Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
rüsten und mich zu verteidigen. Man wird glauben, ich wollte verhindern, dass sie in ihrer Dummheit und Frömmelei alles den Pfaffen gab, um Messen zu lesen und anderen Firlefanz zu treiben, der uns in unserer Lage nicht helfen würde. So gesehen, habe ich gar nichts dagegen, dass du ihr zur ewigen Ruhe verholfen hast.«
    »Ich war es nicht!«, rief die Griechin zornbebend.
    »Gut, gut, du warst es nicht! Sprechen wir nicht mehr davon. Was geschehen ist, ist geschehen. Nach einer angemessenen Trauerzeit, die ich kraft meiner Autorität als Patricius und in Anbetracht unserer ungewöhnlichen Lage abkürzen werde, heiraten wir. So wie ich es dir versprochen hatte für den Fall ihres Todes. Du bist zwar ein Ungeheuer wie deine Namenspatronin, aber ich liebe dich nun einmal. Ich bin vernarrt in dich, Gott vergebe es mir. Es tut mir gut, wenn du in meiner Nähe bist, auch wenn ich dich im selben Augenblick noch so abscheulich finde. Und ich bin überzeugt, dass unsere Ehe auch für das letzte römische Reich auf gallischem Boden gut sein wird. Als meine Gemahlin wirst du noch viel Gelegenheit finden, deine schönen Talente zu entfalten – zum Nachteil unserer Feinde. Darauf vertraue ich fest. Enttäusche mich nicht!«
    »Ah, du verlangst, dass ich dich nicht enttäusche!«, erwiderte sie höhnisch. »Du brauchst mich als Komplizin, als Mittäterin bei den Schurkereien, mit denen du dich an der Macht halten willst. Ein paar Gemeinheiten musst du nun schon begehen, du armer Verlierer, sonst geht es dir endgültig an die Gurgel. Die Stimmung hier in Paris ist gereizt, und es gibt Leute, wichtige Leute, die dich am liebsten gleich in die Seine werfen würden. Für viele bist du schon fast so tot wie deine Alte. Man schließt Wetten darüber ab, wie viel Zeit dir noch bleibt bis zur Höllenfahrt. Und so einen sollte ich noch heiraten wollen? Um noch hineingezogen zu werden – in seinen Untergang? Dafür sollte ich sogar einen Mord begangen haben? Wie töricht, wie dumm wäre das gewesen! Wie kannst du mich so genau kennen und einen so lächerlichen Verdacht hegen! Wahrhaftig, in diesen Tagen hast du wohl nicht nur dein halbes Reich eingebüßt, sondern mindestens auch die Hälfte deines Verstandes!«
    Syagrius starrte die Griechin so ungläubig an, dass es schien, als wollten seine Augen nun vollständig aus den Höhlen treten.
    »Du willst damit sagen«, stieß er hervor, »dass du es ablehnen würdest, meine Gemahlin zu werden?«
    »Das würde ich nicht nur, das werde ich!«, erwiderte Scylla kalt. »Ich habe nicht die Absicht, schon jetzt dort zu landen, wo wir gerade herkommen.«
    »Du verschmähst es«, schrie er außer sich, »die Frau des einzigen römischen Herrschers in der ganzen westlichen Welt zu werden?«
    Sie lachte verächtlich auf.
    »Du meinst, die Frau des letzten römischen Türhüters, den man gerade mit einem Fußtritt davongejagt hat und den niemand mehr haben will. Du hast recht, die will ich nicht werden!«
    »Du kretische Hafenhure! Seeräuberflittchen! Tochter eines Schiffskapitäns! Du wagst es? Du Mörderin deines Gatten … Spionin … Verräterin …«
    »Hast du jetzt vollkommen den Verstand verloren?«
    Sie beschimpften sich weiter. Dabei bemerkten sie nicht, dass die Kolonne der von der Nekropole zurückkehrenden Reiter und Gespanne ins Stocken geraten war. Die Stadt war bereits erreicht. Aber der Wagen des Patricius war kurz vor dem Forum in einer Gasse eingeklemmt. Noch immer regnete es heftig.
    Erst als von der Kirche Saint Étienne ein Haufen Bettler herüberkam und unter Geheul und Gejammer den Wagen umdrängte, wurde Syagrius aufmerksam. Er schrie dem Kutscher zu, dass er das Pack vertreiben solle. Dies taten aber schon die Männer seiner Leibwache, die den Wagen zu Pferde begleiteten. Mit den flachen Klingen ihrer Schwerter schlugen sie auf die Leute ein. Syagrius und Scylla schwiegen jetzt. Starr blickten sie aneinander vorbei und warteten auf das Ende des ärgerlichen Zwischenaufenthalts.
    Von vorn drängte sich ein Reiter heran. Zwischen den gestauten Wagen und den Wänden der niedrigen Häuser kam er näher. Syagrius sah ihn und zog den Vorhang seines Wagenfensters zurück.
    »Was gibt es?«
    Der Reiter war Gaius Larcius. Er beugte sich aus dem Sattel herab, schob den Helm ein wenig zurück und warf Scylla einen raschen Blick zu.
    »Eine Meldung, Onkel«, sagte er dann zu Syagrius. »Jetzt wird es ernst!«
    »Was? Was?«
    »Sie sind da.«
    »Wer ist da?«
    »Die

Weitere Kostenlose Bücher