zum Einsturz zu bringen.
    Die beiden Saboteure waren so in ihre Arbeit vertieft, daß sie Mitchells und Sawyers Näherkommen gar nicht bemerkten. Die beiden Taucher preßten ihre Masken gegeneinander, sahen einander in die Augen – die Scheinwerfer der Saboteure reflektierten genügend Licht – und nickten gleichzeitig. Da sie gegenüber potentiellen Killern keine Skrupel hatten, jagten sie ihnen die Harpunen kurzerhand in den Rücken. Der Tod mußte in beiden Fällen augenblicklich eingetreten sein.

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