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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Birne, dort ein Stück Käse nahmen, natürlich ohne zu bezahlen. Obwohl die einheimischen Marktaufseher immer wieder versicherten, der Frankenkönig habe Beutemachen und Diebstahl bei seinen Männern jetzt unter Strafe gestellt, konnte man vor deren Frechheit und Habgier nicht sicher sein. Nur wenn ein honoriger Bürger der Stadt vorüberging, den man kannte, wurde verstohlen ein Ärmel hochgeschoben und ein goldenes Armband gezeigt. Oder ein Mantel wurde mal kurz zurückgeschlagen, und es kamen silberne Löffel oder ein Pelz darunter zum Vorschein.
    In einer Ecke des Marktes, an der Palastmauer, standen zwei junge Leute, die so viel Vorsicht anscheinend nicht für nötig hielten. Sie boten schöne Fuchspelze feil, die sie für jedermann sichtbar über den Rücken einer kleinen Stute gelegt hatten. Es waren ein Bursche und ein Mädchen, beide wohl höchstens zwanzig Jahre alt. Dieses Alter konnte freilich nur geschätzt werden, denn die Gesichter waren schmutzig und dazu stellenweise von Ruß geschwärzt, so als kämen die beiden aus einer Köhlerei im Wald. Der junge Mann hatte überdies seine Kappe tief in die Stirn gezogen, die Haare des Mädchens fielen in langen Zotteln über Nase und Wangen.
    Gekleidet waren die beiden bäurisch, eher ärmlich, sie trugen grobe Kittel und ausgetretene Schuhe. Auffallend war, dass sie keine Anstalten machten, ihre Ware zu verkaufen. Sie beachteten kaum die Leute, die sich näherten, die Pelze befingerten, nach dem Preis fragten.
    Vielmehr betrachteten sie alles ringsum voller Neugier und tauschten unentwegt Bemerkungen. Auch der Kontrast zwischen der dürftigen, abgerissenen, unsauberen Erscheinung der jungen Leute und ihrer wertvollen Ware war befremdlich. Es befanden sich zwar nicht wenige auf dem Markt, die Diebesgut losschlugen, doch tat es niemand mit so dreister Offenheit. Ein Scrinarius der städtischen Verwaltung, der als Marktaufseher umherstrich, hatte daher schon bald ein Auge auf die beiden, die er überdies nie in der Stadt gesehen hatte. Unauffällig stellte er sich in ihre Nähe und versuchte, etwas von ihrem Gespräch aufzuschnappen.
    Er staunte nicht wenig und schob sich näher heran. Die beiden unterhielten sich in gutem Latein. Es gab in der Stadt und ihrer Umgebung kaum Leute aus den niederen Ständen, die die Sprache der Römer – wenn überhaupt – nicht mit starker gallischer Dialektfärbung sprachen. Latein schien zwar auch nicht die Muttersprache des eigenartigen Pärchens zu sein, doch ohne Zweifel waren es Fremde.
    Noch mehr überraschte den Lauscher der Inhalt der Unterhaltung.
    »Sieh doch mal den da drüben«, sagte das Mädchen. »Mir ist so, als hätte ich den schon einmal gesehen.«
    »Scheint ein Irrtum zu sein«, erwiderte der junge Mann, der eine helle, klare Stimme hatte. »Ich sehe nur Feinde. Überall Feinde. Da kommt schon wieder ein Trupp heranmarschiert.«
    »Alles stimmt, was man uns erzählt hat.«
    »Aber vielleicht ist doch nicht alles verloren.«
    »Es ist so, als wäre hier gar nichts passiert«, sagte das Mädchen weinerlich. »Als ob es gar keinen Krieg gegeben hätte. Und doch ist es schrecklich. Ich glaube …«
    Der Magistratssekretär verstand nicht, was weiter zwischen den beiden geredet wurde, weil in der Nähe ein heftiges Gefeilsche um einen Laib Brot begann. Im ersten Augenblick wollte er die Störer wegscheuchen. Aber dann hielt er es für besser, sich nicht bemerkbar zu machen. Er rührte sich nicht und wartete ab.
    Nach einer Weile hörte er den jungen Mann sagen: »Egal, wir müssen hinein. Wir müssen wissen, ob sie da drinnen sind!«
    »Ach, sie sind sicher alle tot«, sagte das Mädchen aufschluchzend.
    »Heul doch nicht. Vielleicht sind sie davongekommen. Wir können vielleicht etwas für sie tun.«
    »Was denn? Was können wir denn noch machen? Was? Was?«
    »Das werden wir sehen, wenn wir auf der anderen Seite des Tors sind. Wir müssen nur irgendwie an der Wache vorbei.«
    »Das schaffen wir nicht.«
    »Versuchen müssen wir es.«
    »Ich habe Angst! Oh, ich hasse ihn, ich könnte ihm einen Dolch ins Herz stoßen, diesem …«
    »Nicht so laut! Willst du vielleicht erkannt und in einen Kerker geworfen werden, ehe es uns gelungen ist …«
    »Lass uns gehen. Es hat keinen Sinn. Nein, nein! Ich habe dazu nicht den Mut.«
    »Aber wir wissen doch noch gar nichts Genaues! Wir haben ja auch noch mit niemandem gesprochen.«
    »Ach, ich verstehe die Leute hier nicht. Ihre seltsame Sprache …«
    »Wir müssen

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