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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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vermutet hatte, daß sie eher von Beddoes abgeschickt worden war als von dem Seemann. Ich versuchte es mit Rückwärtslesen, aber die Kombination ›finden zu Leben am‹ war nicht gerade ermutigend. Dann las ich jedes zweite Wort, aber die Folgen ›lange Jagd Wild‹ und ›die erwartete auf‹ versprachen nicht, Licht in die Sache zu bringen. Dann, durch eine Eingebung des Augenblicks, hielt ich den Schlüssel des Rätsels in der Hand: Ich erkannte, daß, begonnen mit dem ersten und dann fortgesetzt mit jedem dritten Wort, sich eine Nachricht ergab, die den alten Trevor hatte zur Verzweiflung treiben können.
      Es war eine kurze klare Warnung, was ich nun meinem Gefährten vorlas: ›Die Jagd hat begonnen. Hudson hat alles preisgegeben. Lauf um Dein Leben.‹
      Victor Trevor barg das Gesicht in den zitternden Händen. ›Das muß es sein‹, sagte er. ›Und das war schlimmer als Tod, denn es bedeutet auch Entehrung. Aber was sollen denn die Worte ‚Oberförster’ und ‚Fasanenweibchen’?‹
      ›Die Wörter haben mit der Nachricht nichts zu tun, könnten für uns aber wichtig werden, wenn wir keine anderen Mittel hätten, den Absender zu erschließen. Er hat einfach zu schreiben begonnen: Die… Jagd… hat…, und so weiter. Danach mußte er, um den abgesprochenen Code herzustellen, jeweils zwei Wörter in die Lücken setzen. Natürlich nahm er die ersten Wörter, die ihm in den Sinn kamen, und da es unter den Freunden deines Vaters anscheinend viele Sportliebhaber gibt, kannst du fast sicher sein, daß der Absender entweder ein begeisterter Jäger ist oder sich für Vogelzucht interessiert. Weißt du etwas über diesen Beddoes?‹
      ›Jetzt, da du mich fragst‹, sagte er, ›fällt mir ein, daß mein Vater von ihm in jedem Herbst eine Einladung zur Jagd auf seinen Besitzungen erhielt.‹
      ›Dann kommt der Brief zweifellos von ihm‹, sagte ich. ›Bleibt für uns nur noch, herauszubekommen, was das für ein Geheimnis ist, das der Seemann drohend über den Häuptern dieser beiden wohlhabenden und angesehenen Männer hält.‹
      ›Ach, Holmes, ich fürchte, es birgt Sünde und Schande!‹ rief mein Freund. ›Aber vor dir will ich nichts verbergen. Hier ist die Erklärung, die mein Vater niedergeschrieben hat, als er einsehen mußte, daß die Gefahr, die Hudsons Auftauchen heraufbeschwor, unabwendbar war. Ich habe sie in der japanischen Kommode gefunden, wie der Doktor mir gesagt hatte. Lies sie vor, ich habe weder die Kraft noch den Mut, es selbst zu tun.‹
      Und das hier, Watson, sind die Papiere, die er mir gab; ich werde sie Ihnen vorlesen, wie ich sie ihm an dem Abend in dem altertümlichen Arbeitszimmer vorgelesen habe. Wie Sie sehen, steht ein Vermerk auf dem Umschlag: ›Einige Einzelheiten über die Reise der Bark ‚Gloria Scott’, von ihrem Auslaufen aus dem Hafen von Falmouth am 8. Oktober 1855 bis zu ihrer Zerstörung im Gebiet 15° 20’ nördlicher Breite und 25° 14’ westlicher Länge am 6. November‹. Der Bericht ist in der Form eines Briefes abgefaßt und lautet folgendermaßen:
    ›Mein lieber, lieber Sohn,
      jetzt, da die Schande meine letzten Jahre zu verdunkeln droht, kann ich auf Ehre und Gewissen erklären, daß es nicht die Angst vor dem Gesetz ist, nicht der Verlust meiner Stellung in der County noch die Herabsetzung in den Augen all derer, die mich kennen, was mir das Herz abdrückt. Es ist vielmehr der Gedanke, daß Du um meinetwillen erröten müßtest – Du, der Du mich liebst und der Du selten – so hoffe ich – Grund hattest, mich nicht zu respektieren. Aber wenn das Schwert gefallen ist, das stets über mir gehangen hat, wünsche ich, daß Du diese Zeilen liest, damit Du aus meinem Mund erfährst, inwieweit ich verantwortlich zu machen bin. Wenn aber alles gut ausgehen (was Gott der Allmächtige gnädig fügen möge) und dieses Papier noch nicht verbrannt sein sollte, dann beschwöre ich Dich bei allem, was Dir heilig ist, beim Andenken an Deine liebe Mutter und bei der Liebe, die wir füreinander empfunden haben: Wirf es ins Feuer und verschwende keinen Gedanken mehr daran.
      Ich weiß: Wenn Dein Blick auf diese Zeile fällt, bin ich entdeckt und schon aus meinem Haus geschleppt worden oder – Du kennst mein schwaches Herz – ich liege mit für immer verstummter Zunge da. Auf jeden Fall ist dann die Zeit des Verheimlichens vorbei. Mit jedem Wort, das ich Dir mitteile, sage ich Dir die nackte Wahrheit, das beschwöre ich, so ernst, wie

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