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Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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meines
Charakters, die leider nicht die Billigung meiner Arbeitgeber findet. Vor
allem, wenn sie sich auf mein Spesenkonto auswirken.
    Ich fuhr in dem offenen
Käfigaufzug zum dritten Stock hinauf, wo das Polizeilabor untergebracht ist.
Lieutenant Al Davis, der diensttuende Chemiker, starrte kurzsichtig auf eine
sprudelnde Lösung auf dem Boden eines Reagenzglases, als ich eintrat. Er
blickte auf und nickte mir zu.
    »Max Royal! Wir haben uns lange
nicht mehr gesehen.« Er wischte sich die Hände an seinem Kittel ab und streckte
mir die eine hin.
    Ich nahm sie und ließ sie so
schnell wie möglich wieder fallen. Lieutenant Davis’ Hand fühlte sich immer wie
ein ungekochtes Fischfilet an.
    »Was kann ich für Sie tun,
Max?« wollte er wissen.
    Ich wies mit dem Kopf auf eine
Tür im hinteren Teil des Zimmers, auf der Ballistik stand.
    »Wer ist heute
morgen auf dem Schießstand?«
    Der Lieutenant rümpfte, sich
konzentrierend, die Nase. »Mike Connors.« Er überlegte noch ein wenig länger
und schüttelte dann den Kopf. »Nein, heute ist Mikes dienstfreier Tag.
Wahrscheinlich Lenny Winters.« Er sah melancholisch drein. »Wollen Sie zu den
Ballistikern? Können wir gar nichts für Sie tun?«
    Ich dachte nach. »Vielleicht
könnte ich ein paar Blutflecken bringen. Wenn ich den Kerl, der mich gestern nacht besucht hat, erwische, garantiere ich sogar
dafür.«
    Er nickte unglücklich und
kehrte zu seinem sprudelnden Reagenzglas zurück. Ich ging durch den mit
Specksteintischen, Bunsenbrennern und Küretten vollgestopften Raum zum
ballistischen Labor.
    Lenny Winters war ein großer
Mann mit einem weißen Haarschopf. Er brummte etwas, als ich eintrat, und schob
einen Bericht beiseite, an dem er eben gearbeitet hatte.
    »Erzählen Sie mir bloß nicht,
daß Sie noch eine haben«, sagte er und grinste finster. »Burschen wie Sie
können ganz für sich allein einen Mann beschäftigen.«
    Ich griff in meine Tasche, nahm
die Kugel heraus, die ich aus der Matratze geholt hatte, und ließ sie über
seinen Schreibtisch rollen, Winters ergriff sie und betrachtete sie
stirnrunzelnd.
    »Wo haben Sie denn die her?«
wollte er wissen. »Sieht aus, als ob sie auf ein Testpolster abgeschossen
worden wäre.« Er drehte sie zwischen den Fingern. »Nicht die geringste
Markierung. Praktisch vollkommen.«
    »Kein Wunder«, sagte ich. »Ich
habe sie aus meiner Matratze herausgeholt.«
    Winters grinste. »Was es nicht
alles gibt! Manche Burschen gehen mit Frauenzimmern ins Bett, andere ziehen
einen Fünfundvierziger vor. Beides kann tödlich
sein.«
    »Das hat mir heute noch
gefehlt: Faule Witze und so’n Zeug!« Ich ließ mich in
einem Stuhl vor seinem Schreibtisch fallen. »Hören Sie zu, Lenny. Heute am
frühen Morgen bricht ein Kerl in meine Wohnung ein und schießt auf mich. Ich
bin ihm gerade noch entwischt. Das wirkt entnervend auf einen Menschen. Ihre
Späße sind noch entnervender. Tun Sie mir bloß einen Gefallen.«
    »Und finden Sie heraus, ob das
Ding aus derselben Waffe stammt wie die übrigen«, plapperte er. Er blickte mich
scharf an. »Ich nehme an, Sie haben für diese Nachprüfung das Okay Lieutenant
Deanes.«
    Ich brachte es fertig, verletzt
dreinzublicken. »Wäre ich vielleicht hier, wenn das nicht so wäre?«
    Er überlegte kurz und nickte
dann. »Ja.«
    »Okay, ich habe kein Okay. Ich
dachte, wir könnten das erst mal für uns behalten.«
    Winters schüttelte den Kopf und
warf die Kugel auf den Schreibtisch. »Nichts zu machen. Wenn Deane je Wind
davon bekommt, daß wir in dieser Abteilung für Ihre persönlichen Zwecke
Untersuchungen anstellen...«
    »Wie sollte er dahinterkommen?
Ist Ihre Frau je hinter die kleine rothaarige Puppe gekommen, die ich Ihnen
zugeschanzt habe?«
    Lenny Winters sah mich finster
an. »Moment mal, Moment mal — «
    Ich unterbrach ihn. »Ich habe
nicht die Absicht, das ihr gegenüber zu erwähnen. Ich wollte Sie nur daran
erinnern, was für ein verschwiegener Mensch ich bin. Natürlich, wenn Sie mir
nicht helfen wollen...«
    Lenny Winters blickte nach wie
vor finster drein. Er machte eine Bemerkung, die ich nicht richtig verstand,
streckte die Hand aus und nahm die Kugel. Er ging zu einer Reihe von
Metallschränken im hinteren Teil des Raums und riß eine Schublade heraus. Eine
Weile kramte er darin herum und zog dann einen Umschlag heraus.
    »Das ist die Kugel, die man aus
Hank Fisher herausgeholt hat.« Er schüttete eine leicht flachgedrückte Kugel
auf den Schreibtisch. Aus einem anderen

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