Die Meerjungfrau
schlagartig wieder setzte.
»Nur Vorsicht, Mr. Royal«,
murmelte sie. »Sie brauchen Zeit, um sich zu erholen.«
Cole Jordan erschien mit
breitem Grinsen auf dem Gesicht.
»Sie hätten nicht so gierig
nach dem Drink greifen sollen, Royal«, sagte er. »Dann wären Sie nicht auf die
Schnauze gefallen.«
»Sie müssen sich fabelhaft
mutig vorkommen«, sagte ich. »Mir eins auf den Schädel zu geben, solange ich
nichts sehen konnte.«
»Ich habe gerade telefoniert«,
sagte er selbstzufrieden. »Mit Cyrus K. Millhound . Er
hat erwogen, ob Ihr gewaltsames Eindringen in meine Wohnung und Ihr Versuch,
mich durch brutale Gewalt einzuschüchtem , nicht zu
einem Strafantrag ausreicht. Jedenfalls will er die Sache mit dem Polizeicommissioner persönlich besprechen.«
»Na, großartig!« sagte ich.
»Und Sie haben nichts zu verbergen, nicht wahr?«
»Nicht das geringste«, sagte er
kalt.
»Nicht das allergeringste?« Ich
blickte auf Sylvia Kain und dann wieder auf ihn.
»Wenn Sie an dieses mysteriöse
Tonband denken«, sagte er, »dann machen Sie sich nicht die Mühe, Sylvia davon
zu erzählen — das kann ich selber tun.«
Er wandte sich an das Mädchen.
»Royal hat mir da eine phantastische Geschichte aufgetischt — ein Mann namens
Joe Baxter soll angeblich Tonbandaufnahmen einer leidenschaftlichen Liebesszene
zwischen Helena Cartwright und mir gemacht haben.«
»Wie reizend!« Sie lachte mit kehliger Stimme. »Ich würde es liebend gern hören, um zu
erfahren, ob deine Technik bei allen Mädchen dieselbe ist.«
»Sehen Sie, Royal?« Jordan grinste
breit. »Sehen Sie, wie sehr der Gedanke an das Tonband — sofern es überhaupt
existiert — Sylvia beunruhigt? Ich konnte also wohl kaum etwas dafür bezahlen,
damit es vor ihr geheimgehalten wurde. Oder? Und was
meine Millionen von Fernsehfans anbelangt, so wäre das eine erstklassige
Publicity-Story, meinen Sie nicht auch?«
»Vermutlich ja«, sagte ich. Ich
stand auf.
»Tut mir leid, daß Sie so
schnell wieder gehen müssen«, sagte Jordan vergnügt. »Aber ich kann mir
vorstellen, daß Sie jetzt gehen und sich den Kopf zerbrechen müssen, was aus
Ihrer Lizenz wird, sobald Millhound mit Ihnen fertig
ist.«
»Vielleicht bleibe ich besser
hier, um darüber nachzudenken«, sagte ich. »Wir könnten es uns gut zu dritt
gemütlich machen. Oder nicht?« Bei diesem Vorschlag warf ich einen Blick auf
das Mädchen.
»Wenn Sie nicht innerhalb von
dreißig Sekunden aus meiner Wohnung verschwunden sind, rufe ich die Polizei!«
fuhr mich Jordan an. Außerdem beging er den Fehler, näher an mich
heranzutreten. So nahe, daß ich ihm meine steif ausgestreckten Finger in den
Solarplexus stoßen konnte. Das, so dachte ich, entschädigte mich für den Whisky
in den Augen und für den Schlag auf den Kopf, den er mir verpaßt hatte.
Diesmal sackte er bewußtlos auf dem Teppich zusammen, eine Abwechslung, die
ich zu schätzen wußte.
»Wenn Sie die Polizei rufen«,
sagte ich zu Sylvia Kain , »oder wenn er die Polizei
ruft, werde ich die Geschichte in die Zeitungen bringen. Daß der große
Fernsehheld einen schwachen Punkt in der Mitte seines übergroßen Unterhemds hat.«
»Ich die Polizei rufen?« Sie
hob eine Braue. »Warum denn?« Sie berührte Jordan nachdenklich mit der rechten
Schuhspitze. »Er wird schon am Leben bleiben. Vielleicht tut es ihm sogar gut.«
Sie lächelte mir voller Wärme zu. »Wann immer Sie das Gefühl haben, ich könnte
mich einsam fühlen, rufen Sie mich an! Mein Name steht im Telefonbuch, und ich
bin auch wahrscheinlich einsam.«
»Sie fühlen sich einsam?«
»Ja«, bestätigte sie. »In den
frühen Morgenstunden ist eine Ölquelle für ein Mädchen keine unterhaltsame
Gesellschaft.«
»Nicht einmal, wenn sie
ergiebig ist?«
»Nicht einmal, wenn das Öl
bereits raffiniert ist.«
Ich ging zu Tür und verließ die
Wohnung.
Ihre Stimme folgte mir. »Wenn Millhound Sie fertiggemacht hat und Sie nach einem Job
suchen, dann kommen Sie doch zu mir. Ich könnte einen Mann von Ihren Talenten
brauchen.«
»Mit fester Arbeitszeit?«
»Mit kurzen Intervallen
konzentrierter Arbeit«, sagte sie. »Überlegen Sie es sich mal. Ich würde Ihnen mehr
bezahlen als das, was Sie jetzt verdienen — wesentlich mehr!«
»Müßte ich ein Halsband tragen,
mich hinsetzen und Männchen machen, wenn Besuch kommt?«
»Es kämen keine Besucher,
solange Sie da sind«, sagte sie. »Dafür würde ich sorgen.«
»Ich werde mit meinem Manager
sprechen«, sagte ich, »und
Weitere Kostenlose Bücher