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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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erkunden, was wirklich passiert ist.«
    »Was gibt es denn da noch zu erkunden?«, sagte das Mädchen. »Es ist alles verloren, alles vorbei! Sieh dich doch um. Da, schon wieder welche von denen.«
    »Die sollen sich nur nicht so sicher fühlen!«, sagte der Jüngling gepresst. »Die Unseren haben sich überrumpeln lassen. Aber das kann wieder anders kommen. Ich habe schon eine Idee, wie wir’s machen … wie wir hineinkommen! Wir tun zuerst so, als ob wir …«
    Wieder verstand der Lauscher nichts mehr. Zwei Männer stritten sich um ein verzweifelt gackerndes Hühnchen, das der eine an den Krallen, der andere an den Flügeln gepackt hatte. Offenbar wollte der Käufer den ausgehandelten Preis nicht mehr bezahlen. Als Aufseher hätte der Scrinarius eingreifen müssen. Doch er war viel zu sehr mit dem gerade Gehörten beschäftigt. Er murmelte einen Fluch, weil er das Wichtigste nun verpasste, und überlegte einen Augenblick, was zu tun sei. Ein Senator hatte versprochen, ihm einen Posten in der fränkischen Palastverwaltung zu verschaffen, und so lag ihm daran, sich den neuen Herren gefällig zu zeigen. Er warf noch einen Blick auf das verdächtige Pärchen, das offenbar immer noch uneins war. Dann schlich er davon. Dabei trat er so vorsichtig auf, als fürchtete er, als könnte jemand trotz des Marktlärms seine Absicht erraten.
    Kurze Zeit später traten plötzlich von links und rechts Bewaffnete an die jungen Leute heran, bogen heftig ihre Arme nach hinten und banden ihnen die Hände. Die beiden schrien vor Schmerz, doch bevor sie protestieren konnten, hatten sie schon Knebel im Mund. Einer der Männer schlitzte den Rock des Mädchens mit seinem Dolch auf, riss ihn ihr vom Leibe und in Streifen und verband den beiden die Augen.
    So wurden sie über den Markt geschleppt. Durch das Tor, das sie gern auf eigene Faust durchquert hätten, wurden sie in den Palasthof gestoßen.
    Die drei Legionäre, die sie verhaftet hatten, stritten einen Augenblick darüber, wem sie sie vorführen sollten. Sie einigten sich auf ihren Zenturio. Aber damit war der wachsame Magistratssekretär, der sie begleitete, nicht einverstanden. Er war sicher, es handelte sich bei den beiden um Spione des Feindes, des geflohenen Patricius. Wahrscheinlich hatte er, indem er sie festnehmen ließ, sogar einen Anschlag auf den neuen Herrscher vereitelt. Das dunkle Gerede der beiden ließ ja zweifelsfrei auf verbrecherische Absichten schließen. Der Scrinarius fand, er habe für seine Achtsamkeit ein Lob von höchster Stelle verdient. Und er sah sich bereits mit einem königlichen Geschenk und einem viel bedeutenderen Posten belohnt als dem, den ihm der Senator verschaffen konnte.
    So bestand er darauf, die beiden Verhafteten gleich dem König und Heermeister selbst vorzuführen.

Kapitel 12
    Chlodwig befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer der großen Lagerhallen, die um den Wirtschaftshof des Palastes gruppiert waren. Hier war nun endlich mit der Verteilung der Kriegsbeute begonnen worden, auf die das Heer der Tournaier Franken mit Ungeduld wartete.
    Mehrere Tage lang hatte Droc, der dazu ernannte Kommissar, mit seinen Helfern die Beutestücke geordnet. Fein säuberlich war alles bereitgelegt, aufgehäuft und gestapelt: Waffen, Kleidungsstücke für Männer, Frauen und Kinder, Gürtel, Armreife, Halsketten, Ohrringe, Schuhe, Handwerkszeug, Acker- und Haushaltsgeräte, Krüge, Becher, Schalen, Kessel, Stühle, Bänke, Truhen, Betten, Spinnrocken, Porträtskulpturen, Spielbretter, Pferdegeschirr, Musikinstrumente, allerlei Behältnisse vom Reliquienkästchen bis zum Wassereimer und natürlich Geld, viel Geld, Körbe voller Gold- und Silbermünzen.
    Zu den Beutestücken der Tournaier, die mit mehr oder weniger Nachdruck als »Geschenke für die Befreier« aufgebracht waren, kam das von den Villen und Dörfern des Umlands herangeschleppte Raubgut der Cambraier und Tongerer. Es bestand natürlich vor allem aus Vieh und Geflügel, das auf einer an die Lagerhalle grenzenden Wiese auf seine neuen Besitzer wartete. Zur Verlosung unter die etwa sechstausend Männer und die Familien der in der Schlacht Gebliebenen mussten die Beutestücke dann noch auf ihren Wert geschätzt und zu Loseinheiten zusammengestellt werden, damit niemand benachteiligt wurde.
    Zunächst aber galt es, den Anteil des Königs zu sichern. Nach altem Brauch und Gesetz der Franken stand ihm ein Fünftel der beweglichen Kriegsbeute zu. Dazu wurde freilich nicht gezählt, was im Palast

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