Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
habe bereits
einem halben Dutzend von euch Polypen alles gesagt, was ich weiß. Hank ist tot.
Und damit hat sich’s.« Sie wollte die Tür schließen. Ich schob den Fuß in den
Spalt, schob die Tür mit der Schulter auf und trat ein.
    Sie wollte anfangen zu streiten
und zuckte dann die Schultern, was die prächtige Wirkung hatte, daß ihre Brüste
Muster auf dem schwarzen Jersey zeichneten. »Seien Sie mein Gast.« Sie schloß
die Tür, ging zu einem Tisch, der vor einem Sofa stand und nahm ein halbvolles
Glas in die Hand.
    »Hübsch haben Sie es hier«,
sagte ich.
    »Sie sind ein Lügner. Es ist
ein scheußliches Loch, und das wissen sie auch.«
    Ich blickte mich um. Die Wohnung
war seit mindestens einer Woche nicht gereinigt worden. Papierhaufen lagen auf
dem Stuhl und auf dem Boden neben dem Sofa. Ein halbes Dutzend Gläser stand
leer auf verschiedenen Möbelstücken überall im Zimmer herum. Die Jalousie war
heruntergelassen, eine in der Ecke stehende Lampe spendete die gesamte
Beleuchtung. Ich mußte ihr recht geben. Es war ein scheußliches Loch. Aber
schließlich war ich nicht gekommen, um mir die Wohnung als Musterbeispiel für Das
Schöne Heim zu notieren.
    »Darf ich mich setzen?« fragte
ich.
    Sie zuckte erneut die
Schultern. Ich hätte ihr dabei den ganzen Tag zusehen können. »Setzen Sie sich
eben.«
    Ich ließ mich auf das Sofa
fallen, und die Sprungfedern beschwerten sich. Die leeren Flaschen, die zu den
leeren Gläsern gehörten, hatten dort ihre letzte Ruhe gefunden. Ich zündete mir
eine Zigarette an.
    Sie trank einen Schluck. »Wieso
schickt man nach all den Fragen, die ich seit gestern nacht beantwortet habe, nun auch noch Sie? Habt ihr Polypen nichts Besseres zu tun?«
    »Ich bin ein Spezialist«,
gestand ich bescheiden. »Ich habe nichts mit der üblichen Routinearbeit zu
tun.«
    Sie rümpfte die Nase, ging zu
dem mir gegenüberstehenden Stuhl und ließ sich darauf fallen. »Spezialist!«
Erneut rümpfte sie die Nase, schlug ein langes Bein über das andere, so daß ihr
Rock weit über die Schenkel hinaufrutschte. Sie unternahm halben Herzens einen
Versuch, ihn herunterzuziehen, gab es aber schließlich auf.
    »Also fangen Sie schon an mit
den Fragen«, sagte sie. »Sie werden ebensoviel erfahren wie die anderen.«
    Ich blies langsam Rauch aus.
    »Wer konnte den Wunsch hegen,
Hank zu ermorden?« fragte ich ruhig.
    »Das habe ich den anderen
Polypen schon gesagt«, erwiderte sie. »Versuchen Sie es für Ihr großes Gehalt
mit was anderem.«
    »Hank war Techniker bei der
United World — oder ist das nicht wahr?«
    »Auch das wissen Ihre Kollegen
bereits.«
    »Kannte er einen Mann namens
Baxter — Joe Baxter?«
    »Woher soll ich das wissen?
Hank kannte eine Menge Männer — und auch Frauenzimmer.«
    Sie sah ein wenig melancholisch
drein und ertränkte die Anwandlung mit einem Schluck Bourbon. Ich stellte fest,
daß sie ihren Alkohol pur zu sich nahm und nicht einmal schauderte, wenn er ihr
die Kehle hinabrann.
    »Das war Ihnen nicht recht?«
fragte ich. »Die Frauen, meine ich?«
    »Sie täuschen sich, Polyp«,
fuhr sie mich an. »Hank ging seines Weges und ich ging meines Weges. Er blieb
mir vom Leib, und ich blieb aus seinem Bett.«
    »Sehr gemütlich«, murmelte ich.
»Glauben Sie, Hank könnte umgebracht worden sein, weil er sich mit zu vielen
Frauen herumtrieb?«
    »Das haben die anderen Polypen
auch schon gefragt. Hören Sie zu, Freund — was ist denn eigentlich an Ihnen so
speziell? Ich meine abgesehen davon, daß Sie mit allem einen Tag
hinterherhinken?«
    Wenn ich es mir recht
überlegte, so konnte ich an ihr auch nichts Spezielles entdecken. Bisher hatte
sie mir keinerlei Hinweise gegeben.
    Ich versuchte es erneut.
    »Hat Hank sich in letzter Zeit
irgendwelche Sorgen gemacht?« fragte ich. »Hat ihm jemand gedroht?«
    »Hank hatte keinerlei Grund zu Sorgen«,
sagte sie, erneut mit einem Unterton von Melancholie. »Nicht mal wegen mir.
Keine Kinder, kein Geld, keine Verantwortung — das war Hank.«
    »Haben Sie ihn je mit einer
anderen Frau zusammen gesehen?«
    Sie stand abrupt auf. Einen
Augenblick lang glaubte ich, sie würde mit einem Schuh auf mich losgehen.
    »Okay«, sagte ich. »Ich wollte
die Fragerei sowieso aufgeben.«
    Sie lachte schrill. »Wenn Sie
meine Meinung hören wollen, Polyp, sollten Sie sich nach einem anderen Beruf
umsehen.«
    Sie schwankte auf die Tür zu,
öffnete sie und hielt sie weit auf.
    »Die Steuerzahler sollten mehr
Rechte haben«, sagte sie kalt,

Weitere Kostenlose Bücher