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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Henrikas Flucht nicht persönlich danach suchen, und der Kerl, den ich beauftragt hatte, mir diesen Dienst zu erweisen, hat kläglich versagt. Ich brauche diese Urkunde.»
    «Und Ihr glaubt, dass Henrika sie sich unter den Nagel gerissen hat», sagte Laurenz. Was Anna ihm zu erklären versuchte, klang recht abenteuerlich. Zudem war ihm nicht klar, warum Henrika den Festungsbaumeister hätte töten sollen, wenn dieser doch ohnehin vorgehabt hatte, ihr ein Gut zu übereignen. Aber vermutlich kam es darauf nicht an. Was zählte, war einzig und allein die Spur, auf die Anna ihn gebracht hatte. Diese Spur würde ihm zu dem Geld verhelfen, das er brauchte, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Vorausgesetzt, er fing es geschickt an und ließ sich nicht von den Frauenzimmern übers Ohr hauen.
    Einen Haken hatte die Sache allerdings. Henrika war misstrauisch geworden. Sie vertraute ihm längst nicht mehr so wie früher, und daran trug er selbst die Schuld. Urplötzlich stieg Wut in ihm auf, doch diesmal war er wütend auf sich selbst.
    «Freiwillig wird mir Henrika bestimmt nichts von ihrem Erbe abgeben!» Er holte tief Luft, ehe er missmutig hinzufügte: «Sie hat mich erst gestern zurückgewiesen.»
    Wenn Anna von diesem Eingeständnis überrascht war, so gab sie durch nichts zu erkennen, was ihr durch den Kopf ging. «Aber wenn du sie überzeugst …»
    «Ihr habt mir wohl nicht zugehört, Jungfer. Ich sagte Euch doch, dass Henrika nichts von mir wissen will. Alles, was sie auf dieser Welt noch zu kümmern scheint, ist diese dämliche Gazette. Sie ist ihr großer Traum, der Teufel allein weiß, warum. Ich sage Euch: Um die Zeitung in Straßburg zum Erfolg zu bringen, würde sie alles tun.»
    «Alles? Ist das dein Ernst?» Lächelnd begab sich Anna zu ihrem Bett und ließ sich auf dem straff gezogenen Laken nieder, das einen angenehmen Duft verströmte.
    «Sie wird dir sagen, wo sie die Urkunde versteckt hält. Und sie wird uns den Grundbesitz übereignen, bevor sie … sagen wir, von der Bildfläche verschwindet. Wenn du mir hilfst, sie loszuwerden, wirst du bald ein wohlhabender Mann sein. Dann brauchst du diesen Meister Carolus nicht mehr.»
    Laurenz schluckte. Diese Frau war abgebrühter als manche Männer, die er kannte. Ein Gefühl der Beklommenheit schnürte seine Brust zu und drohte, ihm den Atem zu rauben. Es war eine Sache, sich über eine Frau zu ärgern, weil sie die Nase hoch trug und ihn zurückwies. Eine andere Sache aber war es, in der Schlafkammer einer Fremden zu stehen und den Tod eines Menschen zu planen.
    Laurenz blickte zur Tür. Beinahe wünschte er sich die Wirtin herbei. Sie würde anklopfen und ein Mordsgeschrei darüber veranstalten, einen fremden Mann in der Kammer ihres Gastes anzutreffen. Aber auf dem Korridor regte sich nichts; die einzigen Geräusche, die Laurenz vernahm, stammten von den Zechern, die unten in der rauchgeschwängerten Schankstube saßen.
    «Ich kann dir ansehen, dass du nicht bis in alle Ewigkeit Geselle dieses Gazettenmachers bleiben willst», sagte Anna.
    Laurenz wandte seinen Blick von der Tür ab. Kein Geselle, wollte er sagen. Meister war er. Ein Meister der schwarzen Kunst, der außer einem heruntergekommenen Haus keinen Heller besaß. Doch er sagte nichts. Stattdessen ging er auf Anna zu, drückte ihren Oberkörper auf das Bett und presste seine Lippen auf die ihren. Als er den nachtblauen Seidenstoff über die Knie schob, hielt er kurz inne und blickte ihr ins Gesicht. Sie lächelte ihn herausfordernd an. Im nächsten Augenblick fielen ihre und seine Kleider, bis sie einander nackt gegenüberlagen.
    «Dann ziehst du meinen Vorschlag in Erwägung?», stieß sie hervor. Ein Stöhnen brach aus ihr heraus, als seine Hände gierig ihre Brüste umfassten. Er nickte. «Du musst mir nur sagen, was du von mir erwartest und … was für dich dabei herausspringen soll. Ich bin nicht so dumm anzunehmen, dass du Henrika aus dem Weg schaffen willst, um mir zu einem Vermögen zu verhelfen.»
    Anna krallte ihre Finger in sein Haar und zog seinen Kopf zu sich, bis sein Ohr direkt an ihren Lippen lag. Es tat fast weh, und er stöhnte vor Erregung.
    «Wir werden uns einig werden», flüsterte sie ihm zu. «Meinst du nicht auch?»
    Davon war Laurenz überzeugt.
     

16. Kapitel
    Am nächsten Morgen konnte Henrika den ersten Hahnenschrei kaum erwarten. Sie hatte nur wenig geschlafen, zu viele Eindrücke geisterten durch ihren Kopf. Dazu kam der Auftrag ihres Meisters. Sooft sie daran

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