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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Burschen, der an dem Abend, bevor du abgereist bist, aufkreuzte?‹
      ›Sehr genau.‹
      ›Weißt du, wer das war, den wir an dem Tag ins Haus gelassen haben?‹
      ›Keine Ahnung.‹
      ›Es war der Teufel, Holmes!« rief er.
      Ich sah ihn überrascht an.
      ›Ja, es war der Teufel persönlich. Seitdem hatten wir keine ruhige Stunde – nicht eine. Seit jenem Abend hat der Chef den Kopf nicht mehr hoch getragen, und jetzt ist alles Leben aus ihm gewichen und sein Herz gebrochen, alles durch diesen verdammten Hudson.‹
      ›Welche Gewalt hat er denn über deinen Vater?‹
      ›Das zu wissen, würde ich viel geben. Der freundliche, gutherzige alte Chef! Wie konnte er nur in die Klauen eines solchen brutalen Kerls fallen? Aber ich bin so froh, Holmes, daß du gekommen bist. Ich verlasse mich ganz auf dein Urteil und deine Verschwiegenheit, und ich weiß, daß du mich aufs beste beraten wirst.‹
      Wir jagten über die glatte, helle Landstraße, vor uns die lange Kette der Broads, die im roten Licht der untergehenden Sonne leuchteten. Hinter einem Wäldchen zu unserer Linken konnte ich schon die hohen Schornsteine und die Fahnenstange sehen, die den Wohnsitz des Squire markierten.
      ›Mein Vater hat den Kerl zum Gärtner gemacht‹, sagte mein Gefährte, ›und ihn dann, als das ihn nicht befriedigte, zum Butler befördert. Das ganze Haus schien in seiner Gewalt zu sein, und er tat, was ihm beliebte. Die Dienstmädchen beschwerten sich über sein Benehmen, wenn er betrunken war, und über seine ordinären Reden. Mein Vater erhöhte ihren Lohn, um sie für ihren Verdruß zu entschädigen. Der Bursche nahm einfach das Boot und das beste Gewehr meines Vaters und, veranstaltete für sich selbst kleine Jagdausflüge. Und alles mit einer so höhnisch grinsenden, unverschämten Miene, daß ich ihn zwanzigmal hätte niederschlagen mögen, wenn er ein Mann meines Alters gewesen wäre. Ich versichere dir, Holmes, ich mußte mich die ganze Zeit über mit Gewalt im Zaum halten, und jetzt frage ich mich, ob es nicht klüger gewesen wäre, wenn ich mich hätte gehenlassen.
      Die Sache wurde immer schlimmer, und Hudson, dieses Vieh, war schließlich so aufdringlich geworden, daß ich ihn einmal, als er in meiner Gegenwart meinem Vater eine unverschämte Antwort gab, an den Schultern packte und aus dem Zimmer stieß. Er schlich davon, mit fahlem Gesicht und boshaften Augen, die drohender waren als Worte je hätten sein können. Ich weiß nicht, was sich zwischen meinem armen Vater und ihm danach abgespielt hat, jedenfalls kam mein Vater am nächsten Tag zu mir und fragte mich, ob es mir etwas ausmache, mich bei Hudson zu entschuldigen. Wie du dir vorstellen kannst, habe ich das abgelehnt, und ich fragte meinen Vater, wie er so einem Lumpen erlauben konnte, sich ihm gegenüber und in seinem Haus derartige Frechheiten herauszunehmen.
      ‚Ach, mein Junge’, sagte er, ‚du hast gut reden, du weißt nicht, in welcher Lage ich bin. Aber du sollst es wissen, Victor. Ich werde dafür sorgen, daß du es erfährst, komme, was da wolle! Du würdest doch nichts Schlechtes von deinem Vater denken, oder?’ Er war sehr bewegt und schloß sich den ganzen Tag über in seinem Arbeitszimmer ein. Durchs Fenster sah ich, wie er emsig schrieb.
      An diesem Abend schien für uns die Stunde der Erlösung zu schlagen, denn Hudson teilte uns mit, er werde uns verlassen. Er kam nach dem Dinner ins Speisezimmer und verkündete seinen Entschluß mit der schweren Zunge des Betrunkenen.
      ‚Ich habe von Norfolk die Nase voll’, sagte er. ‚Ich verzieh mich nach Hampshire zu Mr. Beddoes. Ich wette, der ist genauso froh, mich wiederzusehen, wie Sie.’
      ‚Du wirst uns doch nicht mit unfreundlichen Gefühlen verlassen, Hudson?’ sagte mein Vater so zahm, daß mein Blut zu kochen begann.
      ‚Man hat sich nicht bei mir entschuldigt!’ sagte er verdrießlich und sah dabei in meine Richtung.
      ‚Victor, möchtest du nicht zugeben, daß du diesen ehrenwerten Mann reichlich grob behandelt hast?’ sagte mein Vater und wandte sich mir zu.
      ‚Im Gegenteil, mir scheint, wir haben ihm beide außerordentliche Geduld entgegengebracht’, antwortete ich.
      ‚Ach nee, wirklich?’ knurrte der Kerl. ‚Sehr schön, Freundchen. Darüber reden wir noch.’ Er schlurrte aus dem Zimmer, und eine halbe Stunde später verließ er das Haus. Mein Vater blieb in bejammernswerter Nervosität zurück. Nacht für Nacht

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