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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Creatus!«
    »Aber das ist … das ist ja mein Majordomus!«, murmelte Potitius. Er starrte den König ungläubig an und fügte heftig hinzu: »Das ist der Verwalter meines größten Gutes!«
    »Ja«, sagte Chlodwig, »das wusste ich schon.«
    »Was habt ihr mit ihm gemacht? Wie kommt er hierher? Wer sind die dort alle?«
    »Erkennst du sie nicht?«
    »Das ist nicht möglich!«, stammelte Potitius. »Nein, nicht möglich … das kann nicht sein …«
    Er sprang zur Seite, um besser sehen zu können, und schrie: »Was ist passiert?«
    »Raub und Mord!«, schrie der Gutsverwalter zurück. »Alles abgebrannt, die Ernte gestohlen, das Vieh dort – dein Eigentum – von der Weide getrieben! Die Villa ausgeraubt, alles Wertvolle weggeschleppt! Fünfzig Leute tot – die Übrigen hier!«
    Ein Knüppelhieb traf den Mann, der wankte und nach vorn auf die Knie stürzte. Gleich wurde er wieder hochgerissen und weitergeschleppt.
    Potitius stieß einen kreischenden Laut aus. Tränen füllten seine Augen und liefen über sein fettes, rundes Gesicht.
    Jetzt lachte Chlodwig, zum ersten Mal seit mehreren Tagen. Er stemmte die Fäuste in die Seiten, lachte und konnte sich nicht beruhigen. Die Franken ringsum stimmten ein.
    Chundo, der auf dem Esel hockte, schlug unentwegt Kreuze und murmelte: »Herr, beschütze uns vor ihm, er ist der Teufel … der Teufel selbst!«
    »Du bist mir ein schöner Freier, Potitius!«, rief Chlodwig, immer noch lachend. »Was hast du zu bieten – als Brautgeschenk und als Morgengabe? Das meiste, was dir gehörte, hab ich doch schon! Kann ich denn einem armen Mann meine Schwester geben?«
    So viel Spaß gab es selten. Die Franken brüllten vor Vergnügen. Von Mund zu Mund ging es: Kann er denn einem armen Mann seine Schwester geben? Die Mühen der letzten Tage und Nächte schienen vergessen zu sein.
    Potitius tat auch alles, um die Wellen des Gelächters immer wieder hochzupeitschen. Er geriet völlig außer sich, heulte, zeterte, drohte sogar. Verlangte sein Eigentum zurück und dazu Wergeld für die Getöteten. Die Juwelendiebe in Tournai wollte er aufgeknüpft sehen. Er prahlte mit seinem Einfluss auf den Patricius in Soissons, der nicht zögern werde, die ruchlosen Taten zu ahnden.
    Auch den Zorn des allmächtigen Gottes beschwor er – und dies war das Stichwort für den Diakon Chundo. Der Eifer des Potitius für die Gerechtigkeit riss ihn mit. Er quälte sich von seinem Esel herunter und entrollte das Pergament, auf dem die Verluste der Kirche von Bavai aufgelistet waren.
    Die beiden Kläger fielen einander ins Wort, überschrien sich. Bei dem Lärm und Gelächter war allerdings kaum etwas zu verstehen.
    Dem König wurde die Sache jetzt lästig. Neben ihm tauchte Baddo auf.
    »Das reicht wohl. Soll ich die beiden Kerle erledigen?« Er zog sein Schwert, einen nagelneuen, frisch erbeuteten Gladius.
    Potitius erkannte ihn und schrie auf. »Baddo! Du Mörder! Elender Sklave! Bist du entkommen und unter die Räuber gegangen?«
    Der Einäugige holte schon zum Schlag aus, doch Chlodwig legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Macht mit ihnen, was ihr wollt, aber lasst sie am Leben. Und nehmt ihre Knechte in Gewahrsam. Sie sehen gesund und kräftig aus.«
    Er wandte sich ab und schritt rasch auf das Burgtor zu. Urplötzlich war seine üble Stimmung zurückgekehrt. Er hatte genug von dem schlechten Schauspiel und fand es auf einmal unwürdig, daran seinen Spaß zu haben.
    Für seine Franken allerdings fing der Spaß erst an. Je verrückter, wilder und grausamer es zuging, desto besser. Irgendjemand verglich den zeternden, gestikulierenden, grellfarbig gewandeten Potitius mit einem Gockel, der sich plusterte und mit den Flügeln schlug.
    Da schrie Ursio, der immer die besten Einfälle hatte: »Aber er hat seine Federn verloren! Gebt ihm doch neue!«
    Und schon wurde ein Hahn von einem der Beutekarren geholt, geköpft und gerupft. Dem kreischenden Potitius rissen sie die Hose herunter und steckten ihm die bunten Schwanzfedern in die Hinterpforte. Und als er vor Schmerzen umherhüpfte, ahmte der barbarische Chor das Krähen des Hahns nach: »Ü-ü-ü-üüüüh!«
    Auch der Diakon Chundo bekam sein Teil. Weil er nun einmal nicht anders konnte, eiferte er gegen dieses gottlose Treiben.
    Es wurde schon dunkel, Fackeln waren entzündet, und einer hielt die Flamme an sein Gewand. Da hüpfte und sprang nun auch er, warf sich zur Erde und wälzte sich. Schließlich erstickte er das Feuer, doch blieben große Löcher in

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