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Die Meistersinger von Nürnberg

Die Meistersinger von Nürnberg

Titel: Die Meistersinger von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Wahne fassen?
Mag mich nicht wieder schelten lassen.
»Seit sich der Schuster dünkt Poet,
gar übel es um Eu'r Schuhwerk steht.«
Ich seh', wie's schlappt und überall klappt:
drum laß ich Vers und Reim'
gar billig nun daheim,
Verstand und Witz und Kenntnis dazu,
mach' Euch für morgen die neuen Schuh'.
    Beckmesser (kreischend) :
Laßt das doch sein! Das war ja nur Scherz.
Vernehmt besser, wie's mir ums Herz!
Vom Volk seid Ihr geehrt,
auch der Pognerin seid Ihr wert.
Will ich vor aller Welt
nun morgen um die werben,
sagt, könnt's mich nicht verderben,
wenn mein Lied ihr nicht gefällt?
Drum hört mich ruhig an;
und sang ich, sagt mir dann,
was Euch gefällt, was nicht,
daß ich mich danach richt'. (Er klimpert wieder.)
    Sachs: Ei, laßt mich doch in Ruh'!
Wie käme solche Ehr' mir zu?
Nur Gassenhauer dicht' ich zum meisten,
drum sing' ich zur Gassen und han' auf den Leisten.
Jerum! Jerum!
Hallo hallo he!
    Beckmesser: Verfluchter Kerl! Den Verstand verlier' ich
mit seinem Lied voll Pech und Schmierich! –
    Sachs: O ho! Trallalei! Trallalei! O he!
    Beckmesser: Schweigt doch! Weckt Ihr die Nachbarn auf?
    Sachs: Die sind's gewohnt:
‘s hört keiner drauf. –
»O Eva, Eva!« –
    Beckmesser (in höchste Wut ausbrechend) :
O Ihr boshafter Geselle!
Ihr spielt mir heut' den letzten Streich!
Schweigt Ihr jetzt nicht auf der Stelle,
so denkt Ihr dran, das schwör' ich Euch. (Er klimpert wütend.)
Neidisch seid Ihr, nichts weiter,
dünkt Ihr Euch auch gleich gescheiter.
Daß andre auch was sind, ärgert Euch schändlich!
Glaubt, ich kenne Euch aus- und inwendlich!
Daß man Euch noch nicht zum Merker gewählt,
das ist's, was den gallichten Schuster quält.
Nun gut! Solang' als Beckmesser lebt
und ihm noch ein Reim an den Lippen klebt,
solang' ich noch bei den Meistern was gelt',
ob Nürnberg »blüh' und wachs'«,
das schwör' ich Herrn Hans Sachs:
nie wird er je zum Merker bestellt!
(Er klimpert in höchster Wut.)
    Sachs (der ihm ruhig und aufmerksam zugehört hat) :
War das Eu'r Lied?
    Beckmesser: Der Teufel hol's!
    Sachs: Zwar wenig Regel:
doch klang's recht stolz!
    Beckmesser: Wollt Ihr mich hören?
    Sachs: In Gottes Namen
singt zu:
ich schlag' auf die Sohl' die Rahmen.
    Beckmesser: Doch schweigt Ihr still?
    Sachs: Ei, singet Ihr,
die Arbeit, schaut, fördert's auch mir.
    Beckmesser: Das verfluchte Klopfen wollt Ihr doch lassen?
    Sachs: Wie sollt' ich die Sohl' Euch richtig fassen?
    Beckmesser: Was? Ihr wollt klopfen, und ich soll singen?
    Sachs: Euch muß das Lied, mir der Schuh gelingen.
    Beckmesser: Ich mag keine Schuh'!
    Sachs: Das sagt Ihr jetzt;
in der Singschul' Ihr mir's dann wieder versetzt.
Doch hört! Vielleicht sich's richten läßt:
zwei-einig geht der Mensch am best.
Darf ich die Arbeit nicht entfernen,
die Kunst des Merkers möcht' ich erlernen.
Darin kommt Euch nun keiner gleich;
ich lern' sie nie, wenn nicht von Euch.
Drum singt Ihr nun, ich acht' und merk'
und fördr' auch wohl dabei mein Werk.
    Beckmesser: Merkt immer zu; und was nicht gewann,
nehmt Eure Kreide und streicht mir‘s an.
    Sachs: Nein, Herr! Da fleckten die Schuh' mir nicht,
mit dem Hammer auf den Leisten halt' ich Gericht.
    Beckmesser: Verdammte Bosheit! – Gott, und ‘s wird spät:
am End' mir die Jungfer vom Fenster geht!
(Er klimpert eifrig.)
    Sachs (aufschlagend) :
Fanget an! ‘s pressiert! Sonst sing' ich für mich!
    Beckmesser: Haltet ein! Nur das nicht! – Teufel, wie ärgerlich! –
Wollt Ihr Euch denn als Merker erdreisten,
nun gut, so merkt mit dem Hammer auf den Leisten;
nur mit dem Beding, nach den Regeln scharf,
aber nichts, was nach den Regeln ich darf.
    Sachs: Nach den Regeln, wie sie der Schuster kennt,
dem die Arbeit unter den Händen brennt.
    Beckmesser: Auf Meisterehr'?
    Sachs: Und Schustermut!
    Beckmesser: Nicht einen Fehler:
glatt und gut!
    (Nachtwächterhorn sehr entfernt)
    Sachs: Dann gingt Ihr morgen unbeschuht.
    Walther (leise zu Eva) :
Welch toller Spuk!
Mich dünkt's ein Traum.
    Sachs (auf den Steinsitz vor der Ladentür deutend) :
Setzt Euch denn hier!
    Beckmesser (zieht sich nach der Ecke des Hauses zurück) :
Laßt hier mich stehen!
    Walther: den Singstuhl, scheint's, verließ ich kaum!
    Sachs: Warum so weit?
    Beckmesser: Euch nicht zu seh'n,
wie's Brauch der Schul' vor dem Gemerk'.
    Eva (sanft an Walthers Brust gelehnt) :
Die Schläf' umwebt mir's wie ein Wahn:
ob's Heil, ob Unheil, was ich ahn'?
    Sachs: Da hör' ich Euch schlecht.
    Beckmesser: Der Stimme Stärk'
ich so gar lieblich dämpfen

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