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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Gazette lagen. Sie hatte sie in Form eines Fächers ausgebreitet und mit drei kleinen Tintenfässern aus Zinn beschwert, damit sie nicht vom Wind davongeweht werden konnten.
    «Leider haben die Kurierreiter, die wir in einige der wichtigsten Städte Europas ausgesandt haben, um Nachrichten einzukaufen, erst vor kurzem die Stadt verlassen», sagte Carolus, während er dem Kupferstecher eine der Zeitungen reichte. «Folglich seht Ihr nur einige Entwürfe vor Euch, aber ich war der Meinung, dass wir keine Zeit verlieren und unsere Gazette schon heute vorstellen sollten. Wie ich hörte, arbeiten die Wolfenbütteler inzwischen an einem ähnlichen Projekt.»
    De Bry hob die Augenbrauen und blickte Carolus unverwandt an. «Eure Arbeit ist ausgezeichnet, mein Freund», sagte er anerkennend. «Auch wenn das Deckblatt noch ein wenig zu wünschen übrig lässt, gefällt mir doch der Name, den Ihr Eurer Gazette gegeben habt: Straßburger Relation .» Er lächelte, während er eine Seite weiterblätterte und die ordentlich gereihten und sauber gedruckten Blöcke mit Nachrichten überflog. «Ja, das klingt vielversprechend. Habt Ihr an einen eigenen Zeitungskrämer gedacht?»
    Carolus schüttelte den Kopf und ärgerte sich über seine Entscheidung, den flinken Adam zu Hause zu lassen. Dessen marktschreierisches Geschick wäre ihm hier gewiss zugutegekommen.
    «Du hättest Adam mitnehmen und Laurenz dafür in der Werkstatt lassen sollen, Papa», rief Barbara vorlaut.
    De Bry winkte lachend ab. «Nur keine Sorge, Jungfer, ich werde Euch einen meiner Knechte schicken. Er wird sich morgen mit einigen Exemplaren der Gazette auf den Weg durch die Stadt machen. Am besten stellt er sich vor das Haus zum Römer, in dem unsere Ratsherren tagen. Während der Messe herrscht dort ein fleißiges Kommen und Gehen. Ihr werdet sehen, Carolus, in spätestens drei Tagen wird sich in ganz Frankfurt herumgesprochen haben, dass es eine regelmäßig erscheinende Zeitung gibt, die wahrheitsgemäß über alles berichtet, was sich im Reich ereignet. Wir brauchen ein solches Nachrichtenblatt nicht nur in Straßburg, sondern auch in Frankfurt.»
    «Meint Ihr wirklich?» Carolus’ Augen glänzten vor Freude.
    «Aber sicher. Auch wenn es schon vor Eurer Gazette einige Schriften gab, die den Rat über wichtige Neuigkeiten in Kenntnis setzen sollten. Die Relationen Semestrales erscheinen hier in Frankfurt seit den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Der Drucker, der sie herausgibt, hat seinen Stand übrigens neben dem Domportal aufgeschlagen. Bedauerlicherweise schlafen seine Berichtsblätter aber stets wieder ein, sobald der letzte Kaufmannswagen das Stadttor hinter sich gelassen hat. Ja, und dann gab es da noch Michael von Aitzing. Allerdings berichtete sein Blatt nur über geistliche Fragen. Das beschäftigt die Menschen zwar auch, insbesondere jetzt, wo die Lage im Reich so angespannt ist. Aber seine Nachrichten waren nie ausgewogen genug, um der Gazette bei den Kaufleuten zum Erfolg zu verhelfen. Sie erscheint schon seit fast fünfzehn Jahren nicht mehr. Ansonsten werden hier nur noch Anschlagzettel gedruckt, die den Postverkehr nach Köln und Antwerpen ankündigen.»
    De Bry drehte sich unvermittelt um; sein Blick wanderte zu einem nahegelegenen Büchertisch, hinter dem ein mürrisch dreinblickender Mann Geld zählte.
    «Der Bursche beobachtet uns bereits seit einiger Zeit», sagte de Bry mit gedämpfter Stimme. «Der Messeordnung nach, die drüben an der Kirchentür angeschlagen ist, vertritt er die Zunft der Prager Buchbinder, aber wie ein böhmischer Protestant sieht er nicht aus. Eher wie ein Mann, der heimliche Sendschreiben an den Kaiser verfasst.»
    «Ihr meint, er ist ein Spion?» Vorsichtig spähte Henrika hinüber zu dem Tisch.
    De Bry schnaubte gereizt. «In Frankfurt laufen so manche Fäden zusammen. Fäden, die nicht nur von Kaufleuten gesponnen und danach von Gelehrten geknüpft werden. Auch Abgesandte verschiedener Fürstenhöfe geben sich ein Stelldichein, um Kontakte herzustellen, Briefe auszutauschen und die Interessen ihrer Herren zu vertreten. Hinzu kommt allerlei lichtscheues Gesindel, das sich in den Gassen herumtreibt, und ich meine damit keine Bettler oder Taschendiebe.»
    «Wir können gut auf uns achtgeben», sagte Laurenz.
    «Wie Ihr meint. Ich möchte Euch dennoch empfehlen, Eure Bücher und Schriften zeitig zusammenzuräumen und Euch auf den Heimweg zu machen, solange es noch hell ist.»

    Barbara bettelte ihrem Vater

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