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DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Chlodovald, Charibert – und einer heißt Chararich … vergiss den nicht, diesen verdorbenen Vetter, der uns bei Soissons im Stich ließ! Mach dich auf Widerstand gefasst, den du gnadenlos brechen musst. Jeder von ihnen hat seine Gefolgschaft, der eine hat fünfhundert Mann, der andere nur fünf. Sieh zu, dass du so viel Schwertfraß wie möglich für unser Heer gewinnst! Das ist der Auftrag, nur dazu mache ich dich zum Comes von Cambrai. Nun? Was gefällt dir daran nicht?«
    Baddo lehnte noch immer an der Säule. Er schien auch sein sehendes Auge geschlossen zu halten. Doch aus dem Schlitz, den die Lider bildeten, beobachtete er den König scharf.
    »Du willst also, dass ich dir helfe, deine Familie zu vernichten«, sagte er nach einer Weile. »Um mich hinterher anzuklagen und mich selbst zu vernichten.«
    »Ich schwöre dir als dein Blutsbruder, dass ich dir dafür niemals eine Schuld anlasten werde.«
    »Wie könnte ich mich darauf verlassen.«
    Der König wollte heftig erwidern. Doch Baddo fuhr mit seiner ruhigen, tiefen Stimme im Tonfall vollendeten Gleichmuts fort:
    »Aber ich werde tun, was du befiehlst. Du bist mein Gefolgsherr, ich bin dir zu Treue verpflichtet. Gib mir ein Jahr, und im Umkreis von hundert Meilen atmet keiner mehr von deiner Sippe.«
    »Zugestanden – ein Jahr. Und arbeite gründlich.«
    Wieder folgte ein längeres Schweigen. Sie belauerten sich nicht mehr, sondern blickten aneinander vorbei.
    Schließlich erhob sich der König schwerfällig.
    »Damit wäre alles besprochen. Von Zeit zu Zeit gibst du mir Rechenschaft. Bobo und Ursio bleiben noch einen Monat hier, um dir beizustehen. Um die Steuerlisten zu prüfen und die gefährlichsten Elemente unschädlich zu machen. Ich muss in aller Frühe schon fort, zurück nach Soissons. Ja, da ist noch etwas. Ich habe Sunna mit hergebracht. Sie weiß noch nicht, dass sie hier bleiben wird. Es muss aber sein.«
    »Du heiratest tatsächlich noch einmal?«
    »Hat man es dir schon erzählt?«
    »Ja, Ursio sagte mir, du hättest Ansoald nach Genf geschickt, um die Braut zu holen.«
    »Ich hoffe, Sunna hat davon nichts bemerkt.«
    »Willst du es ihr denn nicht sagen?«
    »Nein. Du bist mir dafür verantwortlich, dass man sie weiter als meine Gemahlin behandelt. Aber bewache sie so, als wäre sie deine Gefangene.«
    Sie trennten sich im Vestibül der Halle. Baddo stieg noch einmal in den Keller hinab.
    Chlodwig überquerte den Hof. Er betrat ein hohes, schmales Nebengebäude, das im ersten Stock durch einen Gang mit einem der Wachtürme verbunden war.
    Er tastete sich eine Treppe hinauf und zur Tür der Kammer, die er Sunna zugewiesen hatte, damit sie dort auf ihn wartete.
    Zu seinem Ärger fand er fünf Frauen darin. Im Licht der hellen Sommernacht, das durch das breite römische Fenster hereinfiel, lagen sie nackt und unbedeckt nebeneinander auf der Matratze. Chlodwig stieß einen leisen Fluch aus, worauf eine erwachte und sich benommen aufrichtete.
    Im ersten Augenblick hielt er sie für Sunna, packte sie am Arm und zwang sie aufzustehen. Sie stieß einen Schrei aus, und er bemerkte den Irrtum. Es war seine Tante Berthegunde, die jüngste Schwester seines Vaters.
    Ungeduldig stieß er sie von sich, bückte sich und ergriff die Nächste am Fuß. Aber es war Tetradia, eine Galloromanin, Witwe eines früheren Hofbeamten, die kreischend auffuhr. Nun erwachten auch die drei anderen, glaubten sich überfallen und sprangen von der Matratze auf. Eine brachte sogar ein Messer zum Vorschein.
    Doch gleich erkannten sie den König, der seinerseits nun die Gesuchte herausfand. Ohne noch etwas zu erklären, zog er sie mit sich und hastete mit der Nackten, deren graue, zerzauste Haare zu Berge standen, durch den Verbindungsgang in das Turmgemach.
    Hier scheuchte er die beiden Wächter durch eine Luke die Leiter hinab, schloss die Luke und entkleidete sich in Windeseile. Sunna, die keineswegs damit gerechnet hatte, dass er sie in der Nacht noch aufsuchen würde, wollte ihn um Verzeihung bitten und erklären, sie habe die anderen Frauen aus Angst in die Kammer geholt.
    Doch er verschloss ihr den Mund mit heftigen Küssen. Die Wadenbänder zu lösen, dauerte ihm zu lange. So ließ er die Hose um die Beine schlottern, und während er flüsternd beteuerte, Sunna zu lieben und immer zu lieben, warf er sie auf eine Pritsche zwischen Stroh und die stinkenden Decken der Turmwächter.
    Sie konnte sich nicht erinnern, dass er sie jemals so leidenschaftlich umarmt hatte. Nie

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