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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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und bohrte verlegen in der Nase.
    »Vielleicht hast du Glück mit einem Rätsel«, sagte Audofleda, mitleidig lächelnd. »Wenn einer auch nicht viel weiß, kann er trotzdem ein fixer Denker sein. Pass auf! Sprich nicht, so wirst du beim Namen mich nennen. Doch musst du schon sprechen, nennst du beim Sprechen mich ebenfalls wieder beim Namen. Was bin ich?«
    »Hm … Nun, also … Das ist nicht ganz einfach … aber warte … gleich habe ich es … Meinst du vielleicht …?«
    »Ach, du kommst nicht darauf. Das Schweigen ist es! Das solltest du dir selber verordnen, statt großzutun mit deiner Klugheit und Bildung! Na, vielleicht nimmt dich noch irgendwo eine Dumme. Bei uns wirst du jedenfalls nichts erreichen. Leb wohl!«
    Vom schallenden Gelächter der Franken begleitet, machten die Schwestern noch eine Runde durch die Halle und verschwanden.
    »Galathea und Leda!«, sagte Potitius verächtlich. »Hurenpack! Von Weibsbildern dieses Schlages sollte man sich besser fernhalten. Deshalb habe ich auch ihre Fragen nicht beantwortet. Das war ja nur ein Trick, um meine Bekanntschaft zu machen. Wäre ich darauf eingegangen, hätten sie tatsächlich geglaubt, dass ich mit ihnen …«
    »Ja, bist du denn nicht ihretwegen gekommen?«, ließ sich eine helle Stimme vernehmen.
    Potitius wandte sich unwirsch dem Sprecher zu, einem schlanken Bürschlein, das neben ihm auf die Bank geglitten war.
    »Was soll das? Du glaubst, dass ich dieser Huren wegen …?«
    »Still!«, sagte das Bürschlein. »Nicht so laut! Du beleidigst die Schwestern des Königs!«
    »Was? Was? Diese beiden … Galathea und Leda …?«
    Die Franken stießen sich wieder an und feixten, und das Bürschlein vollendete: »… sind in Wirklichkeit Audofleda und Albofleda, Chlodwigs Schwestern! Sie haben erfahren, es sei ein Freier gekommen. Und weil es sich nicht gehört, einfach so seine Bekanntschaft zu machen, haben sie sich ein bisschen verstellt. Sie sind nämlich sehr eigenwillig und haben sich in den Kopf gesetzt, sich ihren Bräutigam selbst auszusuchen. Und der König, ihr Bruder, wird sie nicht zwingen, wenn sie nicht wollen!«
    Der mondgesichtige Lockenkopf mit dem silbernen Stirnreif folgte dieser Erklärung offenen Mundes.
    »Nun, was sagt man dazu?«, ereiferte er sich, nachdem er endlich begriffen hatte. »Das ist gegen den Brauch und gegen die Regeln! Wie soll einer anständig um eine Braut werben, wenn ihn die Jungfrau heimlich auskundschaftet? Erst nach der Hochzeit soll sie ihren Ehemann kennenlernen! Aber den Schaden haben sie selber. Sollen sie mir ihre Gunst versagen! Jetzt will ich sie auch nicht mehr, die gelehrten Ziegen! Der König hat ja noch eine dritte Schwester.«
    »Auf die mach dir erst recht keine Hoffnung«, sagte das Bürschlein. »Die will dich schon gar nicht!«
    Nun gab es krachendes Gelächter, und Lanthild stand auf und sagte im Fortgehen: »Das Beste wird sein, du gibst die Brautwerbung auf! Es nimmt dich nun einmal keine von Chlodwigs Schwestern. Die Sache ist aussichtslos! Trinke noch einen Becher, schlaf dich aus und mach, dass du fortkommst!«
    Quintus Potitius trank noch mehrere Becher.
    »Eigentlich waren die beiden nicht übel«, meinte er schließlich, zum Vergnügen eines wachsenden Zuhörerkreises. »Und die eine, das Schlauköpfchen, ist sogar eine Schönheit. Vielleicht wollte sie mich ein bisschen necken. Ja, ich glaube sogar, ich gefalle ihr! Sie konnte es nicht erwarten, mich kennenzulernen, und weil es nur Lustdirnen erlaubt ist, Männer einfach so anzusprechen, spielte sie eben eine Lustdirne. Daran ist nichts Verwerfliches. Ein echter Römer, der auf Tradition hält, sollte daran keinen Anstoß nehmen. Die Kaiserin Messalina machte mit dem Hurenberuf sogar Ernst und empfing nächtens in einem Bordell ihre Kunden. Vielleicht war sogar mein Ahnherr Gaius Potitius dabei. Na und? Es war eben so viel Liebe in ihr. Und ich glaube … ja, ich bin sicher, auch diese ist schon in Liebe entbrannt. Habt ihr gesehen, wie sie mich ansah? Diese Leidenschaft in ihren Blicken? Soll ich euch etwas verraten? Sie wollte mir nur beweisen, dass sie tatsächlich gebildet ist. Remigius hat ihnen erzählt, ich hätte Zweifel daran und wollte schon auf meine Bewerbung verzichten. Da sagte sie sich: Jetzt muss ich das Äußerste wagen! Ein Freier wie Quintus Potitius verirrt sich kein zweites Mal nach Tournai. So ist es, Männer, sie liebt mich schon! Sie hat mich nur ein bisschen verspottet, weil ich getrunken hatte und

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