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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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euch und dem gesamten Amtsbereich, für den wir Vollmacht haben, seinen huldvollen Gruß und versichert euch alle seiner Wertschätzung in Christus Jesus.»
    «Amen, amen», echoten die Gardisten im Chor mit den geistlichen Würdenträgern und Abgesandten des Hofes. Die Dorfbewohner blieben stumm.
    «Wie ihr vernommen habt, wurde unserem weisen Herrscher von anderen Fürsten des Reiches eine schwere Bürde auferlegt, die er dennoch klaglos trägt. Da die gespannte Lage es erforderlich macht, das Waffenbündnis zwischen den protestantischen Fürsten und Städten, das einst von den Truppen des Kaisers Karl   V. zerschlagen wurde, von neuem zu beleben und allen reformierten Landeskindern Schutz zu gewähren, braucht unser Fürst Stützpunkte und blühende Handelsstädte in seinem Herrschaftsbereich.»
    «Aber warum ausgerechnet hier bei uns?», ertönte nun eine Stimme aus der Menge. «Kann er nicht sein prächtiges Schloss zur Festung machen und unsere Ländereien in Ruhe lassen?»
    Als hätten sie nur darauf gewartet, brachen Wachsoldaten durch die Umzäunung und schoben sich mit gezückten Schwertern und erhobenen Lanzen durch die Menge, um nach dem Unruhestifter zu forschen. Dabei gingen die Männer nicht gerade sanft mit denen um, die ihnen im Weg standen. Einige Frauen schrien erschrocken auf, als die Soldaten auf sie zustürmten. Doch im Getümmel war der Mann, der die Rede unterbrochen hatte, nicht auszumachen.
    Die wenigen Bauern, Fischer und Handwerker des Dorfes, die nicht hinter die Mauer verbannt worden waren, rückten nun ihrerseits enger zusammen. Sie schienen nicht gewillt zurückzuweichen. Zuletzt aber war es der Schultheiß, der beschwichtigend die Hand hob und seine Nachbarn zur Ruhe mahnte. Graf zu Solms gab einem der Bewaffneten den Befehl, den Schultheiß reden zu lassen. Die Leute sollten einsehen, dass ihm und den Schöffen nichts an einem Aufruhr seiner Mitbürger lag.
    «Die Stadt Heidelberg ist nicht geeignet, eine Festung zu beherbergen», fuhr der alte Graf fort, nachdem sich die Unruhe auf dem Platz gelegt hatte. «Auch wenn die kurfürstliche Residenz auf einer dicht bewaldeten Anhöhe erbaut wurde, ließe sie sich im Ernstfall viel schlechter verteidigen als eine wehrhafte Festung am Zusammenfluss zweier Ströme. Hier gibt es Wasser und freies Land. Aus diesem Grund werden wir heute nach dem Willen des Kurfürsten einen Vertrag unterzeichnen, der diejenigen von euch, die Acker- und Weideland für die Festungsanlage hergeben müssen, großzügig abfindet. Kurfürst Friedrich bietet dem Ort, der auch künftig den Namen Mannheim tragen soll, Stadt- und Marktrechte sowie eine Reihe von Zollprivilegien an, sobald der Grundstein zur Festung gelegt wurde. Ihr werdet von Frondiensten freigesprochen und müsst auf Güter, die auf dem Rhein verschifft werden, von nun an keine Zölle mehr zahlen. Ein Stadtrat soll eingerichtet werden, und alle Bürger, die sich innerhalb der Mannheimer Tore ansiedeln, werden auf Befehl des Kurfürsten für zwanzig Jahre von allen Steuern und Abgaben befreit.»
    Litter wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte den Grafen nicht unterbrochen. Erst nachdem der alte Mann seine Rede beendet hatte, schickte er noch einige Worte nach. «Ich war nicht davon angetan, als dieser Festungsbaumeister in unser Dorf kam», erklärte er. «Aber wir müssen uns den Anordnungen des Kurfürsten beugen. Die Kirche lehrt, dass der Obrigkeit Gehorsam geleistet werden muss, was immer sie auch von uns verlangen mag. Daher fordere ich alle Einwohner auf, hervorzutreten und ihre Namen oder Zeichen unter dem meinen auf das Papier des Hofkanzlers zu setzen. Aber vergesst nicht, Freunde, dass ein Wortbruch schwere Folgen nach sich zieht. Ab heute werden Soldaten ihr Lager in Mannheim aufschlagen, die jeden mit Waffengewalt zur Rechenschaft ziehen, der es wagen sollte, die Hand gegen den Baumeister, sein Gesinde oder die Handwerker und Arbeiter zu erheben oder sich an Werkzeugen, Baugeräten und Vorräten zu vergreifen.»
    Diesmal fiel das Gemurmel weniger stark aus. Die Dorfbewohner hatten begriffen, dass sie sich dem Kurfürsten nicht widersetzen durften. Nachdem der Graf zu Solms schließlich die Urkunde unterzeichnet und einige Körner Löschsand über die Tinte geworfen hatte, stiegen auch die Schöffen und dann die Bauern und Handwerker auf das Podest und übertrugen dem Kurfürsten alle Rechte an ihrem Grund und Boden zur dauernden Nutzung. Einige taten es mit wütender Miene, die

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