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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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folgte ihm.
    «Schade, dass wir das Übrige nicht haben», murmelte er. «Chimneys 23 Uhr 45 Donnerstag – das klingt nach einer Verabredung.»
    «Chimneys!», rief Virginia aus. «Das ist merkwürdig!»
    «Wieso merkwürdig? Zu vornehm für so einen Kerl?»
    «Ich fahre heute Abend nach Chimneys – oder wenigstens hatte ich diese Absicht.»
    Anthony fuhr herum.
    «Was sagen Sie da? Bitte wiederholen Sie das!»
    «Ich wollte heute Abend nach Chimneys fahren», wiederholte Virginia gehorsam.
    Anthony starrte sie an.
    «Ich fange an zu begreifen. Vielleicht irre ich mich – aber das gäbe der Sache wenigstens einen Sinn. Ist es denkbar, dass jemand Sie um jeden Preis daran hindern will, dorthin zu gelangen?»
    «Mein Vetter George Lomax wollte mich hindern», lächelte Virginia. «Aber George kann man nicht ernstlich mit einem Mord in Verbindung bringen.»
    Anthony lächelte nicht. Er war tief in Gedanken versunken.
    «Wenn wir die Polizei anrufen, ist Schluss mit dem Gedanken, heute – oder auch morgen – Chimneys aufzusuchen. Und mir liegt viel daran, dass Sie dorthin gehen. Das würde unseren unbekannten Freunden sehr ungelegen kommen. Mrs Revel wollen Sie mir vertrauen?»
    «Das bedeutet also Vorschlag B?»
    «Richtig. – Und als Erstes heißt es: Ihre Zofe muss aus dem Haus. Können Sie das bewerkstelligen?»
    «Nichts leichter als das.»
    Virginia ging in die Halle und rief zur Treppe hinauf.
    «Elise, Elise!»
    «Madame?»
    Anthony hörte eine kurze Unterhaltung, dann das Offnen und Schließen der Haustür. Virginia kam zurück.
    «Sie ist fort. Ich habe ihr aufgetragen, ein spezielles Parfüm zu besorgen – in einem Geschäft, das angeblich bis acht Uhr offen ist. Natürlich stimmt das nicht. Sie soll nachkommen mit dem Zug, ohne hierher zurückzukehren.»
    «Gut», meinte Anthony anerkennend. «Nun können wir uns mit dem Toten befassen. Die Methode ist zwar abgeklappert, aber – können Sie mir einen alten Koffer beschaffen?»
    «Selbstverständlich. Kommen Sie mit in den Keller.»
    Wirklich befanden sich dort Koffer aller Art. Anthony suchte sich ein solides Stück von passender Größe aus.
    «Die nächste Arbeit werde ich allein besorgen», sagte Anthony taktvoll, «Sie gehen inzwischen hinauf und machen sich reisefertig.»
    Virginia gehorchte. Sie zog ein hellbraunes Reisekostüm an, setzte ein reizvolles gelbes Hütchen auf und kam wieder in die Halle hinunter, wo sie Anthony bereits mit dem festverschnürten Koffer vorfand.
    «Ich würde Ihnen gern meine Lebensgeschichte erzählen», bemerkte Anthony. «Aber wir haben einen arbeitsreichen Abend vor uns. Sie müssen jetzt ein Taxi rufen; dann lassen Sie Ihr Gepäck aufladen, einschließlich dieses Koffers, und fahren zum Bahnhof Paddington. Dort geben Sie den Koffer am linken Gepäckschalter auf. Ich werde am Schalter warten. Wenn Sie an mir vorbeigehen, lassen Sie den Gepäckschein fallen. Ich hebe ihn auf und gebe ihn scheinbar zurück. In Wirklichkeit bleibt er in meiner Hand. Dann fahren Sie ruhig nach Chimneys und überlassen alles Weitere mir.»
    «Sie sind wirklich mein Retter in der Not», sagte Virginia. «Es ist unerhört von mir, Sie mit all meinen Sorgen und mit einem Toten zu belasten.»
    «Es macht mir direkt Vergnügen», versicherte Anthony. «Wenn mein Freund Jimmy McGrath hier wäre, könnte er Ihnen bestätigen, dass ich bei so etwas ganz in meinem Element bin.»
    Virginia starrte ihn an.
    «Welchen Namen nannten Sie eben? Jimmy McGrath?»
    Anthony gab ihren Blick ruhig zurück.
    «Ja. Weshalb? Haben Sie von ihm gehört?»
    «Sein Name wurde mir ganz kürzlich genannt.» Sie hielt unentschlossen inne, doch dann fuhr sie fort: «Mr Cade, ich muss mit Ihnen sprechen. Können Sie nicht nach Chimneys kommen?»
    «Sie werden mich bald Wiedersehen, Mrs Revel, rascher als Sie denken. Jetzt aber schleicht Verschwörer A über die Hintertreppe hinaus, während Verschwörer B in Glanz und Gloria am Hauptportal einem Taxi winkt.»
    Der Plan wurde reibungslos durchgeführt. Anthony hatte ebenfalls einen Wagen genommen und stand rechtzeitig am Schalter, um den Gepäckschein aufzuheben. Dann holte er das verbeulte Auto ab, das er schon am Vormittag gemietet hatte für den Fall, dass es ihm für seine Pläne nützlich sein könnte. Mit diesem Wagen kehrte er zum Bahnhof zurück, händigte einem Träger den Gepäckschein aus, erhielt den Koffer und verstaute ihn sicher im Kofferraum. Dann fuhr er los.
    In genügender Entfernung von der Stadt

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