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Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ihnen dann Bescheid geben.«
    »Selbst wenn Sie mein
geschäftliches Angebot ablehnen sollten«, sagte sie kühl, »braucht uns das
nicht zu hindern, gute Freunde zu sein.«
    »Wie gut?«
    »Sie können ja mal vorbeikommen
und das herausfinden.«
    Sie schloß sachte die Tür, und
ich kehrte zu meinem Wagen zurück, wobei ich darüber nachgrübelte, wieso es
immer Mädchen wie Sylvia Kain waren, die Adrenalin
durch meine Adern pumpten, und warum ich wohl auf Pat nicht dieselbe Wirkung
hatte wie auf Sylvia.
    Auf dem Rückweg zu meiner
Wohnung überlegte ich, daß Sylvia gute Chancen hatte, in der nächsten
erregenden Technicolor -Episode in Royals Träumen eine Hauptrolle zu spielen.
    Je mehr ich darüber nachdachte,
desto begieriger wurde ich, ins Bett zu kommen und zu sehen, ob es stimmte. Und
Bett bedeutete diesmal schlafen, und zwar allein.
    Ein paar Minuten nach zwölf war
ich zu Hause, nahm eine kalte Dusche, zog meinen Pyjama an und strebte dem
Projektionsraum — beziehungsweise Schlafzimmer — zu, als das Telefon klingelte.
    Ich hob den Hörer ab, und eine
Stimme sagte: »Royal?«
    »Ja«, sagte ich. »Wer ist am
Apparat?«
    »Wollen Sie wissen, was mit
Leuten passiert, die dumme Fragen stellen, Kumpel? Und mit Leuten, die zuviel wissen?«
    »Sie könnten sich etwas
deutlicher ausdrücken«, sagte ich kalt.
    »Erinnern Sie sich an Dora,
Freund? Fahren Sie zu ihr zurück und sehen Sie nach, ob sie jetzt bereit ist zu
reden.«
    Dann wurde aufgehängt.
    Ich stand da und starrte lange
Zeit auf das Telefon. Vielleicht hatte irgendeiner meiner Bekannten einen etwas
abartigen Sinn für Humor — aber ich war davon nicht überzeugt.
    Müde zog ich mich wieder an,
verließ die Wohnung, ging die Treppe hinunter und stieg in den Wagen. Wer hatte
schon Lust zu schlafen?
    Ich stieß erneut auf dieselbe
Parklücke und überlegte, daß es ein bißchen spät war, um ein Mädchen zu
besuchen, das mich dazu gar nicht aufgefordert hatte, aber schließlich ist es
das Unerwartete im Leben, das es erregend gestaltet — wie der Bursche sagte, als
er feststellte, daß seine Freundin eben seinen Vater geheiratet hatte.
    Ich war halbwegs die Treppe
hochgestiegen, als ich hörte, wie vor dem Haus draußen ein Wagen mit
quietschenden Bremsen hielt. Ich hatte zwei Drittel der Treppe hinter mir, als
ich hinter mir schwere Schritte hörte. Und ich war beinahe oben angelangt, als
mich Lieutenant Deane einholte.
    »So was!« Er starrte mich
wütend an. »Sie sind wohl nur ganz zufällig vorbeigekommen, was? Und Sie wollen
nicht etwa bei Nummer zwei B einen Besuch abstatten, oder doch?«
    »Zufällig, ja. Warum?«
    Sam Deane blickte mich
vernichtend an. »Wann werden Sie endlich damit aufhören, Leichen zu finden,
bevor sie auch nur kalt geworden sind?« wollte er wissen.
    »Leichen?« sagte ich mit
schwacher Stimme. »Jemand, den ich kenne?«
    Der Lieutenant schnaubte. »Wir
haben gerade einen Anruf vom Hausmeister hier erhalten. Er fand die Leiche.«
    »Dora?«
    »Ich kenne sie nicht genug, um
zu wissen, wie sie mit Vornamen heißt. Aber wenn Dora das Mädchen in Nummer
zwei B ist, dann ist es Dora.« Er stürzte an mir vorbei und strebte Nummer zwei
B zu. Ich folgte ihm, ohne daß er einen Einwand erhob.
    Die Tür zu Nummer zwei B war
unverschlossen — Deane stieß sie auf und trat ein. Ich folgte ihm und blickte
über seine Schulter.
    Dora war nicht mehr sehr
hübsch. Sie lag zurückgelehnt in einem großen Sessel, die Beine ausgestreckt.
Ihr Gesicht war eine erstarrte Maske der Furcht, ihre weitgeöffneten Augen
starrten uns an. Flüchtig hatte ich das Gefühl, als sei sie im Begriff, etwas
zu sagen.
    Aber der große rote Fleck auf
ihrer Bluse und der gleichfarbige Tropfen, der ihr aus einem Mundwinkel rann,
ließ es unwahrscheinlich erscheinen, daß sie jemals das, was sie noch hatte
sagen wollen, würde zu Ende sprechen können.
    Sam Deane ging zu ihr hinüber und
blickte in das verzerrte Gesicht. »Derjenige, der sie umgebracht hat, hat ihr
ganz sicher vorher noch eine verdammte Angst eingejagt.« Er legte die Handkante
an ihre Wange. »Es ist noch gar nicht so lange her.« Er blickte auf. »Wo sind
Sie angeblich in den letzten beiden Stunden gewesen?«
    »Im Bett.«
    Er nickte. »Kann ich mir
denken. Mit jemandem, den ich kenne?«
    »Zufällig habe ich im Bett
geschlafen«, erklärte ich gereizt. »Ich habe also keine Zeugen. Aber Sie können
es mir glauben.«
    »Das wäre mal was Neues.«
    Ich war mir im unklaren, ob er
meinte, es

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