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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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man von Nachmittagsspaziergängen«, sagte er. »Ist der Gentleman wieder gegangen?«
      »Ja, Sir.«
      »Haben Sie ihn nicht hereingebeten?«
      »Doch, Sir. Er wollte warten.«
      »Wie lange hat er gewartet?«
      »Eine halbe Stunde, Sir. Der Herr war sehr unruhig, Sir, ging die ganze Zeit über hin und her. Ich stand draußen vor der Tür und konnte ihn hören. Schließlich trat er auf den Korridor und rief: ›Kommt denn der Mann nie?‹ Genau das hat er gesagt, Sir. ›Warten Sie doch noch ein bißchen‹, sagte ich. ›Dann warte ich in der frischen Luft. Ich ersticke hier drinnen. Ich bin bald Zurück‹, sagte er. Und damit ist er raus, ich hätte ihn nicht halten können, egal, was ich gesagt hätte.«
      »Gut, gut, Sie haben Ihr Bestes getan«, sagte Holmes, und wir gingen in unser Zimmer. »Es ist aber trotzdem sehr ärgerlich. Ich brauche dringend einen Fall, und das hört sich an, als ob es etwas von Wichtigkeit sei, nach der Ungeduld, die der Mann an den Tag legte. Hallo! Die Pfeife auf dem Tisch gehört doch nicht Ihnen. Die muß er vergessen haben. Ein schönes Stück aus altem Bruyère mit langem Bernsteinmundstück. Ich frage mich, wie viele echte Bernsteinmundstücke es in London wohl geben mag. Manche glauben, daß eine Fliege im Bernstein Echtheit verbürgt. Dabei gibt es einen Zweig in dem Gewerbe, wo man künstliche Fliegen in künstlichen Bernstein praktiziert. Nun, er muß verstört gewesen sein, wenn er eine Pfeife vergaß, die er offensichtlich sehr schätzt.«
      »Woher wissen Sie, daß er sie sehr schätzt?«
      »Nun, ich nehme an, die Pfeife hat einmal sieben Schilling sechs Pence gekostet. Sie ist aber, wie Sie sehen, zweimal repariert worden: am hölzernen Schaft und am Bernsteinmundstück. Jede dieser Reparaturen – wie Sie bemerken, wurden silberne Ringe angebracht – wird teurer gewesen sein als die Pfeife selbst. Der Mann muß also die Pfeife sehr schätzen, wenn er es vorzieht, sie flikken zu lassen, als sich für dasselbe Geld eine neue zu kaufen.«
      »Gibt es noch etwas?« fragte ich, denn Holmes hatte die Pfeife in der Hand behalten, wandte sie um und um und betrachtete sie mit dem ihm eigentümlichen nachdenklichen Blick.
      Er hielt die Pfeife hoch und beklopfte sie mit seinem langen dünnen Zeigefinger, wie ein Professor, der einen Vortrag über einen Knochen hält. »Pfeifen sind manchmal höchst interessant«, sagte er. »Nichts besitzt mehr Individualität als Pfeifen – Uhren und Schnürsenkel vielleicht ausgenommen. Die Merkmale sind zwar wenig ausgeprägt und auch nicht sehr wichtig. Aber der Besitzer ist augenscheinlich ein muskulöser Mann, Linkshänder, verfügt über ein ausgezeichnetes Gebiß, ist ein wenig nachlässig und hat es nicht nötig, sparsam zu sein.«
      Mein Freund warf diese Informationen wie nebenbei hin, doch ich bemerkte, wie er mich anblinzelte, um festzustellen, ob ich seinen Schlußfolgerungen gefolgt war.
      »Sie glauben, ein Mann muß wohlhabend sein, wenn er eine Pfeife zu sieben Schilling raucht?« sagte ich.
      »Das hier ist Grosvenor-Mixtur für acht Pence die Unze«, antwortete Holmes, indem er ein bißchen von dem Tabak auf die Handfläche klopfte. »Da er hervorragenden Tabak auch für den halben Preis kaufen könnte, hat er es nicht nötig, sparsam zu sein.«
      »Und was ist mit den anderen Punkten?«
      »Er hat die Gewohnheit, die Pfeife an Lampen und Gasflammen anzuzünden. Sie sehen, daß sie an einer Seite ganz verrußt ist. Das schafft man nicht mit Streichhölzern. Warum sollte jemand ein Streichholz seitlich an die Pfeife halten? Wenn Sie eine Pfeife aber an der Lampe anzünden, bleibt es nicht aus, daß der Kopf verrußt. Und der Ruß klebt hier rechts. Daran lese ich ab, daß er Linkshänder ist. Halten Sie einmal Ihre Pfeife zum Anzünden an eine Lampe, und Sie werden sehen, wie Sie als Rechtshänder ganz von selbst die linke Seite an die Flamme halten. Es ist möglich, daß Sie es auch einmal andersherum machen würden, aber nicht regelmäßig. Diese hier ist immer so gehalten worden. Dann ist das Bernsteinmundstück durchgebissen. Dazu braucht es einen muskulösen, kraftvollen Burschen, ein gutes Gebiß obendrein. Aber wenn mich nicht alles täuscht, höre ich ihn auf der Treppe, und wir werden bald Interessanteres zu betrachten haben als eine Pfeife.«
      Gleich darauf wurde die Tür geöffnet, und ein großer junger Mann betrat das Zimmer. Er war gut, aber unauffällig

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