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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hässlichen Gebäudes, das nicht zu dieser Ansichtskartenküste passte, sondern eher zu den Eisenhütten von Gary, Indiana.
     
    Dance und O’Neil waren noch höchstens fünf Minuten von Moss Landing entfernt.
    Kathryns Finger berührten den Griff der Glock, die hoch an ihrer rechten Hüfte hing. Sie hatte ihre Waffe noch nie in Ausübung des Dienstes abgefeuert und war keine besonders gute Schützin – es lag ihr einfach nicht im Blut. Angesichts der Kinder im Haus trug sie ohnehin nur ungern eine Waffe mit sich herum (zu Hause verwahrte sie die Glock in einer soliden Metallkassette neben dem Bett, und nur sie kannte die Kombination).
    Michael O’Neil hingegen war ein sehr guter Schütze, ebenso TJ. Dance war froh, die beiden bei sich zu haben.
    Aber würde es zu einem Schusswechsel kommen?, fragte sie sich. Wie auch immer, sie war entschlossen, alles Erforderliche zu tun, um den Killer aufzuhalten.
    Der Ford fuhr mit quietschenden Reifen um eine Biegung und dann eine Anhöhe hinauf.
    Sie erreichten den Kamm.
    »O Scheiße!«, rief O’Neil und trat auf die Bremse. »Festhalten!«
    Dance keuchte auf und packte das Armaturenbrett. Der Wagen brach zur Seite aus und kam schließlich halb auf dem Seitenstreifen zum Stehen, nur anderthalb Meter vor einem Sattelschlepper, der mitten auf der Fahrbahn stand. Der gesamte Verkehr bis nach Moss Landing war zum Erliegen gekommen. In Gegenrichtung ging es zwar voran, aber nur langsam. Einige Meilen voraus sah Dance blinkende Lichter und begriff, dass die Polizei alle Fahrzeuge, die in Richtung Moss Landing wollten, umdrehen ließ.
    Eine Straßensperre?
    O’Neil funkte die Zentrale an. »Hier O’Neil.«
    »Sprechen Sie, Sir. Kommen.«
    »Wir sind auf dem Eins, Richtung Norden, kurz vor Moss Landing. Es gibt einen Verkehrsstau. Was ist der Grund?«
    »Seien Sie vorsichtig. Da ist... das Kraftwerk wird geräumt. Wegen eines Feuers oder so. Es sieht ziemlich übel aus. Mehrere Verletzte, zwei Tote.«
    O nein, dachte Dance und seufzte. Nicht noch mehr Opfer.
    »Ein Feuer?«, fragte O’Neil.
    »Genau wie beim Gerichtsgebäude.« Dance kniff die Augen zusammen. Sie konnte eine schwarze Rauchsäule erkennen. Die Gefahr eines Großbrandes wurde hier sehr ernst genommen und in Notfallszenarien durchgespielt. Vor einigen Jahren war ein leerer Öltank des Kraftwerks in Flammen aufgegangen. Heutzutage wurde alles mit Gas und nicht mehr mit Öl betrieben, was weitaus weniger riskant war. Dennoch sahen die Sicherheitsvorkehrungen vor, im Falle eines Feuers den Highway 1 in beiden Richtungen zu sperren und die nähere Umgegend vollständig zu evakuieren.
    »Weisen Sie die Highway Patrol oder die Feuerwehr oder wer auch immer hier zuständig ist an, eine Gasse freizumachen. Wir müssen hier durch. Wir verfolgen den Ausbrecher. Kommen.«
    »Roger, Detective... Moment...« Eine Minute lang herrschte Stille. Dann. »Achtung... Das kam eben von der Feuerwehr Watsonville herein. Ich bin mir nicht sicher... Okay, das Kraftwerk brennt nicht . Vor dem Haupttor ist lediglich ein Fahrzeug in Brand geraten. Ich weiß nicht, wer den Elf-einundvierzig gemeldet hat. Anscheinend gibt es auch keine Verletzten. Das war ebenfalls eine Falschmeldung... Und wir haben einige Anrufe aus dem Jack’s erhalten. Der Verdächtige hat eine Waffe gezogen und ist geflohen.«
    »Verdammt, er hat uns gelinkt«, murmelte O’Neil.
    Dance nahm das Mikrofon. »Roger. Ist die Polizei vor Ort?«
    »Moment... Positiv. Ein Beamter aus Watsonville. Der Rest sind Feuerwehr und Sanitäter.«
    » Ein Beamter«, sagte Dance stirnrunzelnd und schüttelte den Kopf.
    »Verständigen Sie ihn, dass Daniel Pell sich dort irgendwo aufhält. Der Verdächtige ist bewaffnet. Und er hat keine Skrupel, von der Waffe Gebrauch zu machen.«
    »Roger. Ich geb’s weiter.« Dance fragte sich, wie der einsame Kollege wohl zurechtkommen würde. Die schlimmsten Straftaten in Moss Landing waren sonst Trunkenheitsfahrten sowie Autound Bootsdiebstähle.
    »Hast du mitgehört, TJ?«
    »Scheiße!«, dröhnte es aus dem Lautsprecher. TJ hielt nicht viel von Funkdisziplin.
    O’Neil knallte frustriert das Mikrofon in die Halterung.
    Ihre dringende Bitte um eine Gasse zeitigte keine Wirkung.
    »Lass uns trotzdem versuchen, dorthin zu kommen«, sagte Dance. »Ein paar Kratzer im Lack sind mir egal.«
    O’Neil nickte. Er schaltete die Sirene ein und fuhr auf dem Seitenstreifen weiter, der an manchen Stellen sandig war, an anderen felsig und mitunter sogar fast

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