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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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drei Tage danach die Pflegemutter und das Kind nur durch die Hintertür fliehen, als du zur Vordertür hineinstürztest. Und heute abend weißt du alles. So frage ich dich, was nun aus uns werden soll, aus meinem Kind und mir?« Sie schlug die Hände zusammen und wartete auf eine Antwort.
      Die zwei Minuten, ehe Grant Munro seine Antwort gab, wurden lang, und als dann die Antwort kam, war es eine, an die ich mich gern erinnere. Er hob das Kind hoch, küßte es und streckte dann, das Mädchen noch auf dem Arm, die freie Hand seiner Frau entgegen und wandte sich zur Tür.
      »Daheim können wir bequemer über alles reden«, sagte er. »Ich bin kein sehr guter Mensch, Effie, aber ich glaube, ich bin ein besserer Mensch, als du mir zugetraut hast.«
      Holmes und ich überholten sie auf dem Feldweg, und als wir sie hinter uns hatten, zupfte mein Freund mich am Ärmel. »Ich denke«, sagte er, »wir sind in London nützlicher als in Norbury.«
      Er verlor über den Fall kein Wort mehr bis spät in der Nacht, als er mit brennender Kerze zu Bett gehen wollte.
      »Watson«, sagte er da, »wenn es Ihnen jemals auffallen sollte, daß ich ein bißchen zu selbstbewußt werde oder einem Fall nicht die Sorgfalt angedeihen lasse, die er verdient, dann flüstern Sie mir bitte freundlich ›Norbury‹ ins Ohr, und ich werde Ihnen unendlich verbunden sein.«

Der Schreiber des Börsenmaklers

    Kurz nach meiner Heirat kaufte ich eine ärztliche Niederlassung im Paddington-Distrikt. Die Praxis hatte einmal floriert, aber als Mr. Farquhar, von dem ich sie übernahm, ins Alter kam und ihn dann auch noch der Veitstanz befiel, war sie doch sehr zurückgegangen. Das Publikum beharrt begreiflicherweise auf dem Prinzip, daß derjenige, der andere heilen will, selbst gesund sein sollte, und es betrachtet die heilenden Kräfte desjenigen mit Mißtrauen, der die eigene Krankheit mit seinen Mitteln nicht besiegen kann. Auf diese Weise ging die Schwächung seiner Gesundheit mit einem Verfall der Praxis einher, bis sie zu der Zeit, da ich sie ihm abkaufte, von zwölfhundert Pfund Einnahmen im Jahr auf wenig über dreihundert Pfund gemindert war. Dennoch, ich vertraute meiner Jugend und meiner Energie und war davon überzeugt, daß das Unternehmen innerhalb weniger Jahre wieder wie einst prosperieren würde.
      Nachdem ich die Praxis übernommen hatte, arbeitete ich drei Monate lang sehr hart und sah wenig von meinem Freund Sherlock Holmes; ich war allzu beschäftigt, um einen Besuch in der Baker Street zu machen, und er ging selten außer Haus, es sei denn aus beruflichem Anlaß. So war ich sehr überrascht, als ich eines Morgens im Juni, ich las eben nach dem Frühstück das ›British Me dical Journal‹ die Haustürklingel und bald darauf die helle, irgendwie kräftige Stimme meines alten Gefährten hörte.
      »Hallo, Watson«, sagte er von der Zimmertür her, »ich freue mich sehr, Sie anzutreffen. Ich nehme an, Mrs. Watson hat sich von den kleinen Aufregungen erholt, die unser Abenteuer mit dem ›Zeichen der Vier‹ auslöste.«
      »Vielen Dank, es geht uns beiden gut«, sagte ich und drückte ihm herzlich die Hand.
      »Und ich hoffe auch«, fuhr er fort, indem er sich im Schaukelstuhl niederließ, »daß die ärztlichen Pflichten nicht gänzlich Ihr Interesse an unseren kleinen Deduktionsproblemen verdrängt haben.«
      »Im Gegenteil«, antwortete ich. »Erst gestern abend habe ich meine Aufzeichnungen durchgesehen und einige der damaligen Ergebnisse klassifiziert.«
      »Ich hoffe, Sie betrachten Ihre Sammlung nicht als abgeschlossen.«
      »Auf keinen Fall. Ich kann mir nichts Besseres als weitere Erlebnisse der Art wünschen.«
      »Zum Beispiel schon für heute?«
      »Ja, heute, wenn Sie möchten.«
      »Auch wenn es so weit weg ist wie in Birmingham?«
      »Gewiß, wenn Sie wünschen.«
      »Und die Praxis?«
      »Ich helfe meinem Nachbarn, wenn der keine Zeit hat. Er ist immer bereit, seine Schulden abzuarbeiten.«
      »Ha, es könnte sich nicht günstiger fügen!« sagte Holmes, lehnte sich in den Schaukelstuhl und sah mich aus halbgeschlossenen Augen durchdringend an. »Ich bemerke, daß Sie sich kürzlich nicht wohl gefühlt haben. Mit Erkältungen im Sommer wird man nicht leicht fertig.«
      »In der letzten Woche war ich durch einen Schnupfen drei Tage ans Haus gefesselt. Aber ich glaubte, ich hätte alle Spuren der Krankheit überwunden.«
      »Das ist wohl auch so. Sie sehen

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