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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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mich tun. Und was ist das Beste, das ich für mich tun konnte? Mich verhaften lassen.« Sie lachte auf. »Das klingt dumm, aber es ist ganz allein meine Entscheidung gewesen, nicht die eines anderen.«
    »Ich glaube, es war eine gute Entscheidung.«
    »Wir werden sehen. So, ich schätze, das ist alles.«
    Dance war der gleichen Ansicht.
    Sie führte Jennie zu dem Taurus. Auf der Fahrt nach Salinas zählte Dance in Gedanken die einzelnen Anklagepunkte auf. Brandstiftung, Beihilfe zum Mord, Verabredung zur Verübung einer Straftat, die Unterstützung eines flüchtigen Verbrechers und noch einige andere.
    Andererseits hatte die Frau sich freiwillig gestellt und schien aufrichtige Reue zu empfinden. Falls Jennie einverstanden war, würde Dance sie später befragen. Sollte sich bestätigen, dass die junge Frau tatsächlich ehrlich war, würde Kathryn sich bei Sandoval für sie einsetzen.
    Im Gerichtsgebäude regelte Dance die notwendigen Formalitäten und ließ Jennie Marston in Untersuchungshaft nehmen.
    »Soll ich jemanden für Sie anrufen?«, fragte Dance.
    Jennie setzte zu einer Antwort an, hielt dann inne und lachte leise auf. »Nein. Wissen Sie, ich glaube, es ist am besten, ganz von vorn anzufangen. Es geht mir gut.«
    »Man wird Ihnen einen Anwalt besorgen. Danach können Sie und ich uns vielleicht noch ein wenig ausführlicher unterhalten.«
    »Gern.«
    Und dann wurde sie denselben Gang hinuntergeführt, durch den Jennies Geliebter vor knapp einer Woche entkommen war.

...Dreiundsechzig

    Fünfzig oder hundert Meter weiter oben mochte es durchaus ein herrlich sonniger Samstagnachmittag sein, doch das Gelände des Montery Bay Hospital lag in dichten Nebel gehüllt.
    Der Dunst brachte den Geruch von Kiefern, Eukalyptus und Blumen mit sich – Gardenien, glaubte Kathryn Dance, war sich aber nicht sicher. Sie mochte Pflanzen, aber genau wie Mahlzeiten kaufte sie sie lieber in einsatzbereitem Zustand von Leuten, die sich damit auskannten, als sich selbst daran zu versuchen und ein Fiasko zu riskieren.
    Dance stand neben einem der Gärten und verfolgte, wie Linda Whitfields Bruder seine Schwester in einem Rollstuhl zur Vordertür hinausschob. Roger war ein schlanker, streng wirkender Mann von unbestimmbarem Alter – irgendwas zwischen fünfunddreißig und fünfundfünfzig. Er entsprach Kathryns Erwartungen, war still und konservativ, trug geplättete Jeans, ein gestärktes und gebügeltes Anzughemd sowie eine gestreifte Krawatte, die mit einer Klammer festgesteckt war, an der sich ein Kreuz befand. Er begrüßte Dance mit sehr festem Händedruck und ohne den geringsten Anflug eines Lächelns.
    »Ich hole den Wagen. Bitte entschuldigen Sie mich.«
    »Fühlen Sie sich der Fahrt schon gewachsen?«, fragte Dance die Frau, nachdem er gegangen war.
    »Wir werden sehen. In Mendocino wohnen einige Leute, die früher zu unserer Gemeinde gehört haben. Roger hat sie angerufen. Vielleicht übernachten wir dort.«
    Lindas Augen waren unstet, und sie musste immer wieder ohne ersichtlichen Grund kichern; Dance schloss daraus, dass man ihr offenbar ein überaus wirksames Schmerzmittel verabreicht hatte.
    »Ich halte das für eine gute Idee. Gehen Sie es langsam an. Lassen Sie sich verwöhnen.«
    »Verwöhnen.« Sie lachte über das Wort. »Wie geht es Rebecca? Ich hab mich gar nicht nach ihr erkundigt.«
    »Sie liegt immer noch auf der Intensivstation.« Dance wies auf das Krankenhaus. »Wahrscheinlich nicht allzu weit von dem Zimmer entfernt, in dem Sie untergebracht waren.«
    »Wird sie wieder gesund werden?«
    »Die Ärzte sind zuversichtlich.«
    »Ich werde für sie beten.« Wieder ein Kichern. Es erinnerte Dance an Morton Nagle.
    Sie hockte sich neben den Rollstuhl. »Ich kann Ihnen gar nicht genug für Ihre Hilfe danken. Ich weiß, dass es schwierig war. Und es tut mir so leid, dass Sie verletzt worden sind. Aber ohne Sie hätten wir ihn nicht aufhalten können.«
    »Gott tut Sein Werk, und das Leben geht weiter. Alles wird gut.«
    Dance konnte ihr nicht folgen; es war wie einer von Charles Overbys nicht nachvollziehbaren Gedankengängen.
    Linda sah sie fragend an. »Wo wird Daniel begraben werden?«
    »Wir haben seine Tante in Bakersfield angerufen, aber sie kann sich nicht mal mehr an ihren eigenen Namen erinnern. Seinem Bruder Richard ist es egal. Man wird Daniel nach der Obduktion hier in Monterey County beisetzen. Wenn jemand mittellos ist, wird der Leichnam eingeäschert und auf einem der Gemeindefriedhöfe

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