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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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werden es vielleicht nicht für möglich halten», bemerkte Battle hinter ihm, «aber dieser Mann wird als der gerissenste Detektiv in Frankreich angesehen.»
    «Das überrascht mich eigentlich nicht – im Gegenteil.»
    «Sie hatten recht mit Ihrer Bemerkung, die Aufregungen der Nacht seien vorbei. Übrigens, erinnern Sie sich, was ich Ihnen von dem Mann erzählte, der in der Nähe von Staines aufgefunden wurde?»
    «Ja, weshalb?»
    «Nichts Besonderes. Man hat ihn identifiziert, das ist alles. Es scheint, dass er Giuseppe Manelli hieß. Und er war Kellner im Hotel Blitz. Merkwürdig, nicht wahr?»

20
     
    A nthony sagte kein Wort.
    «Nun denn, gute Nacht, Mr Cade», meinte Battle.
    Endlich rührte Anthony sich.
    «Einen Moment noch, Battle.»
    Der Inspektor blieb gehorsam stehen.
    «Sie scheinen sehr interessiert zu sein an dieser Staines-Geschichte?»
    «Nicht unbedingt – aber sie ist jedenfalls eigenartig.»
    «Glauben Sie, dass der Mann dort erschossen wurde, wo man ihn fand? Oder nehmen Sie an, er wurde an einer anderen Stelle umgebracht und erst später dorthin geschafft?»
    «Ich bin überzeugt, dass er anderswo umkam und sein Körper erst später in einem Auto nach Staines gebracht wurde.»
    «Das glaube ich auch», erklärte Anthony.
    Die Entschiedenheit dieser Bemerkung ließ den Inspektor jäh aufblicken.
    «Sie haben darüber eine feste Meinung? – Wissen Sie, wer ihn dorthin brachte?»
    «Ja», sagte Anthony ruhig, «ich.»
    Der stoische Gleichmut, mit dem Battle diese Eröffnung aufnahm, beunruhigte ihn.
    «Man kann Sie wirklich nicht aus der Fassung bringen. – Nun also, wollen Sie die ganze Geschichte hören?»
    «Wenn es Ihnen recht ist, Mr Cade.»
    Anthony zog zwei Stühle heran. Sie setzten sich, und er erzählte dem Inspektor lückenlos die Begebenheiten des vergangenen Donnerstags. Battle hörte unbeweglich zu.
    «Sie werden sich eines schönen Tages doch noch in die Patsche setzen», war alles, was er dazu bemerkte.
    «Demnach verzichten Sie zum zweiten Mal darauf, mich zu verhaften?»
    «Wir lassen gern die Zügel recht locker.»
    «Sehr zartfühlend ausgedrückt», grinste Anthony. «Ich möchte Ihnen gern noch eine Frage stellen», fuhr er fort. «Hatten Sie mich mit dieser Sache in Staines in Verbindung gebracht? Ihrem Verhalten entnahm ich, dass dem so war.»
    «Ganz richtig. Ich hatte eine Ahnung – aber keine Bestätigung. Sie haben sich sehr gut gehalten, Mr Cade, wenn ich so sagen darf. Ihre Gleichgültigkeit wirkte nie übertrieben.»
    «Ich bin sehr froh darüber», lächelte Anthony. «Nie bin ich das Gefühl losgeworden, dass Sie mir Fallen stellen, seit ich Sie kenne. Alles in allem bin ich nicht hineingetappt – aber die Gefahr lag immer nahe.»
    Battle grinste grimmig.
    «Auf diese Art erwischt man den Schuldigen, Mr Cade. Man muss ihn in Atem halten, ihn vor und zurück hetzen, ihn drehen und wenden. Früher oder später versagen seine Nerven.»
    «Sie sind so herzerfrischend, Battle. Darf ich fragen, wann Sie mich zu erwischen gedenken?»
    «Zügel locker lassen, Sir.»
    «Und in der Zwischenzeit bleibe ich Ihr Laienassistent?»
    «Selbstverständlich, Mr Cade.» Battle erhob sich. «Keinen Zweck, jetzt noch schlafen zu gehen. Sobald der Lord aufgestanden ist, möchte ich mit ihm sprechen. Jeder kann jetzt das Haus verlassen, wenn er will. Immerhin aber wäre ich Seiner Lordschaft dankbar, wenn er alle Gäste formell einladen würde, noch zu bleiben. Ich erwarte, dass Sie diese Einladung annehmen und Mrs Revel ebenfalls.»
    «Haben Sie den Revolver gefunden?», fragte Anthony plötzlich.
    «Sie meinen den Revolver, mit dem Fürst Michael erschossen wurde? Nein, er ist noch nicht gefunden worden. Ich werde Ihrem Wink folgen und ein paar Burschen auf alle Bäume klettern lassen! Wenn ich diesen Revolver finden könnte, wären wir vielleicht ein paar Schritte weiter. Den Revolver – und die Briefe. Sie sagen, dass einer davon die Adresse von Chimneys trug? Verlassen Sie sich darauf, dass dieser Brief der Letzte war. Und er enthielt verschlüsselt die Angaben über das Versteck des Diamanten.»
    «Was halten Sie von dem Mord an Giuseppe?»
    «Er war wahrscheinlich ein Berufsdieb, entweder von König Victor oder von den Brüdern von der Roten Hand angeworben. Würde mich gar nicht wundern, wenn diese Brüder mit König Victor zusammenarbeiteten. Die Organisation hat genügend Geld und Einfluss, aber keine klugen Köpfe. Giuseppe hatte den Auftrag, die Memoiren zu stehlen.

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