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Die Meistersinger von Nürnberg

Die Meistersinger von Nürnberg

Titel: Die Meistersinger von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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vorbei.
    Magdalene (ruft leise unter der Tür) :
Evchen! ‘s ist Zeit:
mach dich frei!
    Walther: Du fliehst?
    Eva (lächelnd) :
Muß ich denn nicht?
    Walther: Entweichst?
    Eva (mit zarter Bestimmtheit) :
Dem Meistergericht.
    (Sie verschwindet mit Magdalene im Hause.)
    Der Nachtwächter (ist währenddem in der Gasse erschienen, kommt singend nach vorn, biegt um die Ecke von Pogners Haus und geht nach links ab) :
Hört, ihr Leut', und laßt euch sagen,
die Glock' hat zehn geschlagen:
bewahrt das Feuer und auch das Licht,
damit niemand kein Schad' geschicht!
Lobet Gott den Herrn!
    Sachs (welcher hinter der Ladentür dem Gespräche gelauscht, öffnet jetzt, bei eingezogenem Lampenlicht, ein wenig mehr) :
Üble Dinge, die ich da merk':
eine Entführung gar im Werk!
Aufgepaßt! Das darf nicht sein!
    Walther (hinter der Linde) :
Käm' sie nicht wieder? o der Pein! –
(Eva kommt in Magdalenes Kleidung aus dem Hause; die Gestalt gewahrend.)
Doch ja, sie kommt dort! –
Weh mir, nein! Die Alte ist's! –
(Eva erblickt Walther und eilt auf ihn zu.)
Doch aber – ja!
    Eva: Das tör'ge Kind:
da hast du's! Da!
(Sie wirft sich ihm heiter an die Brust.)
    Walther (hingerissen) :
O Himmel! Ja, nun wohl ich weiß,
daß ich gewann den Meisterpreis!
    Eva: Doch nun kein Besinnen! Von hinnen! Von hinnen!
o wären wir schon fort!
    Walther: Hier durch die Gasse: dort
finden wir vor dem Tor Knecht und Rosse vor.
    (Nachtwächterhorn entfernt. Als sich beide wenden, um in die Gasse einzubiegen, läßt Sachs, nachdem er die Lampe hinter eine Glaskugel gestellt, durch die ganz wieder geöffnete Ladentür einen grellen Lichtschein quer über die Straße fallen, so daß Eva und Walther sich plötzlich hell beleuchtet sehen.)
    Eva (Walther hastig zurückziehend) :
O weh, der Schuster!
Wenn er uns säh'!
Birg dich! Komm ihm nicht in die Näh'!
    Walther: Welch and'rer Weg führt uns hinaus?
    Eva: Dort durch die Straße:
doch der ist kraus,
ich kenn' ihn nicht gut;
auch stießen wir dort auf den Wächter.
    Walther: Nun denn:
durch die Gasse!
    Eva: Der Schuster muß erst vom Fenster fort.
    Walther: Ich zwing' ihn, daß er's verlasse.
    Eva: Zeig dich ihm nicht:
    er kennt dich!
    Walther: Der Schuster?
    Eva: ‘s ist Sachs!
    Walther: Hans Sachs? Mein Freund!
    Eva: Glaub's nicht! Von dir Übles zu sagen nur wußt' er.
    Walther: Wie, Sachs? Auch er? Ich lösch' ihm das Licht.

Sechste Szene
    (Beckmesser ist, dem Nachtwächter nachschleichend, die Gasse heraufgekommen, hat nach den Fenstern von Pogners Haus gespäht und, an Sachsens Haus gelehnt, stimmt er jetzt seine mitgebrachte Laute.)
    Eva (Walther zurückhaltend) :
Tu's nicht! – Doch horch!
    Walther: Einer Laute Klang.
    (Als Sachs den ersten Ton der Laute vernommen, hat er, von einem plötzlichen Einfall erfaßt, das Licht wieder etwas eingezogen und öffnet leise den unteren Teil des Ladens.)
    Eva: Ach, meine Not!
    Walther: Wie, wird dir bang'?
Der Schuster, sieh, zog ein das Licht. So sei's gewagt!
    Eva: Weh! Siehst du denn nicht? Ein and'rer kam und nahm dort Stand.
    (Sachs hat unvermerkt seinen Werktisch ganz unter die Tür gestellt Jetzt erlauscht er Evas Ausruf)
    Walther: Ich hör's und seh's:
    ein Musikant. Was will der hier so spät des Nachts?
    Eva (in Verzweiflung) :
‘s ist Beckmesser schon!
    Sachs: Aha, ich dacht's! (Er setzt sich leise zur Arbeit zurecht.)
    Walther: Der Merker? Er in meiner Gewalt?
Drauf zu! Den Lung'rer mach' ich kalt!
    Eva: Um Gott! So hör! Willst den Vater wecken?
Er singt ein Lied, dann zieht er ab.
Laß dort uns im Gebüsch verstecken. –
Was mit den Männern ich Müh' doch hab!
    (Sie zieht Walther hinter das Gebüsch auf die Bank unter der Linde.)
    (Beckmesser, eifrig nach. dem Fenster lugend, klimpert voll Ungeduld heftig auf der Laute. Als er sich endlich auch zum Singen rüstet, schlägt Sachs sehr stark mit dem Hammer auf den Leisten, nachdem er soeben das Licht wieder hell auf die Straße hat fallen lassen.)
    Sachs: Jerum! Jerum! Hallo hallo he!
O ho! Trallalei! Trallalei! O ho!
    Beckmesser (springt ärgerlich von dem Steinsitz auf und gewahrt Sachs bei der Arbeit) :
Was soll das sein?
Verdammtes Schrein!
    Sachs: Als Eva aus dem Paradies
von Gott dem Herrn verstoßen,
gar schuf ihr Schmerz der harte Kies
an ihrem Fuß, dem bloßen.
    Beckmesser: Was fällt dem groben Schuster ein?
    Sachs: Das jammerte den Herrn,
    Walther (flüsternd zu Eva) :
Was heißt das Lied? Wie nennt er dich?
    Sachs: ihr Füßchen hatt' er gern,
    Eva (flüsternd zu Walther) :
Ich

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