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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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allem haben wir die Leiche des unglücklichen Mannes gesehen. Er ist wirklich an einem Revolverschuß gestorben, wie schon berichtet wurde.«
      »Haben Sie denn daran gezweifelt?«
      »Ach, man soll eben alles überprüfen. Und unsere Besichtigung war nicht vergebens. Dann haben wir Mr. Cunningham und seinen Sohn befragt, und sie konnten uns genau die Stelle zeigen, wo der Mörder auf der Flucht die Hecke durchbrach. Das war höchst bemerkenswert.«
      »Natürlich.«
      »Dann haben wir kurz zu der Mutter des armen Mannes hineingeschaut. Selbstverständlich konnten wir von ihr keine Auskünfte erhalten; sie ist sehr alt und hinfällig.«
      »Und zu welchem Ergebnis führten Ihre Nachforschungen?«
      »Zu der Überzeugung, daß hier ein ganz besonderes Verbrechen vorliegt. Vielleicht trägt jetzt unser Besuch dazu bei, etwas aufzuhellen. Ich denke doch, Inspektor, daß wir darin übereinstimmen: Das Papierstückchen aus der Hand des Toten, das die genaue Zeit seines Todes verzeichnet, ist von höchster Wichtigkeit.«
      »Es könnte eine Spur weisen, Mr. Holmes.«
      »Es ist eine Spur. Der diese Nachricht verfaßt hat, ist der Mann, dessentwegen William Kirwan in der Nacht das Bett verließ. Aber wo befindet sich der andere Teil des Blattes?«
      »Ich habe den Boden sorgfältig abgesucht in der Hoffnung, ihn zu finden«, sagte der Inspektor.
      »Er wurde dem Toten aus der Hand gerissen. Warum lag jemandem soviel daran, das Blatt an sich zu bringen? Weil es ihn belastete. Und was hatte er damit vor? Er wird es wahrscheinlich in die Tasche gestopft haben, ohne darauf zu ach ten, daß eine Ecke in der Hand des Toten blieb. Wenn wir den Rest hätten, wären wir der Lösung des Geheimnisses ein gutes Stück näher.«
      »Ja, aber wie kommen wir an die Tasche des Verbrechers, ehe wir ihn gefangen haben?«
      »Nun, nun, jedenfalls war das alles des Nachdenkens wert. Und noch etwas fand ich heraus. Die Nachricht wurde William geschickt. Der Mann, der sie schrieb, konnte sie ihm nicht überbracht haben, sonst hätte er es ja auch mündlich abmachen können. Wer also hat sie übermittelt? Oder ist sie mit der Post gekommen?«
      »Ich habe mich umgehört«, sagte der Inspektor. »William erhielt gestern mit der Nachmittagspost einen Brief. Das Kuvert hat er vernichtet.«
      »Ausgezeichnet!« rief Holmes und klopfte dem Inspektor auf den Rücken. »Sie haben also mit dem Briefträger gesprochen. Es ist ein Vergnügen, mit Ihnen zu arbeiten. Ah, wir sind am Pförtnerhaus. Wenn Sie mich begleiten wollen, Colonel, zeige ich Ihnen den Schauplatz des Verbrechens.«
      Wir gingen an dem hübschen Häuschen vorüber, in dem der Ermordete gewohnt hatte, und nahmen unseren Weg durch eine von Eichen gesäumte Allee, die auf das Haus im Queen-AnneStil zulief, das die Jahreszahl von Malplaquet auf dem Türsturz trug. Holmes und der Inspektor führten uns um das Gebäude herum. Wir kamen an eine Tür, hinter der sich ein Garten dehnte, den eine Hecke begrenzte.
      Vor der Küchentür stand ein Konstabler.
      »Öffnen Sie«, sagte Holmes zu dem Polizisten. »Dort an der Treppe hat der junge Mr. Cunningham gestanden und gesehen, wie hier, wo wir jetzt stehen, zwei Männer miteinander kämpften. Der alte Mr. Cunningham beobachtete vom Fenster – es ist das zweite von links –, wie der Bursche sich davonmachte, links vorbei an diesem Busch. Der Sohn sagt das gleiche. Beide sind sicher, was den Busch betrifft. Dann lief Mr. Alec aus dem Haus und kniete neben dem Verwundeten. Sie bemerken, daß der Boden sehr fest ist. Es gibt keine Spur, die uns weiterbringen könnte.«
      Während er sprach, erschienen zwei Männer auf dem Gartenpfad. Der eine war ein älterer Herr mit derbem, faltigem Gesicht und schweren Lidern, der andere ein junger, forscher Mensch, dessen heitere, lächelnde Miene und modische Kleidung einen seltsamen Kontrast zu der Angelegenheit bildeten, die uns hergeführt hatte.
      »Noch immer eifrig?« redete der junge Mann Holmes an. »Ich denke, Ihr Londoner verpatzt nie was. Jetzt kommt es mir vor, als wärt ihr auch nicht so fix.«
      »Sie müssen uns schon ein bißchen Zeit lassen«, sagte Holmes gut gelaunt.
      »Die werden Sie wohl brauchen«, sagte Alec Cunningham. »Ich jedenfalls sehe nicht, daß wir schon den geringsten Anhaltspunkt hätten.«
      »Nur einen haben wir«, entgegnete der Inspektor. »Wenn wir herausfinden könnten… Aber, um Gottes willen, Mr.

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