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DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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solltest dir wenigstens trockene Kleider anziehen.«
    »Damit würden wir zu viel Zeit verlieren. Kommt!«
    Sie winkte den zehn, zwölf jungen Franken, die zur Gefolgschaft des Comes gehörten und ihre ständige Schutztruppe bildeten. Sie hatten die Schwester des Königs auch wie immer beim Ausritt begleitet und kümmerten sich noch um die Pferde. Lanthild zog den Gürtel fester um die durchnässte Tunika und ging mit großen Schritten voran. Jullus und die anderen konnten kaum folgen.
    Schon als sie sich der Villa näherten, hörten sie von drinnen feierlichen Sprechgesang.
    Sie drangen ein und fanden die »Christianer« vollzählig in der Halle um das Kreuz versammelt. In ihrer Mitte stand auch Chlotilde, die ein dunkles Tuch um Kopf und Hals geschlungen hatte, mit einigen Frauen ihrer Begleitung. Auf einem Tisch, der als Altar diente, brannten Kerzen. Vorn neben dem Kreuz trug Chundo Verse aus einem aufgeschlagenen Buch vor. Die Gemeinde rief dazu etwas im Chor.
    »Warte noch!«, flüsterte Jullus, der selber römisch-katholischer Christ war, und suchte Lanthild im Vestibül zurückzuhalten. »Lass sie erst damit fertig werden. Sie feiern die Messe!«
    »Was kümmert mich das!«, sagte sie und riss sich los. Mit polternden Schritten betraten sie und ihre bewaffneten Begleiter die Halle.
    Der große Raum war inzwischen notdürftig für seine neue Bestimmung umgestaltet worden. Zwischen Säulen, die die Decke trugen, hatten Chundo und seine Helfer Stangen angebracht und daran mitgebrachte Teppiche aufgehängt, in die Szenen aus der christlichen Heilsgeschichte eingewebt waren. Sie verdeckten die zerstörten Wandgemälde, deren erhalten gebliebene Teile wohl immer noch Anstoß erregt hatten. Aber Lanthild wollte sehen, was hinter den Teppichen passiert war, und riss einen von ihnen herunter.
    Das große Gemälde kam zum Vorschein, auf dem nur noch Vertumnus zu sehen war. Pomona war vollständig abgekratzt worden, den nackten Vertumnus hatte man nur entmannt. Der Schutt unter dem Bild war zusammengekehrt, aber noch nicht weggeräumt worden.
    Chundo hatte sein Psalmodieren unterbrochen und sich den Eindringlingen empört zugewandt.
    Doch ehe er protestieren konnte, schrie Lanthild ihn an: »Welcher Schuft hat das angerichtet? Der tollwütige Hund soll vortreten! Warst du es? Nehmt ihn fest, ich lasse ihn einsperren! Er hat sich am Eigentum dieses unbescholtenen Mannes vergriffen! Vorwärts! Schnappt ihn euch!«
    Lanthilds Begleiter stürzten sich auf den Diakon.
    »Dazu hast du kein Recht!«, brüllte Chundo, der sich wehrte und um sich schlug. »Du störst eine heilige Handlung, Gott wird dich strafen! Wie kann sich ein Weib erdreisten …«
    »Du wagst es noch, mir zu drohen, Elender? Kennst du mich etwa nicht? Was geht euer Gott mich an, was kann er mir tun! Nennst es eine heilige Handlung, in fremden Häusern zu wüten und alles in Schutt zu legen? Du beleidigst in mir den Comes, meinen Gemahl! Du schmähst den König, meinen Bruder! Bindet ihn und dann fort mit ihm!«
    »So helft mir doch!«, heulte Chundo. »Ihr Gläubigen, lasst es nicht zu …«
    Ein paar robuste Mönche drängten nach vorn.
    »Zurück!«, schrie Lanthild. »Ihr seid hier nicht in euerm Burgund, wo man Narren wie euch vom Zügel lässt! Ich komme mit einer Hundertschaft wieder. Wer Kerker und Prügel schmecken will, soll es zeigen! Er bekommt Hiebe verabreicht und wird über die Grenze gejagt!«
    Inzwischen war Chundo von drei Franken überwältigt und mit einem Gürtel gefesselt worden. Das Buch, aus dem er vorgetragen hatte, war dabei seinen Händen entfallen. Jetzt wurde es aufgehoben. Chlotilde drückte die Heilige Schrift an die Brust, trat auf die Schwester des Königs zu und blickte ihr fest in die Augen.
    »Ehe einer von meinen christlichen Brüdern verhaftet und geprügelt wird, soll man mich selbst in den Kerker werfen!«, sagte sie ruhig. »Für alles, was hier geschehen ist, stehe ich ein!«
    Viel fehlte nicht, und Lanthild hätte sie von sich gestoßen. Es kostete sie die größte Willenskraft, sich zu beherrschen.
    Sie kannte Chlotilde bereits, es war bisher aber nur zu einer einzigen kurzen Begegnung gekommen. Frau Basina hatte sie und Audofleda zu sich rufen lassen und sie mit der künftigen Frau ihres Sohnes bekannt gemacht.
    Die jungen Damen hatten sich kühl gegenübergestanden und mussten erst nachdrücklich aufgefordert werden, sich zu umarmen. Die Unterhaltung war langweilig und gezwungen. Lanthild und Audo waren sich

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