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Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht

Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht

Titel: Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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auf ihrer übrigen Länge eine gleich bleibende Breite, wie ein dicker Baumstamm. Auch sah Serafin keine Flossen, soweit er das im dunklen Wasser ausmachen konnte.
    Der letzte Umriss glitt knapp unter der Oberfläche dahin, nicht so tief wie die anderen, und nun brach sich das Mondlicht auf seiner Oberfläche. Kein Zweifel - Metall! Damit gab es, was seine Herkunft anging, eigentlich keinen Zweifel mehr. Nur Magie war in der Lage, Gegenstände aus Eisen oder Stahl federleicht durch das Wasser zu bewegen. Ägyptische Magie.
    Serafin rannte los. Die umliegenden Häuser reichten bis zum Wasser, deshalb konnte er nicht direkt am Kanal entlanglaufen. Er musste einen Umweg nehmen, um den drei Gefährten zu folgen. Hastig lief er zurück durch die Sackgasse, bog um mehrere Ecken und kam schließlich auf eine Piazza, die er nur zu gut kannte. Vierzig Schritt vor ihm führte eine kleine Brücke über den Kanal, in dem er eben noch sein Abendessen entsorgt hatte. In einem schmalen Haus zur Linken waren Merle und er den drei Verrätern vom Stadtrat und dem ägyptischen Spion begegnet. Hier hatten sie die Übergabe der Fließenden Königin vereitelt.
    Jetzt lag das Haus verlassen und unscheinbar da. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet hier die Invasion des Imperiums ihren Anfang genommen hatte, hinter vernagelten Fenstern und einer grauen, brüchigen Fassade.
    Auf der Brücke stand eine Gestalt in einem langen, dunklen Mantel. Ihr Gesicht war unter einer weiten Kapuze verborgen.
    Einen Augenblick lang hatte Serafin das Gefühl, durch eine unsichtbare Tür in die Vergangenheit zu treten. Denselben Mann hatte er schon einmal gesehen, um die gleiche Nachtstunde am selben Ort: den ägyptischen Gesandten, den Spion, dem sie die Karaffe mit der Königin entrissen hatten. Merle hatte ihm mithilfe ihres magischen Spiegels die Hand verätzt, während Serafin ihm eine Horde zorniger Straßenkatzen auf den Hals gehetzt hatte.
    Nun war der Mann abermals hier, und wieder versteckte er sich unter seinem Kapuzenmantel wie ein Gassenräuber.
    Serafin überwand sein Erschrecken rasch genug, um nicht bemerkt zu werden. Geschwind drückte er sich dichter an eine Fassade. Der Mond beschien die gegenüberliegende Seite und einen Großteil der schmalen Piazza; jener Teil aber, durch den Serafin sich bewegte, lag in tiefem Schatten.
    Durch die Dunkelheit geschützt, näherte er sich der Brücke. Der Gesandte wartete auf etwas, und nach Serafins Entdeckung von vorhin bestand wenig Zweifel, was das war. Tatsächlich ertönte jetzt ein hohler, metallischer Laut, der sich unregelmäßig wiederholte. Etwas schlug unter der Brücke gegen die Ufermauer.
    Etwas legte an.
    Der Gesandte eilte zum Fuß der Brücke und blickte von dort aus ins Wasser. Serafin war mittlerweile noch zehn Meter von ihm entfernt, er verbarg sich hinter einem schmalen Marienaltar, den jemand vor langer Zeit an die Hauswand gemauert hatte. Opfergaben hatten hier vermutlich schon lange nicht mehr gelegen. In den vergangenen Jahren hatten die meisten Menschen zur Fließenden Königin gebetet; an die Macht der Kirche glaubte keiner mehr, auch wenn es immer noch Unermüdliche gab, die der Form halber die Gottesdienste besuchten.
    Serafin beobachtete, wie der Gesandte einige Schritte rückwärts ging, fort von der Uferkante. Er machte Platz für sechs Männer, die über eine schmale Treppe vom Wasser heraufstiegen.
    Männer? Serafin biss sich auf die Unterlippe. Die sechs Gestalten waren einmal Männer gewesen. Heute aber hatten sie kaum noch Ähnlichkeit mit ihrem früheren Selbst.
    Mumien.
    Sechs Mumienkrieger des Imperiums, mit ausgetrockneten, eingefallenen Gesichtern, sodass sie einander ähnelten wie Zwillingsbrüder. Merkmale, die sie einmal unterschieden hatten, waren verschwunden. Ihre Mienen waren die von Totenschädeln, bespannt mit grauer Haut.
    Alle sechs trugen dunkles Rüstzeug, das im Mondlicht ab und an metallisch aufblitzte. Jeder hielt ein Schwert, wie Serafin noch keines gesehen hatte: Die langen Klingen waren gebogen, beinahe halbmondförmig, aber die Schneide befand sich - anders als bei einem Krummsäbel – an der Innenseite der Biegung, was zu einer völlig anderen Art führte, sie zu handhaben. Ägyptische Sichelschwerter, die gefürchteten Klingen der imperialen Mumienkrieger.
    In den seltsamen Fahrzeugen im Wasser musste Platz für je zwei von ihnen gewesen sein. Hintereinander hatten sie darin gelegen wie in einem hohlen Baum, unfähig sich zu

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