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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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neue Mieter seien in das Landhaus eingezogen, ahnt sie irgendwie, daß das die Verfolger sind. Sie wartet, bis Munro schläft, dann eilt sie aus dem Haus, um die beiden zu überreden, sie in Ruhe zu lassen. Da sie keinen Erfolg damit hat, geht sie am nächsten Morgen wieder hin, und ihr Mann trifft sie – wie er erzählt hat –, als sie aus dem Haus tritt. Sie verspricht ihm, nicht mehr hinzugehen, aber zwei Tage später wird sie von der Hoffnung, die schrecklichen Nachbarn loszuwerden, überwältigt, und sie macht einen neuerlichen Versuch; hierbei nimmt sie eine Fotografie von sich mit – das kann auch von ihr verlangt worden sein. In das Gespräch platzt das Dienstmädchen mit der Nachricht, daß der Herr heimgekehrt sei; daraufhin scheucht die Frau, da sie weiß, daß ihr Mann geradewegs zum Landhaus laufen wird, die Leute zur Hintertür hinaus, wahrscheinlich in das Tannenwäldchen, von dem wir gehört haben, es fange dort an. So findet er das Haus verlassen. Wenn er es heute abend in Augenschein nimmt und es immer noch leer vorfinden sollte, würde mich das sehr überraschen. Was halten Sie von meiner Theorie?«
      »Sie basiert nur auf Annahmen.«
      »Aber sie deckt wenigstens alle Tatsachen ab. Wenn wir neue Fakten erfahren, die nicht mehr hineinpassen, ist immer noch Zeit, sie zu überdenken. Gegenwärtig können wir nichts weiter tun, als auf Nachricht von unserem Freund aus Norbury zu warten.«
      Aber wir brauchten nicht lange zu warten. Die Mitteilung erreichte uns, als wir gerade den Tee genommen hatten.
      ›Landhaus noch bewohnt‹, lautete sie. ›Habe wieder Gesicht am Fenster gesehen. Warte am Sieben-Uhr-Zug. Unternehme nichts vor Ihrer Ankunft.‹
      Als wir ausstiegen, sahen wir ihn auf dem Bahnsteig, und das Licht der Bahnhofslaterne ließ erkennen, daß er bleich war und vor Aufregung zitterte.
      »Sie sind noch da, Mr. Holmes«, sagte er und legte meinem Freund die Hand auf den Arm. »Als ich nach Hause kam, habe ich in dem Landhaus Licht gesehen. Jetzt sollten wir Klarheit schaffen, ein für allemal.«
      »Wie sind denn Ihre Absichten?« fragte Holmes, als wir die dunkle, baumbestandene Straße entlanggingen.
      »Ich werde eindringen und nachschauen, wer sich in dem Haus aufhält. Und ich möchte, daß Sie beide als Zeugen dabei sind.«
      »Es ist also Ihr Entschluß, das zu tun, trotz der Warnung Ihrer Frau, die es für besser hält, wenn das Geheimnis nicht gelüftet wird?«
      »Ja, ich bin entschlossen.«
      »Nun, ich denke, Sie haben das Recht dazu. Jede Wahrheit ist besser als endloser Zweifel. Also sollten wir gleich hingehen. Natürlich setzen wir uns hoffnungslos ins Unrecht, aber ich glaube, die Sache lohnt’s.«
      Es war eine sehr dunkle Nacht, und als wir von der Landstraße in einen schmalen Weg abbogen, der von tiefen Fahrspuren durchzogen war, begann es leicht zu regnen. Mr. Grant Munro drängte dennoch ungeduldig voran, und stolpernd liefen wir, so schnell wir konnten, hinter ihm her.
      »Drüben, die Lichter, das ist mein Haus«, murmelte Mr. Munro und deutete auf einen Schein zwischen den Bäumen. »Und dies ist das Landhaus, das ich gleich betreten werde.«
      Der Pfad machte eine Biegung, und danach lag das Anwesen vor uns. Eine den schwarzen Vordergrund teilende Lichtbahn zeigte an, daß die Tür nicht ganz geschlossen war; im Obergeschoß war ein Fenster hell erleuchtet. Als wir genauer hinsahen, bemerkten wir umrißhaft eine Gestalt, die sich vorüber bewegte.
      »Das ist die Kreatur«, rief Grant Munro. »Sie sehen selbst, daß jemand drin ist. Folgen Sie mir, und bald werden wir alles wissen.«
      Wir näherten uns der Tür, und plötzlich trat eine Frau aus dem Schatten in die helle Bahn des Lampenlichts. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, sah aber, daß sie die Arme flehend emporwarf.
      »Tu es nicht, um Gottes willen, Jack«, rief sie. »Ich hatte eine Ahnung, daß du heute abend kommen würdest. Besinn dich eines Besseren, Liebster! Vertrau mir noch einmal, und du wirst keinen Grund finden, es zu bereuen.«
      »Ich habe dir zu lange vertraut, Effie«, rief er streng. »Laß mich! Ich muß hinein. Meine Freunde und ich werden die Sache ein für allemal klären.« Er schob sie beiseite, und wir schlossen dicht auf. Als er die Tür aufriß, lief eine ältere Frau auf ihn zu und wollte ihm den Eintritt verwehren; er stieß sie weg, und Sekunden danach befanden wir alle uns auf der Treppe. Grant Munro stürzte in

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