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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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ausgesprochen robust aus.«
      »Wieso sind Sie dann daraufgekommen?«
      »Mein lieber Junge, Sie kennen doch meine Methoden.«
      »Sie haben also darauf geschlossen?«
      »Gewiß.«
      »Und wovon sind Sie ausgegangen?«
      »Von Ihren Pantoffeln.«
      Ich blickte auf die neuen Hausschuhe aus Lackleder, die ich trug.
      »Wie, um alles in der Welt…«, begann ich, aber Holmes beantwortete meine Frage, noch ehe ich sie gestellt hatte.
      »Ihre Pantoffeln sind neu«, sagte er, »Sie besitzen sie noch nicht länger als einige Wochen. Die Sohlen, die Sie mir zukehren, sind leicht angesengt. Einen Augenblick dachte ich, sie wären vielleicht naß geworden und beim Trocknen angebrannt. Aber am Spann klebt noch die Papiermarke mit dem Firmenzeichen des Händlers. Die hätte sich durch Nässe abgelöst. Also müssen Sie mit ausgestreckten Beinen am Feuer gesessen haben, und das tut man im Juni kaum, selbst wenn es so feucht ist wie in diesem Jahr, es sei denn, man fühlt sich nicht völlig gesund.«
      Diese Schlußfolgerung erschien simpel, wie alle, die Holmes anstellte, wenn sie einmal erklärt waren. Er las mir diesen Gedanken vom Gesicht ab, und sein Lächeln hatte einen Anflug von Bitterkeit.
      »Ich fürchte, ich verrate mich immer mit meinen Erklärungen«, sagte er. »Ergebnisse ohne erkennbare Ursachen sind viel eindrucksvoller. Sie wären also bereit, mich nach Birmingham zu begleiten?«
      »Gewiß. Worum handelt es sich?«
      »Das erzähle ich Ihnen im Zug. Mein Klient wartet draußen in einer Droschke. Können Sie sofort mitkommen?«
      »Nur noch einen Augenblick.« Ich schrieb meinem Nachbarn einige Zeilen und lief die Treppe hinauf, um meiner Frau alles zu erklären.
      Holmes wartete bei der Haustür. »Ihr Nachbar ist jener Arzt?« fragte er und wies auf das Messingschild.
      »Ja, er hat, wie ich, eine Praxis gekauft.«
      »Eine alteingeführte?«
      »Genau wie meine. Beide bestehen, seit die Häuser gebaut worden sind.«
      »Und Sie haben die bessere erworben.«
      »Ich glaube schon. Aber woher wissen Sie das?«
      »Die Stufen. Ihre sind drei Inches tiefer abgewetzt als seine. Aber der Herr dort in der Droschke ist mein Klient, Mr. Hall Pycroft. Ich erlaube mir, Sie ihm vorzustellen. – Treiben Sie Ihr Pferd an, Kutscher, die Zeit reicht gerade noch, um unseren Zug zu erreichen.«
      Der Mann, dem ich dann gegenübersaß, war ein gutgebauter junger Bursche, mit offenem, ehrlichem Gesicht, frischem Teint und einem dünnen, gekräuselten Schnurrbart. Er trug einen glänzenden Zylinder und einen adretten, schlichten schwarzen Anzug, und das alles drückte aus, was er war – ein smarter junger Mann aus der City, doch einst ein typischer Cockney, wie heute die meisten in unseren tüchtigen Freiwilligenregimentern – eine Schicht, die mehr gute Sportler stellt als irgendeine andere dieser Inseln. Das runde rötliche Gesicht strahlte natürliche Heiterkeit aus, aber die Mundwinkel waren in fast komisch wirkendem Kummer heruntergezogen. Erst als wir in unserem Abteil erster Klasse saßen und die Reise nach Birmingham begonnen hatte, erfuhr ich, mit welchen Sorgen er zu Sherlock Holmes gekommen war.
      »Die Fahrt dauert siebzig Minuten«, stellte Holmes fest. »Ich möchte, Mr. Hall Pycroft, daß Sie meinem Freund Ihre interessanten Erlebnisse genauso erzählen, wie Sie sie mir vorgetragen haben, wenn möglich gar mit noch mehr Einzelheiten. Es wird für mich nützlich sein, die Reihenfolge der Ereignisse noch einmal zu hören. Das ist ein Fall, Watson, der es möglicherweise in sich hat, oder an ihm ist überhaupt nichts dran, jedenfalls besitzt er zumindest die außergewöhnlichen, diese outré Züge, die Sie und ich so sehr schätzen. Nun, Mr. Pycroft, werde ich Sie nicht länger aufhalten.«
      Unser junger Begleiter zwinkerte mir zu.
      »Das schlimmste an der Geschichte ist«, sagte er, »daß ich mich selber als ausgemachten Narren darstellen muß. Natürlich kann alles zu einem guten Ende kommen, aber ich weiß nicht, wie ich anders hätte handeln sollen. Wenn ich meine Stellung verlieren und mit leeren Händen dastehen sollte, wird mir wohl aufgehen, was für ein Pflaumenheini ich gewesen bin. Ich kann nicht gut Geschichten erzählen, Dr. Watson, da läßt sich nichts machen.
      Ich war bei Coxon & Woodhouse in Drapers’ Gardens angestellt; dann wurde die Firma kurz nach Beginn dieses Jahres durch die venezolanische Anleihe

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