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Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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anzubieten.«
    »Ich könnte Ihnen ebensogut das Genick brechen«, sagte er leichthin. »Vielleicht
tue ich das auch.«
    »Ich halte Sie gar nicht für
einen solch tollen Burschen«, sagte ich. »Sie werden langsam alt und sind
passé, und Ihre Muskulatur ist restlos verfettet.«
    Er holte wild zu einem
Schwinger aus, unter dem ich mich wegduckte, dann verpaßte ich ihm einen Judoschlag mit der Handkante über den Hals. Mit dumpfem Aufprall
setzte er sich auf den Teppich.
    Er stöhnte leise und massierte
seinen Hals.
    »Sehen Sie?« sagte ich. »Ich bin
selber schlechter Laune. Ich hätte Lust, Ihnen die Zähne einzutreten —
vielleicht tue ich das auch.« Ich holte mit dem Fuß nach hinten aus, und er
schrie vor Angst auf.
    »Tun Sie das nicht!« flehte er.
»Wenn ich Ihnen Fragen beantworten soll, werde ich das tun.«
    »Ausgezeichnet!« sagte ich.
»Fangen wir mal mit der Nacht an, in der Joe Baxter von einer bestimmten Szene,
die Sie mit Miss Helena Cartwright probten, heimlich ein Tonband aufgenommen
hat.«
    Er sah mich verblüfft an.
»Wovon, zum Teufel, reden Sie denn eigentlich?«
    »Ein Jammer um diesen Teppich«,
sagte ich. »Er muß einen Haufen Geld gekostet haben.«
    »Teppich?«
    »All das darauf verspritzte
Blut und die ausgeschlagenen Zähne«, sagte ich. »Wahrscheinlich läßt sich das
gar nicht mehr reinigen.«
    »Aber ich sage Ihnen doch die
Wahrheit, Royal! Ich habe nie etwas von einem Tonband gehört!«
    »Joe Baxter hat also nie eine
Bandaufnahme von Ihnen und Helena gemacht«, sagte ich geduldig. »Und dieses selbe
Band ist niemals benutzt worden, um Sie zu erpressen, und Sie zahlen auch nicht
dafür, daß Ihre Ölquellen-Verlobte nichts davon erfährt. — Und der Mond besteht
aus grünem Käse und Frank Sinatra läßt sich als nächster
Präsidentschaftskandidat für die Republikaner aufstellen.«
    Jordan richtete sich auf, und
einen Augenblick lang fragte ich mich, weshalb er seinen Gewichtsvorteil nicht
ausnutzte, um mich aus der Wohnung zu werfen.
    »Hören Sie zu, Royal«, sagte er
geduldig, »das stimmt alles nicht. Vielleicht hat Ihnen jemand diesen Bären
aufgebunden, um Sie von einer Spur abzulenken? Nie in meinem ganzen Leben habe
ich einen Mann namens Joe Baxter kennengelernt!«
    Ich ließ mir Zeit, eine
Zigarette anzuzünden. Mir fielen keine klugen Worte mehr ein, und wenn ich ihm
noch etwas mehr auf den Pelz rückte, dann kam er vielleicht auf die Idee,
zurückzuschlagen, und wenn er das tat, brachte er mich dabei möglicherweise um,
und das war kein Gedanke, der große Begeisterung in mir erweckte.
    »Wollen Sie nicht was trinken?«
schlug er vor. »Es gibt keine Schwierigkeiten, die sich nicht mit Hilfe eines
guten Scotchs beilegen lassen.«
    »Warum nicht?« sagte ich
freundlich.
    Er ging zu der eingebauten Bar
hinüber und holte eine Karaffe und zwei Gläser heraus.
    »Wissen Sie, Royal«, sagte er
in leichtem Ton, »selbst wenn Ihre Geschichte mit dem Tonband stimmen sollte,
was schert mich das?«
    Er hielt mir mit einer Hand ein
gefülltes Glas hin, und ich trat auf ihn zu, um es entgegenzunehmen. Im
nächsten Augenblick riß er seine Hand hoch und schüttete mir den Inhalt des
Glases ins Gesicht. Der Whisky brannte in meinen Augen, so daß ich ein paar
Sekunden lang nichts sehen konnte.
    Die Sekunden reichten. Die
Decke fiel auf mich herab, und das Innere meines Kopfes explodierte mit einer
einzigen schönen blauen Stichflamme. Danach versank alles in kühlem, kühlem
Dunkel.
    Als ich die Augen wieder
öffnete gab es für den hämmernden Schmerz, der meine Kopfhaut enger
zusammenzuziehen schien, als es der Schleier eines Filmzensors vermocht hätte,
einen Trost.
    Der Trost hatte verblüffend
blaue Augen, eine glatte Stirn und eine reizende Stupsnase. Ich raffte mich
mühsam zum Sitzen auf und stellte fest, daß der Trost über Schultern von weißem
Satin verfügte, die sich aus einem Abendkleid erhoben, das wie ein
nachträglicher Einfall wirkte und aus rosa Satin zu sein schien.
    »Hallo!« sagte sie höflich.
    »Sie müssen die tüchtige Miss Kain sein«, sagte ich. »Nur scheinen Sie meinen Kopf
angebohrt zu haben und keine Ölquelle. Sie sollten ein bißchen vorsichtiger sein.
— Sehe ich nach Texas aus?«
    »Sie stolperten über den
Teppich und fielen hin«, sagte sie. »Aber glücklicherweise haben Sie einen
ungewöhnlich dicken Schädel.«
    Ich schwang die Beine von der
Couch und stand auf. Leider fiel mir gleichzeitig beinahe der Kopf vom Hals, so
daß ich mich

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