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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nimmt?»
    Er trat auf den Weg hinaus und winkte.
    Der Gepäckwagen hielt an, und nach ein paar erklärenden Worten kletterte Lemoine hinten drauf.
    Die beiden andern schauten ihm verblüfft nach. Im Augenblick, als der Wagen eben in die Kurve einbiegen wollte, fiel ein Handköfferchen herunter auf den Weg. Der Fahrer bemerkte es nicht.
    «Los!», befahl Virginia. «Da gibt es etwas zu entdecken. Das Köfferchen wurde absichtlich runtergeworfen.»
    «Niemand hat es bemerkt», entgegnete Bill.
    Sie rannten den Weg hinunter – doch als sie eben den kleinen Koffer aufheben wollten, kam ihnen Lemoine von der anderen Seite her zu Fuß entgegen.
    «Ich musste leider wieder absteigen», bemerkte er beiläufig. «Hatte etwas vergessen.»
    «Dies hier?», sagte Bill und wies auf den Koffer, ein teures Modell aus feinstem Schweinsleder mit den Initialen H. I.
    «Wie schade», bedauerte Lemoine höflich. «Es muss heruntergefallen sein. Wollen wir es vom Weg entfernen?»
    Ohne auf Antwort zu warten, hob er das Köfferchen auf und trug es zu der Baumgruppe hinüber. Er beugte sich darüber, etwas glänzte in seiner Hand, und plötzlich schnappte das Schloß zurück.
    Als er jetzt sprach, klang seine Stimme ganz anders als sonst, kurz und befehlend.
    «Das Auto kann jede Minute hier sein. Ist es bereits in Sicht?»
    «Nein.»
    «Gut.»
    Mit geübten Fingern hob er den Inhalt des Koffers heraus. Fläschchen mit Goldverschlüssen, seidene Pyjamas, eine Anzahl Socken. Plötzlich straffte sich seine Gestalt. Er hob etwas heraus, das wie ein Bündel Unterwäsche aussah, und rollte es hastig auf. Ein Ausruf des Erstaunens entfuhr Bill. Mitten in der Wäsche lag ein schwerer Revolver.
    «Ich höre hupen», warnte Virginia.
    Wie der Blitz packte Lemoine den Koffer wieder ein. Den Revolver schlug er in sein seidenes Taschentuch und steckte ihn rasch ein. Er wandte sich hastig an Bill.
    «Nehmen Sie den Koffer. Madame bleibt bei Ihnen. Halten Sie den Wagen an, und erzählen Sie, dass der Koffer vom Gepäckwagen fiel. Sagen Sie nichts von mir.»
    Bill trat auf den Weg hinaus, als die große Limousine mit Isaacstein eben um die Kurve bog. Der Fahrer hielt an, und Bill schwang den Koffer hinauf.
    «Fiel vom Gepäckwagen», erläuterte er. «Wir bemerkten es zufällig.»
    Er erhaschte einen kurzen Blick auf ein erschrockenes gelbes Gesicht, dann fuhr die Limousine wieder an.
    Virginia und Bill kehrten zu Lemoine zurück. Dieser hielt den Revolver in der Hand, und sein Blick war voll hämischer Befriedigung.
    «Das hat lange gedauert», bemerkte er. «Aber jetzt…»

22
     
    I nspektor Battle stand in der Bibliothek der Abtei.
    George Lomax saß an seinem Schreibtisch. Vor ihm lagen die Briefe, die Anthony an diesem Morgen in seinem Zimmer gefunden hatte.
    «Das ist alles völlig unverständlich», beklagte sich George, als er das Paket aufhob. «Sie sind der Meinung, dass diese Briefe in einem Code abgefasst sind?»
    «Stimmt, Mr Lomax.»
    «Und wo will er sie gefunden haben – auf seinem Toilettentisch?» Battle wiederholte Wort für Wort den Bericht, den ihm Anthony über das Wiederauftauchen der Briefe gegeben hatte.
    «Er brachte sie sofort zu Ihnen? Das war sehr richtig! Aber wer mag sie in sein Zimmer gelegt haben? Die Sache scheint mir faul, oberfaul. Was wissen wir denn überhaupt von diesem Cade? Er erscheint plötzlich hier – auf sehr mysteriöse Weise und unter verdächtigen Umständen, und wir wissen nichts, gar nichts über ihn. Außerdem möchte ich bemerken, dass mir seine Art ganz und gar nicht gefällt. Ich darf wohl annehmen, dass Sie sich nach ihm erkundigt haben?»
    «Wir haben natürlich sofort nach Südafrika telegrafiert, und seine Geschichte hat sich voll und ganz bestätigt. Zu der angegebenen Zeit befand er sich tatsächlich mit Mr McGrath in Bulawayo. Vorher war er bei der Reiseagentur Castle angestellt.»
    «Genau, wie ich dachte!», erklärte George. «Er hat diese Art von billiger Selbstgefälligkeit, die sich für gewisse Berufe eignet. Um aber auf die Briefe zurückzukommen: Wir müssen sofort etwas unternehmen – sofort. Diese Briefe müssen umgehend dechiffriert werden. Warten Sie, wie heißt doch gleich der Mann? Es gibt da einen Mann – er steht in Verbindung mit dem Britischen Museum. Der weiß alles über Codes. Leitete während des Krieges diese Abteilung für uns –»
    «Professor Wynwood», warf Battle ein.
    «Richtig! Wynwood. Der Mann muss sofort benachrichtigt werden!»
    «Das ist schon

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