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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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verkaufen. Sie hatten dem Bier bereits ordentlich zugesprochen und schienen einander an Großspurigkeit und Prahlerei übertreffen zu wollen.
    Laurenz hörte ihren Erzählungen eine Weile zu, doch dann befand er, dass das Schankmädchen, das den Männern ihre Getränke an die Tische trug, seine Aufmerksamkeit tausendmal mehr verdiente als die beiden Zechbrüder. Mit ihren schwarzen, zu einem zierlichen Kranz aufgesteckten Zöpfen und dem nicht zu eng geschnürten Mieder fand Laurenz das Mädchen sehr anziehend. Vielleicht bewohnte sie ja eine Kammer im Wirtshaus und war froh, wenn sich jemand wie er erbot, sie heute Nacht ein wenig zu wärmen.
    Laurenz wollte schon aufstehen, um die Magd anzusprechen, als sich ein hagerer Mann durch das Gewühl der prassenden Gäste kämpfte und vor Laurenz’ Tisch stehen blieb. Er musterte ihn und beugte sich schließlich mit einem schmierigen Grinsen zu ihm.
    Laurenz fuhr ungehalten zurück, als der Mann ihn ansprach und dabei Speicheltröpfchen versprühte. Er holte aus, um ihm einen Stoß zu versetzen. Sollte der Kerl sich nur wehren; in der Stimmung, in der sich Laurenz befand, kam ihm eine ordentliche Prügelei nur recht. Doch der Fremde schien auf derlei nicht aus zu sein. Betroffen richtete er sich auf und fuchtelte mit seinen spindeldürren Armen herum.
    «He, brauchst du Hilfe, Freund, oder kannst du dir dieses lange Elend allein vom Hals schaffen, bevor es nochmal in dein Bier spuckt?», erkundigte sich einer der Kaufmannsgehilfen spöttisch. Er stieß seinen Freund mit dem Ellenbogen an, und beide begannen zu lachen. Laurenz hasste es, ausgelacht zu werden. Er erhob sich und wandte sich drohend an den hageren Mann, der ihm stammelnd etwas zu erklären versuchte. Wiederholt deutete er zur Decke empor.
    Aus seinen Worten wurde Laurenz zwar nicht schlau, aber da er inzwischen neugierig geworden war, packte er den hageren Kerl am Kragen und zerrte ihn aus der Schankstube. Vor der Treppe, die in den oberen Stock des Wirtshauses führte, drückte er ihn brutal gegen die Wand.
    «Also los», forderte er ihn auf. «Sag, was du von mir willst. Ich hoffe nur, du hast mich nicht umsonst von meinem Bier weggeholt, denn ich bin heute Abend nicht zu Scherzen aufgelegt und verspüre durchaus Lust, dir alle Knochen zu brechen.»
    Der Mann nickte hastig, offenbar hatte Laurenz’ Warnung seine Wirkung nicht verfehlt. «Meine Herrin möchte dich sprechen.»
    «Deine Herrin? Wer soll das sein? Wir sind gerade erst in Frankfurt angekommen und kennen hier kaum jemanden.»
    «Meine Herrin stammt ebenso wenig aus der Stadt wie Ihr», erklärte der Mann mit erstickter Stimme. «Sie besucht die Messe in geschäftlichen Angelegenheiten und hat mich mitgenommen, um ihr dabei zu helfen.»
    Laurenz schnaubte verdrossen. Als Nächstes wollte ihm dieses Klappergerüst wohl weismachen, dass es seiner Herrin als Leibwächter diente. Aber wenn das Weib ihn unbedingt sehen wollte, warum nicht? Der Abend versprach doch interessant zu werden, vorausgesetzt, die Herrin dieses Kerls war keine hässliche alte Vettel. Laurenz warf einen letzten Blick in die Schankstube und vergewisserte sich, dass die beiden angeberischen Kaufmannsgehilfen noch immer auf ihrer Bank am Fenster saßen. Sie waren ihm nicht gefolgt, hatten ihn vermutlich längst vergessen. Mit einem strengen Blick forderte Laurenz den Mann auf, ihn zu seiner Herrin zu führen.
    Wenig später stand er in einer geräumigen Kammer, die mit einem breiten Bett, mehreren Stühlen und einem Tisch ausgestattet war. Der Wirt, der gut betuchten oder adeligen Herbergsgästen auch einzelne Zimmer vermietete, hatte dafür gesorgt, dass sein Gast Annehmlichkeiten vorfand, von denen die einfachen Krämer, Papierhändler und Buchdruckergesellen, die unten den Humpen herumgehen ließen, nur träumen konnten. Das Bett war mit weißem Linnen bezogen und besaß zum Schutz vor der nächtlichen Kälte bodenlange Vorhänge. Auf dem Tisch, über dem eine mit hübschen Ornamenten bestickte Brokatdecke lag, waren noch die Reste einer Abendmahlzeit zu sehen. Als Laurenz sich geräuschvoll räusperte, trat aus einem Winkel des Zimmers eine Frau hervor, die einen silbernen Kamm in der Hand hielt. Mit einem Blick bedeutete sie ihrem Knecht, der noch immer am Eingang stand, sich zu entfernen.
    Laurenz stutzte, als er die Tür hinter sich zuschnappen hörte. Aber er drehte sich nicht um, denn er wollte die junge Frau, die nun den Kamm durch ihr seidig knisterndes Haar zog, um

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