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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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kannst es richtig ausgeben, erreichst du alles! Und hältst du es für wahrscheinlich, daß ein Mann, der alles erreichen kann, in diesem stinkenden, von Ratten und Schaben wimmelnden Verschlag auf einem schwimmenden Sarg seine Hosen verschleißt? Nein, Sir, so ein Mann wird sehen, wo er bleibt und wo seine Kumpel bleiben. Darauf kannst du dich verlassen! Halt dich an ihn, und so sicher wie das Amen in der Kirche wird er dich durchbringen.’
      So redete er, und zuerst glaubte ich, es hätte nichts zu bedeuten, aber eine Weile darauf, nachdem er mich geprüft und mir in allem Ernst das Ehrenwort abgenommen hatte, ließ er mich wissen, daß wirklich eine Verschwörung im Gange war, mit dem Ziel, das Kommando auf dem Schiff zu übernehmen. Ein Dutzend Gefangene hatten sie ausgeheckt, ehe sie an Bord gingen; Prendergast war der Anführer, und sein Geld war die treibende Kraft.
      ‚Ich hatte einen Partner’, sagte er, ‚ein wirklich guter Mann, treu wie Gold. Er hat den Zaster. Und weißt du, wo der in diesem Moment ist? Er ist der Schiffskaplan – kein Geringerer als der Kaplan! Er kam an Bord im schwarzen Rock, mit anständigen Papieren und genug Geld in der Tasche, um den Kasten von Bug bis Steven zu kaufen. Die Mann schaft ist ihm mit Leib und Seele ergeben. Er konnte sie im Dutzend gegen Barzahlung kaufen, und er hat’s getan, noch bevor sie sich haben anheuern lassen. Zwei von den vier Gefangenenwärtern hat er auch in der Tasche, und Mercer, den zweiten Offizier, und er könnte auch den Kapitän kriegen, wenn er glaubte, es lohnte sich.’
      ‚Was sollen wir denn tun?’ fragte ich.
      ‚Was glaubst du?’ sagte er. ‚Wir machen die Röcke von ein paar Soldaten noch roter, als der Färber sie gemacht hat.’
      ‚Aber sie sind bewaffnet’, sagte ich.
      ‚Und wir werden’s auch sein, mein Junge. Für jeden von uns sind zwei Pistolen da, und wenn es uns, mit der Mannschaft im Rücken, nicht gelingt, das Schiff zu übernehmen, dann sollten wir in ein Mädchenpensionat eintreten. Sprich heut abend mit dem Kumpel links von dir und stell fest, ob man dem trauen kann.’
      Das tat ich. Mein anderer Nachbar war ein junger Mann, der wegen Fälschung verurteilt und in der gleichen Lage wie ich war. Er hieß Evans, aber er änderte später seinen Namen, wie ich, und lebt jetzt als reicher und glücklicher Mann in Südengland. Er erklärte sich sofort bereit, der Verschwörung beizutreten, da er sie als das einzige Mittel ansah, uns zu retten. Noch ehe wir den Golf von Biscaya hinter uns hatten, gab es nur noch zwei Gefangene, die nicht eingeweiht waren. Der eine von den beiden war ein wenig schwach im Kopf, und wir wagten es nicht, ihm unseren Plan anzu vertrauen, der andere litt an der Gelbsucht und konnte uns deshalb in keiner Weise nutzen.
      Von Anfang an gab es wirklich nichts, was uns daran hätte hindern können, von dem Schiff Besitz zu ergreifen. Die Mannschaft war eine Ansammlung roher Burschen, eigens zu diesem Zweck ausgesucht. Der falsche Kaplan kam in unsere Zellen, um uns geistlichen Zuspruch zuteil werden zu lassen, und er trug einen schwarzen Beutel bei sich, in dem sich angeblich Traktate befanden, und er kam so oft, daß am dritten Tag jeder von uns am Fußende seines Betts zwei Pistolen, ein Pfund Pulver und zwanzig Kugeln versteckt hielt. Zwei der Gefangenenwärter waren Prendergasts Leute, und der Zweite Offizier war seine rechte Hand. Gegen uns hatten wir nur den Kapitän, die beiden anderen Offiziere, zwei Gefangenenwärter, Leutnant Martin, seine achtzehn Soldaten und den Arzt. Wir entschlossen uns, den Angriff plötzlich und in der Nacht auszuführen. Es kam eher dazu, als wir uns das vorgestellt hatten, und zwar aus folgendem Grund:
      Eines Abends, in der dritten Woche nach Antritt der Fahrt, war der Doktor heruntergekommen, um nach einem erkrankten Gefangenen zu sehen, und als er seine Hände auf das Fußende der Pritsche legte, fühlte er die Umrisse der Pistolen. Wäre er ruhig geblieben, hätte die ganze Sache auffliegen können. Aber er war ein nervöser kleiner Bursche, und er schrie auf und wurde so blaß, daß der kranke Mann im Nu wußte, was die Stunde geschlagen hatte, und ihn ergriff. Ehe der Doktor Alarm schlagen konnte, war er geknebelt und auf das Bett gefesselt. Er hatte die Tür offengelassen, und wir stürmten an Deck. Die zwei Wachen wurden niedergeschossen, desgleichen ein Korporal, der gelaufen kam, um zu sehen, was los war. Vor der

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