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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Von den Briefen wussten die Brüder ja nichts – übrigens sehr merkwürdig, dass gerade Sie diese besaßen.»
    «Ich weiß», gab Anthony zu, «dieses Zusammentreffen ist mehr als verblüffend, wenn man es sich überlegt.»
    «Giuseppe erwischt statt dessen die Briefe und ist natürlich zuerst sehr bekümmert. Dann entdeckt er den Zeitungsausschnitt und kommt auf die Idee, eine kleine Privaterpressung damit zu versuchen. Natürlich hat er keine Ahnung von ihrer wahren Bedeutung. Die Bruderschaft lässt ihn nicht aus den Augen, nimmt an, dass er sie betrügt, und beschließt seinen Tod. Was mir aber ein Rätsel bleibt, ist der Name ‹Virginia› auf dem Revolver. Es sieht ganz so aus, als ob sich König Victor hier eingeschaltet hätte. Aber ich kann sein Motiv nicht entdecken. Es sieht so aus wie ein wohl überlegter Versuch, Mrs Revel den Mord anzuhängen – aber, oberflächlich betrachtet, liegt kein Sinn darin.»
    «Ich hatte eine Theorie hierüber», unterbrach Anthony, «aber sie löste sich leider in Luft auf.»
    Er erzählte Battle, wie Virginia den Fürsten Michael identifiziert hatte. Der Inspektor nickte.
    «Ja, über seine Persönlichkeit bestand kein Zweifel. Dieser alte Baron schätzt Sie übrigens sehr. Er spricht nur in den höchsten Tönen von Ihnen.»
    «Sehr nett von ihm», meinte Anthony. «Besonders da ich ihm klipp und klar gesagt habe, dass ich alles zu unternehmen gedenke, um die verschwundenen Memoiren noch vor dem kommenden Mittwoch beizubringen.»
    «Wird allerhand Mühe kosten», brummte Battle.
    «J-a, glauben Sie das wirklich? Ich vermute, dass König Victor und Co. im Besitz der Briefe sind.»
    «Entwendeten sie an jenem Tage in Pont Street. Eine sorgfältig geplante Arbeit. Ja, sie haben die Briefe gestohlen, haben sie dechiffriert und wissen jetzt genau, wo suchen.»
    «Hier im Zimmer?», fragte Anthony.
    «Genau. Aber sie haben die Beute noch nicht und laufen ein großes Risiko, wenn sie den Versuch wiederholen.»
    «Vermutlich», bemerkte Anthony, «hat Ihr schlauer Kopf bereits einen Gegenplan ausgebrütet?»
    Battle gab keine Antwort; er sah wieder einmal besonders hölzern und ausdruckslos aus. Plötzlich blinzelte er.
    «Können Sie meine Hilfe brauchen?», erkundigte sich Anthony.
    «Ihre Hilfe – und die einer zweiten Person.»
    «Wer soll das sein?»
    «Mrs Revel. Vielleicht haben Sie auch schon bemerkt, Mr Cade, dass sie eine Dame mit besonderem Charme ist.»
    «Das ist mir nicht entgangen», meinte Anthony.
    Dann lief er leichtfüßig die Treppe hinauf in sein Zimmer. Vor sich hin pfeifend, zog er seine Abendkleidung aus, warf einen Hausmantel über und griff nach dem Badetuch.
    Plötzlich blieb er wie angewurzelt vor dem Toilettentisch stehen und starrte einen Gegenstand an, der unschuldig vor dem Spiegel lag. Er traute seinen Augen kaum. Doch es gab keinen Zweifel: Hier lagen friedlich die Briefe mit Virginias Unterschrift! Kein einziger fehlte.
    Anthony fiel in einen Sessel, die Briefe in der Hand.
    «Das ist zum Verrücktwerden!», murmelte er. «Nichts von allem, was in diesem Hause vorgeht, kann ich verstehen. Weshalb erscheinen diese Briefe hier – wie ein Zaubertrick? Wer hat sie auf meinen Toilettentisch gelegt? Und warum?»
    Doch auf all diese Fragen fand er keine Antwort.

21
     
    U m zehn Uhr vormittags saßen Lord Caterham und seine Tochter beim Frühstück. Bundle sah sehr nachdenklich aus.
    «Vater», bemerkte sie endlich.
    Lord Caterham war in seine Zeitung vertieft.
    «Vater!», wiederholte Bundle etwas schärfer.
    «Wie?», brummte er. «Sagtest du etwas?»
    «Ja. Wer hat bereits gefrühstückt?»
    Sie deutete auf einen Platz mit benutztem Geschirr.
    «Ach, nur dieser Mr Dingsda.»
    «Isaacstein?»
    «Stimmt.»
    «Hast du vor dem Frühstück mit dem Inspektor gesprochen?»
    «Ja, er nagelte mich in der Halle fest. Meiner Meinung nach sollte die Stunde vor dem Frühstück den Leuten heilig sein. Ich werde ins Ausland reisen müssen, meine Nerven –»
    «Was sagte er?»
    «Erklärte, dass jeder, der Lust dazu habe, das Haus verlassen dürfe.»
    «Fein, das ist doch genau das, was du willst.»
    «Ich weiß. Aber dabei blieb es nicht. Er verlangt, dass ich allen Leuten sage, ich würde mich über ihr längeres Verweilen außerordentlich freuen.»
    «Das verstehe ich nicht. Was hast du ihm geantwortet?»
    «Nun, was konnte ich tun? Ich musste ihm natürlich beipflichten – man kann ja mit solchen Leuten nicht argumentieren. Besonders nicht vor dem

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