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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Bamberger und Kölner sind uns in diesem Jahr meilenweit voraus. Du kannst dir später anschauen, was sie ausstellen, aber vergiss nicht, dass wir wegen der Gazette hier sind. Sie ist unser großer Trumpf und etwas Einzigartiges, das kein anderer Aussteller hier auf der Messe vorzuweisen hat.»
    Bevor Henrika etwas sagen konnte, wurde über Davids Kopf ein Fenster geöffnet, und ein älterer Mann mit weißem Bart schaute skeptisch herunter.
    «He, Bursche», rief der Mann. «Ihr vergesst nicht …» Anstatt weiterzusprechen, rieb er Daumen und Zeigefinger gegeneinander.
    Während David mit dem Hausbesitzer verhandelte, blickte Henrika verstohlen zu den Tischen und Truhen hinüber, die entlang der Kirchenmauer aufgestellt worden waren. Die Buden waren in der Tat mehr als doppelt so groß wie ihr Stand und boten, soweit sie es beurteilen konnte, wahre Kostbarkeiten der Buchdruckerkunst. Unter einem ausladenden Baldachin aus gegerbter Kalbshaut präsentierten die Nürnberger Meister eine stattliche Auswahl englischer und holländischer Land- und Seekarten, die auf teures Pergament gezeichnet und auf poliertes Holz aufgezogen worden waren. Die Straßburger Zunftgenossen stellten indessen Bibeln mit feinem Goldschnitt aus sowie Werke von Ovid, Vergil, Cicero und Cato in lateinischer Sprache. Es gab schwere, in kupferrotes Leder gebundene Folianten, die sich mit Fragen der Jurisprudenz, der Heilkunde und der Astrologie auseinandersetzten.
    Ein würdevoll dreinblickender Herr, der einen Stab aus Elfenbein in der Hand hielt, begutachtete aufmerksam das Treiben zwischen Gasse, Pforte und Kirchlein. Als David seine Verhandlungen mit dem Hausbesitzer beendet hatte, erklärte er Henrika, dass es sich bei dem Mann um den Messeherold handelte. Im Auftrag der Stadtväter hatte er dafür zu sorgen, dass jeder Drucker oder Buchhändler, der seine Gebühr in den großen Holzkasten in der Kirche geworfen hatte, seinen Tisch aufschlagen durfte, ohne von anderen Händlern verjagt zu werden. Auch war der Herold dafür zuständig, Streitigkeiten zwischen einheimischen und auswärtigen Druckern, Papier- und Buchhändlern zu schlichten.
    Doch an diesem Morgen hatte er offensichtlich nur wenig zu tun. Gelangweilt hörte er den Burschen zu, die vor den Tischen ihre Trommeln schlugen, sangen oder Verse rezitierten, um auf sich aufmerksam zu machen. Dann verschwand er in der Menge.
    Kurz darauf erklommen zwei Jungen den Turm der nahen Kirche. Henrika stockte der Atem, als sie behände über das Dach liefen, bis sie schließlich ein von Säulen getragenes Bogenfenster erreichten. Von dort aus warfen sie Pamphlete hinunter auf die Gasse. Ausgelassenes Gelächter und Beifall regten sich in der Menge, als die Blätter weißen Schwalben gleich durch die Luft segelten. Der Wind wehte sie über die Dächer und Zinnen der Stadt; Gassenbuben machten sich jauchzend an die Verfolgung der Druckschriften.
    Henrika fing eines der Pamphlete auf und lächelte vergnügt, als sie einen Spottreim über den Kaiser las, der sich in seiner Prager Burg angeblich nur noch von Ofenputzern und Lampenanzündern beraten ließ. Immer wieder hatte sie sich in den schönsten Farben ausgemalt, wie es auf der berühmten Messe zu Frankfurt wohl zugehen würde. Und sie war keineswegs enttäuscht, ganz im Gegenteil. Sie spürte, dass sie hierhergehörte. Hinter dem blankgehobelten Eichentisch, auf dem sich die in duftendes Leder gebundenen Bücher ihres Meisters stapelten, war ihr Platz. Das Gefühl, das sich in ihrem Inneren ausbreitete, war berauschend wie starker Wein, und sie ertappte sich bei dem Wunsch, in den Gesang der Knaben einzustimmen.
    Meister Carolus trat erst Stunden später durch die Pforte. Als er seinen Tisch erspähte, winkte er Henrika und David mit zufriedener Miene zu. In seiner Begleitung befanden sich die kleine Barbara, Laurenz und ihr Gastgeber, der Kupferstecher de Bry, der es sich nicht hatte nehmen lassen wollen, den Büchertisch seines alten Freundes und Geschäftspartners zu besichtigen. Doch der grauhaarige Mann konnte nur kurz verweilen, denn die Kupferstecher, Maler und Holzschneider betrieben ihre Tische vor den größeren Kaufmannshäusern, welche tiefe Gewölbe zur Lagerung ihrer Güter besaßen.
    «Doch bevor ich Euch verlasse, lieber Carolus, möchte ich mir doch unbedingt das Wunderwerk ansehen, von dem Ihr mir so begeistert geschrieben habt», erklärte de Bry.
    Henrika wies auf die vordere Seite des Tisches, auf dem mehrere Exemplare der

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