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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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weil mich deshalb mein Gedächtnis im Stich ließ. Ist verziehen, ich trage nichts nach! Ich halte sie meiner Liebe für würdig. Wenn sie auch nur die Schwester eines Bauernkönigs ist, werde ich eine große Dame aus ihr machen. Ihr werden die Augen übergehen, wenn sie meine Geschenke sieht …« Er hob die Tunika. »Geschenke für dreitausend Solidi!«
    Nachdem sich Potitius eingeredet hatte, die Gunst der ältesten Schwester des Königs bereits gewonnen zu haben, war er davon nicht mehr abzubringen. Auch als er wenig später von Bobolen recht unfreundlich aufgefordert wurde, aus dem königlichen Palast zu verschwinden, weil seine geistlichen Reisegefährten inzwischen im Kellerverlies gelandet waren und weitere Unannehmlichkeiten von »solchen Gästen« befürchtet wurden, blieb er ungebrochen zuversichtlich.
    Wenn Remigius das Gastrecht verletzt und Ärger bekommen hatte, war das schließlich nur seine Sache. Mit seinen fünf Knechten zog Potitius in die einzige Herberge am Ort, die auch noch aus der Römerzeit stammte und einem Syrer gehörte. Hier wollte er die Rückkehr des Königs abwarten.
    Es kam aber anders.
    Gerade hatte er noch dem Bischof versichert, dass seine Sache auf gutem Wege sei, als eine unangenehme Wendung eintrat. Bei einer nächtlichen Zecherei mit den neuen fränkischen Freunden schlief er in einer Schenke ein. Morgens beim Erwachen im Pferdestall fühlte er sich sonderbar leicht. Die Kette auf seiner Brust war von einer Zange durchtrennt und um ihre Gewichte erleichtert worden – die Brautgeschenke. Als Zugabe hatte man auch seinen silbernen Stirnreif mitgehen lassen.
    Der Wirt hatte nichts bemerkt, die »Freunde« waren verschwunden, natürlich gab es keine Zeugen. Quintus Potitius heulte auf, jammerte, ereiferte sich, drohte sogar … doch was nützte es? Er musste froh sein, dass ihm die Diebe ein paar Münzen im Beutel gelassen hatten, um ihre Zeche zu bezahlen.
    Verzagt kehrte er zurück in die Herberge. Seine Sache stand nun auf einmal sehr schlecht. Wenn er als Freier ohne Geschenke erschien, würde ihm auch die Liebe der schönen Audofleda nichts nützen.
    Zu seiner Überraschung wurde er in der Herberge erwartet. Der Diakon Chundo hatte sich, auf einen Stock gestützt, dorthin geschleppt, um ein Anliegen vorzutragen. Er beklagte sich bitter über Remigius, der ihn ohne Schutz und Geleit zurückgelassen habe. Unmöglich würde es ihm sein, zu Fuß in seinem traurigen Zustand nach Reims zurückzukehren. So bat er, der junge Herr möge ihm um Gottes Barmherzigkeit willen einen Esel verschaffen und ihm erlauben, sich auf dem Heimweg seinem Gefolge anzuschließen.
    Potitius gewährte alles, aber er hörte kaum zu, denn er hatte im Augenblick andere Sorgen. Der freche Diebstahl beschäftigte ihn, und so klagte er seinerseits über den Bischof, der ihn zu diesem verlustreichen Abenteuer verleitet hatte. Der hakennasige Diakon nahm das Thema gern auf, bezog es auf das geraubte Kirchengut, und sie lamentierten eine Weile gemeinsam.
    Dann aber stellten sie sich die Frage, ob sie nun wirklich unverrichteter Dinge abziehen sollten oder ob es nicht eine Möglichkeit gebe, sich das Verlorene zurückzuholen.
    In Chundo flammte erneut die Empörung auf, weil der Bischof so schnell klein beigegeben und auf so wertvolle Gegenstände verzichtet hatte. Er räumte zwar ein, dass er selbst einen Augenblick lang unbeherrscht war, doch der Fehler konnte korrigiert werden.
    Potitius stimmte dem zu: Die kleine Unachtsamkeit, beim Zechen eingeschlafen zu sein, musste sich unbedingt wieder gutmachen lassen.
    »Da sehe ich nur noch einen Weg«, sagte er. »Und der führt direkt zu König Chlodwig.«
    »Kein leichter Gang«, seufzte Chundo.
    »Gewiss. Aber der König kann nicht wollen, dass seine Schwester, die einen Edelmann liebt, von Dieben um die für sie bestimmten Juwelen gebracht wird.«
    »Als Föderat des Imperiums ist er auch verpflichtet, das Eigentum der Kirche zu schützen.«
    »Er wird die Diebe schon ausfindig machen.«
    »Er wird zurückgeben, was geraubt wurde. Jedenfalls das meiste«, schränkte der Diakon ein und dachte an Frau Basinas Kleidertruhe.
    Nachdem sie sich auf diese Weise Mut gemacht hatten, fassten sie den Beschluss, nicht auf den König zu warten, sondern ihn unverzüglich aufzusuchen.
    Zum Glück hatte Potitius den größten Teil seiner Barschaft auf seine fünf Begleiter verteilt, die alle lange seiner Familie dienten und absolut zuverlässig waren. So war es ihm möglich,

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