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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Franken.«
    »Oh Gott, schütze uns!«, rief Scylla.
    Syagrius warf ihr einen stieren, hasserfüllten Blick zu. Dann fuhr er den Neffen an: »Und weiter? Weiter? Wie viele – und wo? Die Meldung! Die Meldung, Präfekt!«
    »Zwei Meldungen. Die erste: Ein Vorposten ist mit der Nachricht gekommen, dass ein fränkischer Haufen anrückt. Mindestens dreihundert Mann zu Pferde. Wohl nur eine Vorhut.«
    »Und die zweite Meldung? Nun? Nun?«
    »Sie sind schon am gegenüberliegenden Ufer. Haben die Turmwache angerufen. Fordern deine Auslieferung.«
    »Meine Auslieferung?«, wiederholte Syagrius. Und als habe er nicht richtig verstanden: »Sie fordern tatsächlich meine Auslieferung?«
    »Deine und die dieser edlen Dame«, sagte der junge Präfekt.
    »Auch meine?«, rief Scylla.
    »Du hast wohl gehofft, dich noch von mir abzusetzen«, sagte Syagrius mit Häme. »Zu spät!« Und zu Larcius: »Dreihundert, sagst du? Am anderen Ufer?«
    »Es können auch vierhundert oder mehr sein. Bei diesem Wetter ist das schlecht auszumachen.«
    »Ist Chlodwig dabei? So rede doch. Ist er dabei?«
    »Den kennt ja hier keiner«, sagte Larcius. »Aber ein anderer wurde erkannt. Wohl der Anführer dieser Truppe. Es ist der Einäugige, der früher …«
    »Baddo!«, schrie die Griechin.
    »Wissen sie, dass ich draußen bin?«, fragte Syagrius hastig.
    »Keine Ahnung.«
    »Vielleicht sind sie schon weiter oben!«
    »Wo denn?«
    »Nun, bei dieser Furt. Um herüberzukommen. Weißt du das auch nicht?«
    »Nein.«
    »Was weißt du denn, Kerl?«, brüllte der Patricius plötzlich. »Was habe ich da für einen Esel zum Präfekten gemacht? Sein Herrscher ist in höchster Gefahr – und er weiß nichts, unternimmt nichts! Was ist da vorn los? Warum geht es nicht weiter?«
    »Ein Wagen ist wegen Überladung zusammengebrochen.«
    »Wie denn das? Was soll das bedeuten? Dahinter steckt doch eine Absicht. Überladung! Man blockiert die Straße. Man will mich hindern, die Festung zu erreichen! Ich bin hier von Feinden umgeben, die mich loswerden wollen! Das habe ich gerade erfahren von dieser … dieser …«
    »Onkel, beruhige dich!«
    »Ihr habt mich herausgelockt, ihr Schufte! So weit wie möglich, damit ich nicht wieder die sicheren Mauern erreiche! Sogar eure Heilige hat mitgespielt! Ihr seid alle Verräter! Ihr wollt mich vernichten! Ihr seid schon mit den Barbaren im Bunde! Oh Rom, nun ist wirklich dein Ende gekommen! Quiriten, das ist euer letztes Aufgebot! Schande, Schande …«
    Er fuhr fort, hysterisch zu lamentieren.
    Dabei schlug er die Hände vor das Gesicht und bemerkte nicht, wie Scylla aufstand. Rasch entriegelte sie die Tür und sprang hinunter auf die Straße.
    »Schnell«, schrie sie Larcius zu. »Bring mich fort! Bring mich in die Festung zurück! Sonst bin ich verloren!«
    »Lauf hinüber zum Forum! Ich komme nach!«
    Sie raffte den Mantel und ihre Stola und rannte. Als sie das Forum erreichte, hatte der Präfekt schon sein Pferd aus dem Gewirr des Wagenstaus her ausmanövriert und erwartete sie.
    »Hilf mir hinauf!«, rief sie. »Der alte Schmutzfink hat mir gerade einen Antrag gemacht. Das fehlte mir, den jetzt noch zu heiraten! Lass ihn draußen und mach das Tor zu, damit die Franken ihn einfangen. Dann sind wir ihn los!«
    Sie saß hinter ihm auf, und er nahm den Weg an den Thermen vorüber. An der Brücke saßen sie ab, und er fasste sie bei der Hand und führte das Pferd am Zügel.
    Auch Syagrius erreichte die Festung, allerdings erst gegen Abend und mehr tot als lebendig vor Angst. Er wurde eingelassen. Larcius hatte nicht den Mut, ihn zurückzuweisen.
    Allmählich beruhigte sich der Patricius. Sein Verdacht bestätigte sich nicht. Das Gerücht, die Franken seien im Anmarsch, hatte in den Vierteln des linken Flussufers Panik ausgelöst. Einige Gassen wurden verstopft, weil die Einwohner hastig Karren und Lasttiere mit ihren Habseligkeiten beluden. Sie befürchteten, nach ihrer Flucht hinter die Mauern der Flussinsel später nichts mehr vorzufinden, nicht einmal ihre Häuser. Viele Gefährte der Trauergesellschaft wurden angehalten und unter Drohungen gegen die Insassen erst einmal mit allen möglichen Gütern beladen. Infolge der Überbelastung war einer der Wagen zusammengebrochen und hatte das stundenlange Chaos verursacht.
    Die Franken kamen nicht über die Seine. Sie hielten noch eine Weile an dem fast unbewohnten rechten Ufer. Unter dem grauen Himmel und durch die immer heftiger herabströmenden Wassermassen waren sie kaum

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