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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Hofstaat würde geschlossen anreisen. In der Siedlung wurde fleißig gearbeitet. Bis in die Nacht hinein hörte man die Geräusche von Sägen und Hämmern. Junge Männer turnten auf den Dachbalken der kleinen Häuser herum, beschmierten sie zum Schutz vor der Feuchtigkeit mit Pech, während Strohschneider und Kalkbrenner ihre Fuhrwerke über die Baustelle holpern ließen. Die Mühle hatte Barthel ebenso wie den Schafgarten und die Zollgebäude mit Zäunen und dichten Hecken umgeben lassen.
    Als Henrika an Annas Seite über die breiten Holzbohlen ins Dorf lief und sich das Ergebnis der Arbeiten betrachtete, spürte sie, wie ihre Hände trotz des rauen Wetters vor Aufregung feucht zu werden begannen. Das Dorf war wahrhaftig kaum wiederzuerkennen. Wohin man auch blickte, sah man neu angelegte, ordentlich mit hohen, behauenen Markierungssteinen versehene Wege. Natürlich würde es einige Zeit dauern, sie alle zu pflastern, aber im Geiste konnte sich Henrika schon vorstellen, wie vornehme Kutschen über die breiten Straßen rollten.
    Barthel hatte Anna und sie am Abend vor dem großen Ereignis in sein Kabinett gerufen, um ihnen seine Planung bezüglich der Stadt zu erklären. Er hatte eine Karte auseinandergefaltet, auf der eine verwirrende Anzahl von Quadraten zu sehen war, die andeuteten, dass auf ihrem Grund eines Tages mehrstöckige Bürgerhäuser entstehen sollten.
    Henrika hatte die Karte und die Skizzen studiert und versucht, bekannte Wege oder Plätze wiederzufinden, doch mit Ausnahme der Kirche von St. Sebastian, des Rathauses und der Zollgebäude hatte sie nichts erkennen können, was auch nur entfernt an das Dorf ihrer Kindheit erinnerte.
    «Dort, wo heute noch der alte Dorfbrunnen steht, will Barthel ein Handelszentrum errichten», erklärte Henrika Anna, als sie die Straße überquerten. Die beiden mussten sich vorsehen, damit sie mit ihren langen Röcken nicht zwischen die Einspänner und Sänften gerieten, die sich durch den Sturm zum Vorplatz der künftigen Friedrichsburg kämpften. Im Osten des Festungsplatzes waren offene Feuerstellen aufgeschichtet und runde Zelte aufgeschlagen worden, in die sich der Hofmarschall und die Angehörigen des kurfürstlichen Hofstaats zurückziehen konnten, um Gespräche zu führen oder zu ruhen. Das Lager, das sich die pfälzischen Musketiere und Pikeniere teilten, lag ein wenig abseits, dennoch witterten Krämer und Marketender auch in ihrer Nähe gute Geschäfte. Mit beredten Worten streiften Hökerweiber und Händler mit Bauchläden durch die Menge, schwatzten bald mit diesem, bald mit jenem, und boten den Menschen farbenfrohe Brusttüchlein an, die an langen Stangen im Wind flatterten. Aber auch bestickte Börsen, Schuhe, Federhüte und Strumpfbänder wechselten den Besitzer. Kleine Dorfmädchen kämpften sich mit Körben durch das dichte Treiben. Der anregende Geruch ihrer in Schmalz gewendeten Gebäckstücke öffnete so manche Geldbörse. Ein Stück weiter trieben dunkeläugige Wahrsagerinnen und närrisch gekleidete Possenreißer ihr Unwesen; Erstere lockten ihre Kunden mit Amuletten und magischen Sprüchen, die jedem Söldner versprachen, ihn gegen Kugeln und Schrapnelle unverwundbar zu machen, während die Akrobaten unter dem Beifall der Umstehenden Jungfrauen kleine Münzen aus den Ohren zogen, bis die mit schamvoll geröteten Wangen ihr Heil in der Flucht suchten.
    In einem Winkel des Festungsplatzes fand Henrika Elisabeth, die es sich offensichtlich nicht hatte nehmen lassen, ebenfalls ihr Glück zu versuchen. Ihr Ausschank bestand lediglich aus zwei bemalten Weinfässern, die das Gewicht einer länglichen Planke trugen. Auf dem Brett standen rund zwanzig Tonbecher, eine geringere Anzahl Krüge und sogar ein paar grünlich glänzende Gläser für höhergestellte Gäste. Neben den Weinfässern hatte die Wirtin einen hölzernen Trog zum Eintauchen der Becher und Gläser aufstellen lassen.
    Henrika kam gerade rechtzeitig, um zu beobachten, wie Elisabeth zur Freude der wenigen Gäste ihres Ausschanks mit zwei geschickten Schlägen das Spundloch eines Fasses öffnete. Als der rote Wein, den sie für gewöhnlich auch im Wirtshaus ausschenkte, in den Krug schwappte, huschte ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht der Frau.
    Entschlossen blieb Henrika stehen und berührte Anna, die sie verwundert anblickte, sanft am Arm. «Würdest du ohne mich weitergehen? Ich habe noch etwas zu erledigen.»
    «Du willst doch hoffentlich keinen Wein an einem derart erbärmlichen

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