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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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nicht«, sagte der Patricius, die Stimme ebenfalls dämpfend, »aber bald werden wir verheiratet sein. Ich kann nicht dulden, dass du so offen mit diesem Schnösel schöntust. Es untergräbt meine Autorität. Steig ein!«
    »Ich fahre mit Naevia, sie hat mich eingeladen!«
    »Ich sage, steig ein!«
    Er ließ sie nicht los. Sie musste die drei Sprossen der kurzen Leiter hinaufsteigen, die der Wagenlenker am Eingang angelehnt hatte. Sie warf sich auf das Polster einer Sitzbank. Wütend riss sie sich das vom Regen durchweichte Umschlagtuch vom Kopf. Sie trug keine Perücke, das kurzgeschnittene, krause Haar klebte an ihrer feuchten Stirn. Die schwarzen Augen sprühten Funken.
    »Was hast du da gerade gesagt? Bald werden wir verheiratet sein?«
    Syagrius hatte sich mit Hilfe des Kutschers hereingewälzt. Ächzend ließ er sich neben ihr auf der Bank nieder.
    »Das werden wir«, sagte er grimmig. »Ich stehe zu meinem Wort. Auch jetzt noch.«
    Die Pferde zogen an. Bei ihrem Getrappel und beim Knarren der Räder konnte der Unfreie auf der Kutscherbank das Gespräch nicht mithören.
    Syagrius neigte sich zu Scylla und fügte hinzu: »Deshalb hast du sie ja wohl auch umgebracht!«
    Die Griechin schwieg einen Augenblick betroffen. Dann lachte sie auf.
    »Was? Umgebracht? Du bist wahnsinnig. Ich soll sie umgebracht haben? Warum denn?«
    »Weil du meintest, dass es jetzt Zeit für sie war, dir Platz zu machen.«
    »Wie? Gerade jetzt?«
    »Noch bin ich mächtig. An dieser Macht willst du Anteil haben, bevor es zu spät ist. Wir haben gerade erlebt, wie schnell sich ändern kann, was man für unabänderlich hielt. Du konntest nicht mehr warten.«
    Scylla lachte abermals auf und fragte spöttisch: »Wie, wo und wann soll ich denn deine Alte ermordet haben? Nun? Antworte mir!«
    »Du wirst es schon wissen. Du hast ja Erfahrung in solchen Dingen.«
    »Erfahrung?«
    »In der Kunst, jemanden loszuwerden, der lästig ist. Man hat mir berichtet, dass es einen heftigen Auftritt gab. Du warst vor ihr in Paris. Als sie eintraf, hattest du dich im Palast schon breitgemacht. In den Gemächern, die man für Gäste von höchstem Rang bereithält.«
    »Bin ich denn nicht eine von denen?«
    »Noch nicht!«
    »Aber der Hausherr hatte mir diese Wohnung zugewiesen.«
    »Titus Larcius, der Leichtfuß. Es war sicher nicht schwer, den zu bezirzen. Auf ihr Drängen habe ich ihn zum Präfekten gemacht, damit er in Soissons nicht verlotterte. Aber so dankte er es ihr! Sie war völlig im Recht, als sie von dir verlangte, die Gemächer wieder zu räumen.«
    »Sie benahm sich wie eine Furie!«
    »Ja, und die Aufregung griff sie so an, dass sie plötzlich in Ohnmacht fiel. Da gabst du ihr etwas ein, das sie wiederbeleben sollte. Das tat es auch, doch nur vorübergehend. Wahrscheinlich wäre sie auch ohne dein Mittel erwacht. Aber kurze Zeit später starb sie daran.«
    »Wer hat dir denn diesen Unsinn erzählt? Sie zeterte, schrie und fiel um. Da ließ ich Wasser holen, sie trank, kam wieder zu sich und wurde von den Mägden zu Bett gebracht. Und nach einer Weile war sie dann tot. Wie hätte ich ihr denn ein Mittel verabreichen können!«
    »Nun hast du es also geschafft«, fuhr Syagrius fort, den Einwand überhörend. »Ich habe immer damit gerechnet, dass es auf diese Weise geschehen würde. Obwohl ich es gern vermieden hätte. Aber wenn du …«
    »Ich höre mir das nicht länger an!«, sagte sie schrill und sprang von der Bank auf. Das Geschaukel des Wagens brachte sie aus dem Gleichgewicht, und sie musste sich auf die Schulter des Patricius stützen. Dann klopfte sie dem Wagenlenker mit der Faust auf den Rücken und schrie: »Anhalten!«
    Der Mann sah sich um.
    »Fahr weiter, Blago! Weiter, weiter!«, rief der Patricius.
    Scylla trat an die Tür der Carruca und wollte den Riegel zurückschieben. Aber Syagrius beugte sich zu ihr, packte sie und nötigte sie auf die Bank zurück.
    »Spiel dich nicht auf! Und lass dir nicht einfallen, dich bei irgendjemandem über mich zu beklagen. Bring mich hier nicht noch in neue Schwierigkeiten. Das fehlte noch! Davon habe ich schon mehr als genug, nach allem, was in den letzten Tagen passiert ist. Bis jetzt ist von Mord nicht die Rede, aber wenn erst einmal so ein Gerücht aufkommt, wird man mich schnell damit in Zusammenhang bringen. Ihr Neffe wird schon dafür sorgen. Schließlich bekommt er fast nichts, aber ich bin ihr Haupterbe. Und man weiß auch, dass ich jetzt Geld brauche, viel, sehr viel Geld, um neu zu

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