Die Meistersinger von Nürnberg
kann.
(Er stellt sich ganz um die Ecke, dem Fenster gegenüber, auf)
Sachs: Wie fein! Nun gut denn! – Fanget an!
(Beckmesser stimmt die in der Wut unversehens heraufgeschraubte D-Saite wieder herunter. Sachs holt mit dem Hammer aus.)
Beckmesser (zur Laute) :
»Den Tag seh' ich erscheinen,
der mir wohlgefall'n tut.....
(Sachs schlägt auf Beckmesser schüttelt sich.)
»Da faßt mein Herz sich einen
(Sachs schlägt auf Beckmesser setzt heftig ab, singt aber weiter.)
guten und frischen –
(Sachs hat aufgeschlagen, Beckmesser wendet sich wütend um die Ecke herum.)
Treibt Ihr hier Scherz? Was wär' nicht gelungen?
Sachs: Besser gesungen:
»Da faßt mein Herz sich einen guten,frischen –«
Beckmesser: Wie sollt' sich das reimen
auf »Seh ich erscheinen«?
Sachs: Ist Euch an der Weise nichts gelegen?
Mich dünkt, sollt' passen Ton und Wort.
Beckmesser: Mit Euch zu streiten?
Laßt von den Schlägen,
sonst denkt Ihr mir dran!
Sachs: Jetzt fahret fort!
Beckmesser: Bin ganz verwirrt!
Sachs: So fangt noch mal an:
drei Schläg' ich jetzt pausieren kann.
Beckmesser (für sich) :
Am besten, wenn ich ihn gar nicht beacht'.
Wenn's nur die Jungfer nicht irre macht!
Den Tag seh' ich erscheinen;
der mir wohl gefall'n tut;
da faßt mein Herz sich einen
guten und frischen Mut.
Da denk' ich nicht an Sterben, (Sachs schlägt.)
lieber an Werben
um jung' Mägdeleins Hand. (Sachs schlägt.)
Warum wohl aller Tage
schönster mag dieser sein? (Schlag. Ärgerlich.)
Allen hier ich es sage: (Schlag)
weil ein schönes Fräulein (zwei Schläge)
von ihrem lieb'n Herrn Vater,
(Sachs schlägt und nickt ironisch beifällig.)
wie gelobt hat er, (viele kleine Schläge)
ist bestimmt zum Eh'stand.
(Fünf Schläge. Sehr ärgerlich.)
Wer sich getrau', (Schlag)
der komm' und schau',
da steh'n die hold lieblich' Jungfrau, (drei Schläge)
auf die ich all mein' Hoffnung bau': (Schlag)
darum ist der Tag so schön blau, (viele Schläge)
als ich anfänglich fand.«
(Er bricht wütend um die Ecke auf Sachs los.)
Beckmesser: Sachs! Seht, Ihr bringt mich um!
Wollt Ihr jetzt schweigen?
Sachs: Ich bin ja stumm!
Die Zeichen merkt' ich; wir sprechen dann:
derweil lassen die Sohlen sich an.
Beckmesser (gewahrt, daß Magdalene sich vom Fenster entfernen will) :
Sie entweicht? Pst, pst! – Herrgott! Ich muß!
(Um die Ecke herum die Faust gegen Sachs ballend.)
Sachs, Euch gedenk' ich die Ärgernuß!
(Er macht sich zum zweiten Vers fertig.)
Sachs (mit dem Hammer nach dem Leisten ausholend) :
Merker am Ort! – Fahret fort!
Beckmesser (immer stärker und atemloser) :
»Will heut' mir das Herz hüpfen, (Schlag)
werben um Fräulein jung, (drei Schläge)
doch tät' der Vater knüpfen (Schlag)
daran ein' Bedingung (drei Schläge)
für den, wer ihn beerben
will und auch werben (zwei Schläge)
um sein Kindelein fein. (Viele Schläge.)
Der Zunft ein bied'rer Meister
wohl sein' Tochter er liebt, (drei Schläge)
doch zugleich auch beweist er, (zwei Schläge)
was er auf die Kunst gibt:
(ununterbrochene Schläge)
zum Preise muß es bringen
im Meistersingen,
wer sein Eidam will sein.
(Er stampft wütend mit den Füßen.)
Nun gilt es Kunst, daß mit Vergunst,
ohn' all schädlich gemeinen Dunst,
(fortwährende Schläge)
ihm glücke des Preises Gewunst,
war begehrt mit wahrer Inbrunst,
(Sachs, welcher kopfschüttelnd es aufgibt, die einzelnen Fehler anzumerken, arbeitet hämmernd fort, um den Keil aus dem Leisten zu schlagen.)
um die Jungfrau zu frei'n.«
Sachs (über den Laden weit herausgelehnt) :
Seid Ihr nun fertig?
Beckmesser (in höchster Angst) :
Wie fraget Ihr?
Sachs (hält die fertigen Schuhe triumphierend heraus) :
Mit den Schuhen ward ich fertig schier!
(Während er die Schuhe an den Bändern hoch in der Luft tanzen läßt.)
Das heiß' ich mir echte Merkerschuh'!
Mein Merkersprüchlein hört dazu! (Sehr kräftig.)
Beckmesser (der sich ganz in die Gasse zurückgezogen hat und an die Mauer mit dem Rücken sich anlehnt, singt, um Sachs zu übertäuben, mit größter Anstrengung, schreiend und atemlos hastig, während er die Laute wütend nach Sachs zu schwingt) :
»Darf ich mich Meister nennen,
das bewähr ich heut' gern,
weil ich nach dem Preis brennen
muß, dursten und hungern.
Sachs: Mit lang' und kurzen Hieben
steht's auf der Sohl' geschrieben:
David (hat den Fensterladen, dicht hinter Beckmesser, ein wenig geöffnet und lugt daraus hervor) :
Wer, Teufel, hier? (Er wird Magdalene gewahr.)
Und drüben gar?
Beckmesser: Nun
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