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DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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allerdings, Chlotilde anzugreifen wie überhaupt die unangenehme Begegnung mit der Braut ihres Bruders zu erwähnen. Auch Remigius wurde von ihr geschont. Alle Schuld gab sie dem Diakon Chundo und seinen Helfershelfern, den Kuttenträgern, deren ungezügeltes Gebaren für das bevorstehende Hochzeitsfest Schlimmes befürchten lasse.
    »Du solltest die ganze Christianerbande aus Burgund ausweisen, Bruder!«, riet sie schließlich. »Wenn du ihnen das nachsiehst, werden sie übermütig. Dann werden sie überall ausposaunen, dass du schon einer der Ihren bist. Und bestrafen solltest du sie auch, vor allem den Chundo!«
    »Und was soll ich mit dem Kerl machen?«, sagte Chlodwig, dessen heitere Laune durch Lanthilds Bericht getrübt worden war.
    »Nagele ihn doch an sein Kreuz«, schlug Ursio kichernd vor, »so wie den erbärmlichen Gott, zu dem sie beten. Dann wollen wir mal sehen, ob er auch zum Himmel hinauffährt!«
    »Das lass lieber sein«, sagte Ansoald. »Sonst kriegst du Ärger mit deiner Frau, bevor ihr verheiratet seid. Lass es genug sein an dem Ärger, den du hinterher kriegst!«
    »Hat Chlotilde etwas von der Sache erfahren?«, fragte der König. »Habt ihr sie etwa damit behelligt?«
    »Sie hat damit nichts zu tun«, antwortete Lanthild ausweichend, nachdem sie Ansoald einen strafenden Blick zugeworfen hatte. »Aber es könnte sein, dass sie dich missverstanden hat und glaubt, du hättest ihr Jullus’ Villa zum Geschenk gemacht. Wenn es so wäre, dann konnte Chundo darin natürlich nach Herzenslust wüten. Aber du legst doch Wert auf Recht und Gesetz. Das Haus gehört dir nicht – noch nicht. Noch ist Jullus Sabaudus nicht Comes von Paris!«
    »Doch, er ist es«, sagte Chlodwig und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
    »Er ist es? Was heißt das?«
    »Heute Mittag ist aus Paris ein Bote gekommen. Rikulf ist vor ein paar Tagen gestorben. Der neue Comes kann sein Amt übernehmen.«
    »Oh, wie wird ihn das freuen! Und wie wird es erst …«
    Lanthild unterbrach sich noch gerade rechtzeitig, bevor ihr der Name »Audo« entschlüpfte.
    »… wie wird es erst die Pariser freuen!«, fuhr sie rasch fort. »Endlich haben sie wieder einen Comes, der jung und gesund und klug und beherzt ist. Hast du Jullus schon benachrichtigt?«
    »Noch nicht.«
    »Dann werde ich das selbst übernehmen, wenn ich morgen nach Soissons zurückkehre. Ich treffe ihn ja schon unterwegs, auf dem Gut seines Bruders. Dorthin ist er vor den Christianern geflüchtet, mit all seiner Habe.«
    »Das nenne ich nicht gerade beherzt«, spottete Ursio. »Ich an seiner Stelle hätte nicht lange gefackelt und die ganze Bande von Kuttenbrunzern zusammengehauen!«
    »Noch besser wäre gewesen, ihnen ein paar Lustdirnen unterzuschieben«, lallte Ansoald. »Dann hätten sie sich nicht die nackten Weiber von den Wänden kratzen müssen!«
    Er und Ursio brachen in wieherndes Gelächter aus.
    »Schluss mit dem Geschwätz!«, sagte Chlodwig und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Lasst mir die Burgunder in Ruhe. Verstanden? Was ist schon dabei, wenn sie ein Haus ein bisschen in Trümmer legen? Sind wir Franken denn besser? Aus wie vielen Bethäusern der Christianer haben wir Ruinen und verkohlte Bretter gemacht!«
    »Ich staune über dich, Bruder«, sagte Lanthild spitz. »Du scheinst dich plötzlich verändert zu haben. Wie kommt das? Wann hättest du früher tatenlos geduldet, dass sich Fremde an deinem Eigentum vergriffen! Wenn du Jullus zum Comes ernennst, kannst du die Villa als deinen Besitz betrachten. Daraus könntest du eine Gerichtshalle oder ein Verwaltungsgebäude machen, vielleicht …«
    »Spar dir die Ratschläge, Schwester! Lass das nur meine Sorge sein. Sage morgen dem Jullus Sabaudus, er soll sich gleich nach Paris begeben, so schnell wie möglich. Das Volk dort ist noch immer rebellisch, man muss vermeiden, dass es die Lage ausnutzt. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um in diese verdammte Stadt hineinzukommen – in zwei Tagen könnte ich wieder draußen sein, wenn keiner da ist, der aufpasst. Jullus soll sich auf dem Weg dorthin hier in Berny bei mir melden. Die Ernennungsurkunde soll er schon vorbereiten, er weiß ja, was drinstehen muss. Ich werde dann nur noch mein Siegel dazutun.«
    Der König hob die rechte Faust mit dem goldenen Siegelring und machte eine Bewegung, als wollte er das »CLODOVICI REGIS« in die Tischplatte aus Eichenholz drücken.
    Lanthild seufzte und schwieg.
    Sie sah ein, dass es sinnlos war, jetzt mehr

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