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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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noch zu erkennen. Sie schickten auch noch einige Male Männer vor, die mit lauter Stimme die Auslieferung der beiden Personen verlangten. Auch ein Pfeil wurde über die Mauer geschossen, in dessen hohlem Schaft ein Stück Pergament mit derselben Forderung steckte – »im Namen des Königs Chlodovicus«, der sich im Weigerungsfall die Genannten holen werde. Von der Festungsmauer wurden ein paar Geschosse abgefeuert. Sie erreichten den Feind am Ufer nicht und klatschten ins Wasser. Kurz bevor sich die Dämmerung senkte, verschwanden die fränkischen Reiter.
    Am nächsten Tag kamen sie nicht wieder.

Kapitel 11
    Nachdem Ragnachar und Chararich mit ihren beutegierigen Horden vertrieben waren, begann sich das Leben in der Stadt Soissons zu normalisieren. Die Bewohner wagten sich wieder auf die Straße, weil sie nicht mehr befürchten mussten, ständig belästigt oder während ihrer Abwesenheit ausgeraubt zu werden. Dazu trug auch der Umstand bei, dass sie jetzt wieder die altvertrauten Uniformen in den Straßen und an der Festungsmauer sahen. Chlodwigs Entscheidung, die gefangenen Legionäre nach und nach in seine Streitmacht aufzunehmen, erwies sich somit auch in Bezug auf den inneren Frieden als vorteilhaft. Zwar wusste jeder, dass ein neuer Herrscher in den Palast eingezogen war, doch war es beruhigend, wieder römisches Militär patrouillieren zu sehen.
    Chlodwig ließ denn auch, wie ihm Baddo geraten hatte, gezielt verbreiten, er habe die Stadt und das Umland in seiner Eigenschaft als magister militum eingenommen, weil er nicht mehr mit ansehen konnte, wie die Misswirtschaft und die Sorglosigkeit des Syagrius die von allen Seiten bedrohte Provinz Belgica II allmählich in den Abgrund zogen.
    Bei den Zusammenkünften mit den Magistraten, die er regelmäßig in den Palast befahl, versäumte er niemals, auf die traditionelle Freundschaft zwischen Römern und Franken hinzuweisen und die Verdienste seiner Vorfahren, ganz besonders aber seines Vaters Childerich, um die Verteidigung des römischen Besitzstands in Gallien zu rühmen. Wenn er ausritt, dann mit allen äußeren Zeichen eines römischen Feldherrn, an die er sich allmählich gewöhnte: Lederpanzer, Helm mit leuchtendem Federbusch und viel Gold und Flitter. Und auch den Anführern seiner Gefolgschaft, den neuen Würdenträgern befahl er, sich wenigstens teilweise römisch auszustatten.
    Sogar das einfache fränkische Kriegsvolk wurde angewiesen, sich aus den Magazinen und Waffenlagern der Legionslager zu versehen. So sollte jeder Mann irgendetwas am Leibe haben, das ihn als Föderaten und Kämpfer einer Auxiliareinheit auswies.
    Einer trug die Lorica, das Panzerhemd, auf der Brust, ein anderer die Galea, den Helm mit Nackenschutz, auf dem Kopf, ein Dritter den Gladius, das römische Kurzschwert, an der Seite. Chlodwig wollte so schnell wie möglich vergessen machen, wie er hier eingezogen war – als Häuptling wüster Haufen von Räubern und Schlagetots.
    Wenn nach Sonnenaufgang die Tore geöffnet wurden, kamen auch wieder Bauern der Umgebung herein, die ihre Karren auf den Markt vor dem Palast schoben. Viele litten allerdings schwer unter den Folgen der fränkischen Raubzüge, und ihre Angebote waren nur kümmerlich. Ein Säckchen mit Dinkel oder Hafer, ein Korb mit Kohl und Runkelrüben, eine Kiste mit Äpfeln, ein paar Fläschchen mit Öl, das aus Raps oder Bucheckern gepresst war … mehr hatten die meisten nicht auf ihrem Karren. Manche trieben auch Tiere herein, die die Plünderer verschmäht hatten, eine magere Ziege oder ein kränkliches Schaf. Wer ein Huhn oder Schwein zu verkaufen hatte, konnte das Drei- bis Fünffache des Preises verlangen, den er zu normalen Zeiten erzielt hätte.
    Die Schlachter kamen zum Markt und führten Hunde und Esel weg, um kurze Zeit später ihr Fleisch den hungernden Stadtbewohnern als Hase und Rind zu verkaufen. Am lebhaftesten ging es bei den Fischern zu, die wie immer ihren frischen Fang aus der Aisne hereinbrachten. Jäger machten sogar mit Krähen und Bibern Geschäfte.
    In ihrer Not boten Bauern und Städter auch alles Mögliche feil, das sich irgendwie zu Geld machen oder tauschen ließ. Darunter war mancher wertvolle Gegenstand, der rechtzeitig vergraben oder vor den Plünderern versteckt worden war. Man war allerdings vorsichtig mit den Leuten, die man als mögliche Käufer ansprach. So mied man die Franken, wenn sie schwer bewaffnet über den Markt schlenderten, ungeniert in die Körbe griffen und sich hier eine

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