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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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er starb?«
      »Kein Wort. Er wohnte mit seiner Mutter im Pförtnerhaus, und er war ein treuer Mann. Wir nehmen an, daß er zum Haupthaus ging, um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung war. Natürlich sind durch den Einbruch bei Acton alle vorsichtig geworden. Der Einbrecher muß gerade die Tür geöffnet haben – das Schloß war nämlich aufgebrochen –, als William ihn erwischte.«
      »Hat William zu seiner Mutter irgend etwas gesagt, ehe er hinausging?«
      »Sie ist sehr alt und taub, von ihr werden wir keine Aussage erhalten. Der Schock hat sie von Sinnen gebracht, doch wie ich hörte, soll sie nie sehr hell gewesen sein. Es gibt aber einen wichtigen Hinweis. Sehen Sie sich das an!«
      Er holte einen kleinen Papierfetzen aus der Brieftasche und strich ihn über dem Knie glatt.
      »Das fanden wir zwischen Daumen und Zeigefinger des Toten. Es scheint, das ist von einem Blatt abgerissen. Ihnen wird auffallen, daß die Zeit, die da steht, genau die ist, zu der den armen Burschen das Schicksal ereilte. Der Mörder wird wohl versucht haben, ihm das Blatt zu entreißen, oder aber William hat dem Mörder das Stückchen abgenommen. Das liest sich, als ob es sich um eine Verabredung handelte.«
      Holmes nahm den Schnipsel, den ich im Faksimile hier wiedergebe:

    »Angenommen, es ging um eine Verabredung«, fuhr der Inspektor fort, »so ergibt sich natürlich die nicht von der Hand zu weisende Überlegung, ob dieser William Kirwan, wenn er auch im Ruf eines ehrlichen Mannes stand, mit dem Verbrecher im Bunde war. Vielleicht hat er sich hier mit ihm getroffen, vielleicht hat er ihm sogar geholfen, die Tür aufzubrechen, und möglicherweise sind die beiden dann in Streit geraten.«
      »Dieses bißchen Handschrift ist außerordentlich wichtig«, sagte Holmes, nachdem er die Probe konzentriert untersucht hatte. »Die Sache geht viel tiefer, als ich zuerst dachte.« Er stützte den Kopf in die Hände, und der Inspektor lächelte über die Wirkung, die der Fall bei dem berühmten Kriminalisten aus London hervorgerufen hatte.
      »Ihre Bemerkung«, sagte Holmes, »daß zwischen dem Einbrecher und dem Diener Einvernehmen geherrscht haben könnte und wir hiermit den Rest einer Nachricht von dem einen an den anderen in der Hand hielten, ist eine phantastische, aber nicht ganz unmögliche Annahme. Doch der Text beginnt…« Wieder stützte er den Kopf auf und verlor sich für einige Minuten in tiefe Gedanken. Als er das Gesicht dann hob, sah ich überrascht, daß seine Wangen einen Anflug von Farbe zeigten und seine Augen wie vor der Krankheit leuchteten. Er sprang mit der ihm eigenen Energie auf.
      »Ich will Ihnen mal etwas sagen!« rief er. »Ich möchte gern einen ganz kleinen Blick auf die Einzelheiten des Falles werfen. In einer gewissen Hinsicht fasziniert er mich außerordentlich. Mit Ihrer Erlaubnis, Colonel, werde ich Sie und meinen Freund Watson einander überlassen und mit dem Inspektor gehen, um festzustellen, ob einige meiner Vorstellungen zutreffen. In einer halben Stunde bin ich wieder hier.«
      Eine und eine halbe Stunde waren vergangen, als der Inspektor allein zurückkam.
      »Mr. Holmes spaziert in dem Anwesen herum. Er möchte, daß auch Sie beide jetzt mit zum Haus gehen.«
      »Zu den Cunninghams?«
      »Ja, Sir.«
      »Und warum?«
      Der Inspektor zuckte die Achseln. »Ich weiß auch nicht recht. Unter uns gesagt: Mr. Holmes scheint seine Krankheit noch nicht ganz überwunden zu haben. Er hat sich recht sonderbar benommen und ziemlich aufgeregt.«
      »Ich glaube, Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen«, antwortete ich. »Gewöhnlich hat sein Wahnsinn Methode.«
      »Man könnte auch sagen, seine Methoden haben Wahnsinn in sich«, murmelte der Inspektor. »Aber er brennt darauf loszulegen, Colonel, und wir sollten aufbrechen, wenn Sie bereit sind.«
      Wir trafen Holmes, wie er die Gegend mit langen Schritten durchmaß, das Kinn auf die Brust gesenkt und die Hände in den Hosentaschen vergraben.
      »Die Sache wird immer interessanter«, sagte er. »Watson, Ihr Ausflug aufs Land ist ein voller Erfolg. Ich habe einen bezaubernden Morgen verbracht.«
      »Sie waren also am Ort des Verbrechens?« fragte der Colonel.
      »Ja, der Inspektor und ich haben uns dort ein bißchen umgesehen.«
      »Ist etwas herausgekommen?«
      »Nun, wir haben einiges sehr Anregende festgestellt. Wenn wir jetzt gehen, werde ich Ihnen verraten, was wir unternommen haben. Vor

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